05.11.2017 21:00 Uhr

Wenn selbst Exorzisten nichts helfen

Trainer Oliver Lederer kann wohl am wenigsten für die Misere
Trainer Oliver Lederer kann wohl am wenigsten für die Misere

Fauler Zauber in St. Pölten? Am Sonntag präsentierte sich Schlusslicht SKN St. Pölten gegen Meister Salzburg lange von seiner besten Seite. Bis Elferkönig Lonsana Doumbouya erstmals vom Punkt versagte.

Drei Punkte aus 14 Spielen! Ist der SKN aktuell der schwächste Erstligist in Europa? Nein. Auch anderswo schaut's zappenduster aus. In den 55 Mitgliedsverbänden der UEFA stehen die Hobbytruppen von SS Murata (San Marino) und Lynx FC (Gibraltar) noch schlechter da, allerdings sind dort weniger Runden gespielt.

Profitruppen gibt's derzeit drei mit weniger Punkten auf dem Konto als der SKN: Vitosha Bistrita (Bulgarien), den 1. FC Köln (Deutschland) und das noch punktelose Benevento Calcio (Italien) - bei ähnlich weit fortgeschrittenen Meisterschaften.

Hexen engagierten Exorzisten

Bei Benevento Calcio tun sich erstaunliche Parallelen zum SKN auf: Erfolgstrainer Marco Baroni wurde heuer - so wie Karl Daxbacher letztes Jahr beim SKN - Ende Oktober entlassen und das nach dem erstmaligen Aufstieg in die höchste Spielklasse. Beide Klubs packte die Transferwut. Benevento transferierte 34 Spieler, der SKN zunächst 37 Spieler und diesen Sommer schon wieder 22.

Die Fans von Benevento sammelten sogar Geld und konsultierten einen Exorzisten, um endlich Punkte einzufahren. Erfolglos. Hintergrund: Das Vereinswappen ziert eine Hexe, nachdem der Legende nach unweit des Stadions ein vom Germanengott Odin geweihter Nussbaum gestanden haben soll, in dessen Schatten sich die Hexen von Benevento im 7. Jahrhundert angeblich versammelten.

Voodoo-Atacke von Doumbo?

Beim SKN vermutete vor Saisonbeginn Stürmer Kevin Luckassen faulen Zauber. "Der hat geglaubt, dass Lonsana Doumbouya eine Voodoo-Puppe von ihm gemacht hat und er deswegen kaum Energie hat", weiß der ehemalige SKN-Sportdirektor Frenkie Schinkels zu berichten. Er hatte Luckassen, der in den Niederlanden als eines der größten Talente galt, von Slovan Liberec (CZE) geholt. Familie Luckassen - Kevins kleiner Bruder Derrick ist Innenverteidiger bei PSV - stammt aber aus Ghana, wo der "Voodoo-Kult" nach wie vor weit verbreitet ist.
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Den Senegalesen Doumbouya verpflichtete der SKN pikanterweise, weil man den Elfmeter-Streithanseln Daniel Lucas Segovia und Alhassane Keita Ende Jänner den Laufpass gab. "Doumbo" - wie ihn seine Kollegen nennen - hat im Frühjahr auch alle seine drei Tore aus Elfmetern erzielt. Sonntag bei der 1:3-Heimniederlage gegen Salzburg "versagte" der bullige Mittelstürmer erstmals vom Punkt. Ein Nadelstich ins pulsierende Wolfsherz beim Stand von 1:1, Sekunden vor dem Pausenpfiff.
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Stimmt der Energiehaushalt?

Nach der Abkommandierung von Langzeit-Athletik-Trainer Christoph Reisiger zu den Wölfinnen (SKN Frauen) dürfte es den Wölfen jedenfalls doch auch an Energie fehlen. In den Spielminuten 1 bis 30 und 46 bis 74 haben die Bundesliga-Prügelknaben eine Torbilanz von 8:15 aufzuweisen, in den Schlussviertelstunden (inklusive Nachspielzeit) 2:18! Freilich laufen sie da einem guten Ergebnis auch meist schon hinterher. 

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Thomas Schöpf

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