22.02.2018 15:00 Uhr

Blumauer: "Verfolgen nachhaltigen Weg"

SKN-Generalmanager Andreas Blumauer
SKN-Generalmanager Andreas Blumauer

Der SKN St. Pölten ist abgeschlagenes Bundesliga-Schlusslicht, hat seit kurzem keinen Präsidenten und keinen Sportdirektor mehr, dafür seit Weihnachten mit dem portugiesischen Abstiegskandidaten CD Aves einen "internationalen Partner".

Grund genug für weltfussball.at, Andreas Blumauer in der NV Arena zu besuchen und nachzufragen. Der Generalmanager des SKN erläutert im Interview, warum sich die Niederösterreicher ohne internationale Partner in der Bundesliga nicht etablieren können, und hält fest, dass sie ihre blau-gelben Wurzeln nicht vergessen haben. 

Weltfussball: Wieso forcieren sie die "Internationalisierung" so stark?

Blumauer: Nach dem Aufstieg sind wir zum Schluss gekommen, dass wir, wenn wir uns oben etablieren wollen, eine Wachstumsstory verfolgen müssen. Beim Sponsoring-Budget liegen wir gleichauf oder sogar höher als einige. Aber andere wie Admira oder Altach machen einen guten Job bei Transfers, was wir bislang leider nicht geschafft haben, mit Ausnahme von Cheikhou Dieng. Um Transfererlöse zu generieren, brauchst du junge Spieler. Die haben wir im Sommer geholt. Was uns vielleicht abgegangen ist, ist der eine oder andere erfahrene Spieler, der mithilft, die Jungs zu entwickeln.

Welche Jungen meinen sie konkret? 

Martin Rasner, den wir aus Deutschland zurück geholt haben, der ein extremes Potenzial hat, oder Damir Mehmedovic von Blau-Weiß, ein Ahmed Muhamedbegovic, den wir eingebaut haben, oder Sandro Ingolitsch, der in der Youth League Salzburgs Kapitän war. Wir verlieren wegen der Internationalisierung ja nicht die jungen, regionalen Talente aus den Augen.

Warum braucht es dann einen Partner wie Aves?

Wir haben in Spanien und Portugal jemanden gesucht, der uns die Kosten für ein Trainingslager abnimmt. Als Gegenleistung organisiert unser Parnter, das "Sportland NÖ", ein Trainingslager für Aves. Das erspart uns rund 40.000 Euro. Im Jänner 2019 fliegen wir erstmals nach Portugal. Im Sommer danach kommen die Portugiesen zu uns. Eine 'Win-Win-Win'-Situation, da auch das Land NÖ interessante Mannschaften hierher bekommen möchte. Aves liegt mit uns in etwa auf Augenhöhe, hat ein neues Trainingszentrum und ist gut erreichbar. Sporting Lissabon brauchen wir wohl nicht fragen, da die uns sicher nicht ernst nehmen.

Um Spieler geht es also nur am Rande?

Die Möglichkeit, Spieler auszutauschen ist natürlich gegeben. Der Fokus liegt klar auf dem Trainingslager. Das ist aber nur ein Teil unserer Internationalisierung. Eines unserer größten Assets ist, dass wir mit unseren strategischen Partnern, die quasi unser Aufsichtsrat sind, eine sehr starke Wirtschaftsdelegation haben. Für sie suchen wir über die Plattform Fußball Partnervereine, die in ihrer Führungsspitze Leute haben, die mit dem größten Bundesland Österreichs Business machen wollen. Für den SKN erhoffen wir uns dadurch über kurz oder lang einen internationalen Sponsor.

Wie kommt ihr dann an international gute Spieler ran?

Das ist der dritte Punkt. Wir wollen einen Verein aus einer besseren Liga finden, aus Deutschland oder Spanien, vielleicht Italien. Wir könnten von dort die Nummer 18 oder 19 aus dem Kader nehmen, wenn sie ein Talent ist und weiterentwickeln. Der Spieler kann sich gegen Red Bull, Rapid und so weiter beweisen, wird auch im Fernsehen gesehen, ist also in der Auslage. Devante Parker wäre so einer. Er ist bei Mainz nicht so zum Zug gekommen. Wenn er sich nicht verletzt hätte, hätte er wahrscheinlich einen Fixplatz gehabt. Mainz hat die Fixkosten übernommen, wir die variablen. Deswegen haben wir Oliver Lederer als Trainer geholt, der die jungen Spieler weiter bringt.

Das klingt nach Kooperationsklub.

Ja, klar. Es muss aber eine Kooperation über mindestens zwei oder drei Jahre sein und wir die Möglichkeit haben jedes halbe Jahr oder Jahr Spieler zu holen. Mit Málaga haben wir auch Gespräche geführt, aber die haben uns zu kurzfristig gedacht. Wenn der Spieler gut performt, hilft er uns weiter. Wenn er später weiterverkauft wird, sind wir sogar noch beteiligt. Bei uns kriegt er auch ein spezielles Mentaltraining, oder eine Ausbildung in Ernährungslehre. Wir wollen sie weiterentwickeln, weil sie ja unser Kapital sind. 

Wie dringlich ist die Suche nach einem Präsidenten?

Enorm wichtig nach dem Abgang von Gottfried Tröstl war für uns vereinsrechtlich richtig dazustehen, also einen Obmann, Kassier und Schriftführer zu haben. Das war dringlich! Wir haben jetzt überhaupt keinen Druck, einen Präsidenten zu finden. Wir sind so aufgestellt, wie wir aufgestellt sein müssen und arbeiten jetzt sehr eng zusammen. 

Wie sieht's beim Sportdirektor aus?

Wir haben uns mit Oliver Lederer, Marcel Ketelaer, Markus Schopp (die zwei Co-Trainer) und Thomas Flögel (Juniors-Trainer) zusammengesetzt, sind alle Punkte durchgegangen und drauf gekommen, dass wir das abfangen können. Ketelaer kümmert sich um die Kommunikation mit den Amateuren, Schopp um die Jugend. Es wird niemand vernachlässigt, alle kennen ihre direkten Ansprechpartner. Sportbeirat Thomas Nentwich ist auch nicht weit weg, viel da und unterstützt uns ständig.

Vorstandsvorsitzender Schwarzl möchte die Akademie integrieren.

Wir wissen, dass wir ein Ausbildungsverein sind und sind natürlich interessiert, noch mehr zu kooperieren. Die Kommunikation verläuft hervorragend. Wenn wir noch näher zusammenrücken wollen, müssen wir uns an der Akademie beteiligen und das kostet sehr viel Geld. Das machst du nicht einfach so (schnippt mit dem Finger, Anm.). In der Phase, in der wir sind, haben wir viele andere Themen, die wir zunächst realisieren müssen. Jetzt wollen wir unbedingt beweisen, dass wir in der Bundesliga dazu gehören.

Mehr dazu:
>> Ergebnisse und Tabelle Bundesliga

Das Interview führte Thomas Schöpf

 

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