21.11.2017 21:27 Uhr

Nach China-Eklat: Regionalligist fordert Einigung

Beim ersten Auftritt der chinesischen U20-Auswahl kam es zu Protesten
Beim ersten Auftritt der chinesischen U20-Auswahl kam es zu Protesten

Nach dem Eklat am Rande des Freundschaftsspiels zwischen der chinesischen U20-Nationalmannschaft und dem Fußball-Regionalligisten TSV Schott Mainz fordert der Mainzer Geschäftsführer Till Pleuger zeitnah einen Kompromiss - oder das Ende des Projekts.

"Der DFB muss sich mit den Chinesen an einen Tisch setzen und reden, es muss eine einvernehmliche Lösung gefunden werden. Wenn das nicht möglich ist, muss im Interesse aller Beteiligten das ganze Ding eben abgebrochen werden", sagte Pleuger der Zeitung "Die Welt".

Nach Informationen der "Bild" wollen die Chinesen am Mittwoch nach einer Krisensitzung mit dem DFB entscheiden, ob sie überhaupt zum nächsten Spiel am Samstag beim FSV Frankfurt antreten. Die Fronten seien nach einer Telefonkonferenz am Dienstagabend verhärtet, weil der FSV angekündigt habe, dass Fans erneut eine tibetische Fahne zeigen werden.

Am Samstag hatten die Chinesen während der Partie in Mainz (0:3) Mitte der ersten Halbzeit eine Gruppe von sechs Zuschauern bemerkt, die tibetische Fahnen aufgehängt hatten. Darauf weigerten sich die Gäste weiterzuspielen und verließen den Platz. "Für die Reaktion der Chinesen fehlt mir das Verständnis", sagte Pleuger.

Görner verweist auf freie Meinungsäußerung

Nach einer etwa 25-minütigen Unterbrechung rollten die vier Flüchtlinge aus Tibet und die beiden deutschen Aktivisten die Fahnen des von China annektierten Gebietes freiwillig wieder ein. Das Spiel, das live in China übertragen wurde, wurde anschließend fortgesetzt. Verantwortlich für die Aktion war die "Tibet-Initiative Deutschland".

Auch das zweite Freundschaftsspiel wird von Protesten einiger Aktivisten begleitet werden. FSV-Präsident Michael Görner sagte in der "hessenschau": "Ich weiß, dass unsere Fans ein Banner angemeldet haben, auf dem sie auf die freie Meinungsäußerung in Deutschland hinweisen, und dass sie auch eine Tibet-Fahne aufhängen wollen."

Dagegen vorgehen werde der Verein im Vorfeld der Partie am Samstag (14:00 Uhr) laut Görner nicht. "Wir weichen keinen Zentimeter von den Grundrechten unserer Demokratie ab, zu denen auch die Meinungsfreiheit gehört", sagte er im Gespräch mit der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten".

Auch DFB-Präsident Reinhard Grindel will keine Konsequenzen aus dem Eklat ziehen. "Die Meinungsfreiheit gilt auf dem Fußballplatz und neben den vier Eckfahnen", sagte Grindel am Rande einer Regionalkonferenz in Stuttgart. Die Chinesen hätten dies zu akzeptieren.

Kritik aus dem chinesischen Außenministerium

Der zuständige DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann hatte in der Folge angekündigt, auf die Chinesen einwirken zu wollen. "Wir werden nun noch einmal das Gespräch mit der chinesischen Delegation zu diesem Thema suchen und ihr empfehlen, gelassener mit solchen Aktionen umzugehen", sagte Zimmermann.

Das chinesische Außenministerium verurteilte den Vorfall und kritisierte Deutschland für sein Verhalten als Gastgeber. "Wir sind entschieden gegen jedes Land oder jedes Individuum, das separatistischen, anti-chinesischen und terroristischen Aktivitäten oder Aktivitäten zur Verteidigung der Unabhängigkeit Tibets in irgendeiner Form oder unter irgendeinem Vorwand Unterstützung anbietet", hatte Ministeriums-Sprecher Lu Kang in Peking gesagt.

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