10.11.2017 10:45 Uhr

Dibon: "Ich hatte keine andere Wahl"

Christopher Dibon:
Christopher Dibon: "Es ist keine alltägliche Verletzung"

Sein letztes Spiel bestritt Christopher Dibon im ÖFB-Cup-Finale. Im Sommer erhielt der Rapid Wien Spieler dann die Horror-Diagnose: ein Jahr Zwangspause, eine gravierende Fehlentwicklung in der Hüfte musste operativ behoben werden. weltfussball.at hat den Innenverteidiger ein kleines Stück auf seinem langen Weg zurück begleitet.

Im Interview ließ Dibon leise Hoffnung auf ein vorzeitiges Comeback durchklingen. Und gleichzeitig erklärte er, warum er gerade im taktischen Bereich besser sein wird, als je zuvor - und dass es ein Leben nach dem Fußball gibt:

Wie geht es dir?
Mir geht es soweit gut, danke, ich bin zufrieden bis jetzt. Die Entwicklung in der Reha ist sehr positiv, das Labrum in der Hüfte konnte bei der Operation erhalten bleiben, deswegen gehen wir von einer kürzeren Ausfallzeit aus.

Erkläre bitte einmal genau, was ist das für eine Verletzung?
Es ist keine alltägliche Verletzung. Ich hatte ein Impingement in der Hüfte, das ist nichts anderes als eine Verengung. Das kann schon aus dem Wachstum kommen, es ist einfach eine Fehlentwicklung. Bei mir war es so, dass die Hüftpfanne und der Hüftkopf nicht zusammengepasst haben. Da reibt immer wieder Knochen an Knochen. Das Labrum, der Dichtungsring, war immer wieder eingezwickt und hat dementsprechend desolat ausgesehen. Bei der OP konnten wir den aber erhalten und mussten ihn nicht durch eine Sehne ersetzen.

Aber wie macht sich das bemerkbar?
Meine Beweglichkeit war in der Hüfte nicht vorhanden. Meine letzten Verletzungen waren allesamt auf der linken Seite. Wir gehen davon aus, dass es von der Hüfte ausgegangen ist und dass andere Bereiche meines Körpers das kompensieren wollten. Ich hoffe, dass wir die Wurzel jetzt erwischt haben.

Wie ist es dir bei der Diagnose gegangen? Immerhin hat es ja geheißen, dass du ein Jahr nicht spielen kannst.
Das war natürlich ein Schock. Da sitzt man schon einmal da und schluckt. Aber es gibt auch ein Leben nach dem Fußball. Wenn der Arzt sagt, dass es eine gute Chance gibt, dass wir es jetzt gut hinbekommen, dann muss man das eine Jahr in Kauf nehmen. Vielleicht habe ich später einmal Kinder, dann will ich ja mit denen auch noch herumrennen können und nicht schon am Stock gehen. Außerdem will ich schon auch noch ein paar Jahre Fußball spielen. Eigentlich hat es für mich keine andere Wahl gegeben.

Wie geht es jetzt mit der Reha weiter?
Ich habe jetzt meine ersten Laufversuche hinter mir, von der Hüfte her habe ich keine Probleme. Muskulär habe ich natürlich noch Aufholbedarf. Es ist schwierig zu sagen, wann ich wieder so am Platz stehen kann. Mein Wunsch ist, dass ich in der Vorbereitung mit dabei bin. Das wäre aber der optimale Heilungsverlauf, da will ich mir persönlich gar keinen Druck machen.

Wie nah bist du jetzt an der Mannschaft dran? Im Trainingsalltag seht ihr euch wahrscheinlich nicht sehr oft.
Ich denke, ich bin vom Trainer nicht umsonst zum Vize-Kapitän ernannt worden. Ich glaube, ich habe ein hohes Standing in der Mannschaft, aber natürlich bin ich durch meine Verletzung nicht so nah dran. Manchmal muss man sich da auch rausnehmen. Mein Fokus liegt auch großteils bei der Reha. Trotzdem bin ich bei jedem Spiel dabei und fiebere wie ein Verrückter mit.

Man sieht dich oft auf der Pressetribüne, dass du dir das Spiel mit eurem Videoanalysten ansiehst. Ist das eine Übung für dein taktisches Auge?
Ja. Das interessiert mich brutal. Von oben siehst du es ja ganz anders. Ich weiß ja auch, wie die Sicht unten ist, da kommt einem alles viel enger vor. Ich schaue generell sehr viel Fußball, da achte ich darauf, was verschiedene Trainer von ihren Spielern verlangen. Man hat im Fußball nie ausgelernt. Ich bin ja auch bei unseren Besprechungen dabei, nachher beobachte ich, wie gut die Mannschaft den Matchplan umsetzt und wie sich der Gegner darauf einstellt. Auch danach, bei der Nachbesprechung gibt es natürlich verschiedene Ansichten. Aber ich glaube, dass ich dem Trainer dann das eine oder andere sagen kann. Das wird mir auch später sicherlich helfen.

Mit Thomas Hickersberger kehrt ja jetzt auch euer alter Co-Trainer zurück. Was hältst du von ihm?
Es freut mich wirklich sehr, vor allem auch, weil er eine ähnliche Auffassung vom Fußball hat wie ich. Er passt auch hervorragend zu unserem Kader.

Danke für das Gespräch – und gute Besserung weiterhin.

Mehr dazu:
>> Hickersberger kehrt zu Rapid zurück

Johannes Sturm

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