10.11.2017 08:52 Uhr

Ohne Kane und Alli: Die Three Lions im Check

Marcus Rashford und Eric Dier - zwei englische Hoffnungsträger
Marcus Rashford und Eric Dier - zwei englische Hoffnungsträger

Die deutsche Nationalelf trifft im Länderspiel-Klassiker am Freitagabend auf England. Beim Testspiel in Wembley müssen die Three Lions jedoch auf einige Stars verzichten. Wieso das Spiel für die DFB-Elf trotzdem kein Selbstläufer wird, analysiert weltfussball im Gegner-Check!

Formkurve

Nach dem peinlichen Aus im EM-Achtelfinale 2016 gegen Island hat sich in Englands Nationalteam einiges getan. Mit acht Siegen und zwei Unentschieden spazierten die Briten unter der Leitung ihres neuen Teamchefs Gareth Southgate souverän durch die WM-Qualifikation.

Über weite Strecken überzeugten die Three Lions in ihrer Gruppe auch spielerisch. Am Ende lösten sie das WM-Ticket aber durch zwei eher schmeichelhafte 1:0-Siege gegen Slowenien und in Litauen.

Als Torschütze glänzte in beiden Partien wieder einmal Harry Kane. Am Freitag muss Englands erfolgreichster Stürmer aber passen: Wie schon bei der knappen Niederlage gegen Deutschland im März fällt der Spurs-Angreifer verletzt aus.

Player to watch

Damit trägt sich Kane in eine prominente Liste ein: Auch Jordan Henderson, Dele Alli, Raheem Sterling und Harry Winks sagten kurzfristig ab. Die vielen Ausfälle bieten gleichzeitig aber eine Chance für die vielen jungen, hungrigen Spieler aus Englands goldener Generation.

Vor allem sollte das deutsche Team Marcus Rashford im Auge behalten. Der flinke, dribbelstarke 20-Jährige von Manchester United startete in den letzten drei Länderspielen jeweils auf dem linken Flügel. In Abwesenheit von Kane könnte er aber auch als Mittelstürmer oder neben Jamie Vardy in einer Doppelspitze beginnen.

Durch die Verletzung von Henderson rückt auch Eric Dier noch mehr in den Fokus. Mit seinen 23 Jahren hat der defensive Mittelfeldspieler von Tottenham Hotspur bereits 21 Länderspiele auf dem Buckel. Im Test gegen die DFB-Elf soll der 1,89-Meter-Hüne nun auch die Fäden ziehen und als Ersatzkapitän Verantwortung übernehmen.

Außenseiterchancen auf einen Platz in der Startelf haben der 20-jährige Angreifer Tammy Abraham von Swansea City und der 21-jährige Mittelfeldmann Ruben Loftus-Cheek von Crystal Palace. Beide stehen nach starken Leistungen in der Premier League vor ihrem Länderspiel-Debüt.

Trainer

"Dies ist die Gelegenheit, neue Spieler und eine andere Spielweise zu sehen", kündigte Gareth Southgate angesichts der dünnen Personaldecke an. Der Coach hat es geschafft, nach vielen Jahren und verkorksten Turnieren wieder frischen Wind in die Mannschaft des Weltmeisters von 1966 zu bringen.

Der 57-fache Nationalspieler Englands passt dabei eigentlich kaum zum Selbstverständnis der FA. Weder als Spieler noch als Trainer konnte der frühere Innenverteidiger besondere Erfolge vorweisen. Bei seiner einzigen Vereinsstation als Teammanager stieg er mit dem FC Middlesbrough sogar ab.

Nach der EM-Blamage stieß die FA dennoch auf Southgate, der seit 2013 Trainer der englischen U21-Auswahl war. Der 47-Jährige lehnte den Job zunächst gleich zweimal ab, übernahm den Posten im November 2016 nach dem Blitz-Aus von Sam Allardyce dann aber doch.

Southgate gilt als intelligenter Fachmann, der eine klare taktische Idee verfolgt und die Jugend fördert. Es kommt daher nicht überraschend, dass einige seiner früheren U21-Schützlinge schneller als auf der Insel gewohnt zu festen Größen in der A-Mannschaft wurden.

Stärken und Schwächen

Southgate setzt auf technisch anspruchsvollen Fußball mit viel Ballbesitz, genauem Passspiel und flinken Spielern. Unter dem neuen Coach laufen die Three Lions meist in einem variablen 3-4-3 auf, in dem sie schnell und zielstrebig nach vorne spielen.

Diese Spielweise ist auch Joachim Löw aufgefallen. "Die Mannschaft ist meiner Meinung nach so stark wie seit Jahren nicht", sagte der Bundestrainer im Interview mit der "Welt am Sonntag". "Sie spielen viel weniger mit langen Bällen, es wird viel mehr Wert auf Taktik gelegt."

Auch wenn das Team taktisch hervorragend ausgebildet und eingestellt ist, geht der jungen Truppe noch die Erfahrung ab. Gestandene Größen wie Kane oder Henderson können (noch) nicht gleichwertig ersetzt werden.

Prognose

Die britische Presse schlägt wegen der vielen Ausfälle Alarm, der "Mirror" nennt den Test gar eine "Farce". So schlimm ist es aber nicht: England wird so oder so eine schlagkräftige Mannschaft auf den Rasen bringen.

Durch die erzwungenen Veränderungen und Experimente sind die Hausherren in Wembley äußerst schwer auszurechnen. Die Three Lions können die DFB-Elf aber durchaus überraschen.

Benedikt Strickmann

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten