24.02.2018 09:10 Uhr

Murg: "Man braucht auch gute Zuspiele"

Thomas Murg will endlich den ersten Pflichtspielsieg im Jahr 2018 feiern
Thomas Murg will endlich den ersten Pflichtspielsieg im Jahr 2018 feiern

Rapid hadert nach drei sieglosen Spielen mit der Kluft zwischen Anspruch und Realität. Offensivmann Thomas Murg schildert im weltfussball-Interview, warum der Frühjahrsstart aus seiner Sicht in die Hose gegangen ist.

Thomas Murg könnte sinnbildlich für die aktuelle Situation des SK Rapid stehen. Der Mittelfeldspieler mit dem starken linken Fuß ist vor allem technisch hochveranlagt und galt bereits als Teenager als riesiges Versprechen für die Zukunft. Wie bei seinem Verein, gilt aber auch für Murg: Großes Potential, mangelhafte Ausbeute.

Als 15-Jähriger debütierte der Steirer im Sommer 2010 für den GAK in der Regionalliga gleich mit einem Torerfolg, zwei Jahre später holte die Austria das Supertalent nach Wien. Dort feierte er mit 17 sein Bundesligadebüt und wurde unter Peter Stöger mit den "Veilchen" Meister, jedoch konnte er mit seinem rasanten Aufstieg nicht wirklich Schritt halten.

Eineinhalb Jahre in Ried sollten den Kreativspieler erden, im Winter 2016 folgte die Rückkehr in die Hauptstadt. Allerdings zu Rapid, als Wunschspieler des damaligen Trainers Zoran Barišić.

Thomas Murg: "Jedem muss klar sein, dass jetzt wieder Siege hermüssen"

Heute ist Thomas Murg 23 Jahre alt, Stammspieler in Hütteldorf, aber - wie alle im Grün-Weißen Lager - unzufrieden mit der aktuellen Situation. Nur zwei Punkte aus drei Frühjahrsrunden lassen das Saisonziel, die Liga unter den Top drei zu beenden, in Gefahr geraten.

Murg hat in 21 Einsätzen in der Meisterschaft in dieser Spielzeit vier Tore geschossen, Vorlage ist ihm noch keine gelungen. Für einen Offensivspieler eine überschaubare Bilanz. Am Samstag (18:30 Uhr) soll zu Hause gegen den LASK, gegen den Rapid die letzten drei Duelle allesamt gewonnen hat, der erste Dreier im Jahr 2018 her.

>> Liveticker: Rapid Wien gegen den LASK

Murg traf in jeder dieser drei Partien. Wenn auch seine Serie gegen die Oberösterreicher in der 24. Bundesligarunde ihre Fortsetzung findet, wäre dies dem Voitsberger nur recht. Davor hat sich Rapids Nummer 19 Zeit genommen, um mit weltfussball die Notwendigkeit eines "dreckigen" Siegs zu erörtern und zu erklären, warum er sich vom großen Druck bei Rapid nicht verrückt machen lässt.

weltfussball: Thomas, zwei Punkte aus drei Frühjahrspartien, hinter die Admira zurückgefallen und den LASK punktegleich im Nacken. Habt ihr innerhalb der Mannschaft die aktuelle Situation besprochen?

Thomas Murg: Natürlich ist es so, dass wir das in der Mannschaft besprechen, uns zusammensetzen und man mit einzelnen Spielern das Gespräch sucht, damit jedem die Lage bewusst wird. Jetzt ist es wichtig, nicht immer nur schön zu spielen und am Sechzehner zu kombinieren, sondern auch einmal von außerhalb des Strafraums den Abschluss zu suchen. Einfach dreckig gewinnen. Mir ist am Samstag völlig egal, wie wir spielen, ich will das Match nur unbedingt gewinnen. Das ist es, was zählt.

Du bist eher ein Kicker der Marke Feinmechaniker. Kann ein Thomas Murg auch einen dreckigen Sieg einfahren?

Ich bin ein Spieler, der normalerweise über Technik und schöne Aktionen kommt, aber ich kann auch anders und ich glaube, das sieht man. Mir gelingt momentan vielleicht nicht viel, aber ich reiße mir trotzdem den Hintern für die Mannschaft auf und geb' Gas. Ich will vorangehen und die Leute mitreißen, aber das machen sowieso sehr viele bei uns. Vielleicht müssen wir noch ein bisschen mehr geben und uns den Sieg gegen den LASK richtig erarbeiten. Wenn man einmal so gewinnt, kann alles andere auch Stück für Stück wieder kommen. So ist es im Fußball ja oft.

Meine nächste Frage wäre gewesen, an welchen Schrauben gedreht werden muss, damit ihr wieder in eine positive Dynamik kommt. Die Antwort hast du praktisch schon vorweggenommen: Über den Kampf zum Sieg. Richtig?

Ich würde sogar sagen, dass wir gegen den LASK rein auf das Ergebnis spielen sollten. Wir müssen alle zu 110 Prozent den Sieg wollen. Noch einmal: Für mich zählt am Samstag in erster Linie nicht die Leistung. Ich will das Spiel nur gewinnen!


Thomas Murg im Gespräch mit weltfussball-Redakteur David Mayr

Bei Rapid ist die Sehnsucht nach Erfolgen groß. Spürt man als Spieler, dass der Druck nach drei Partien ohne Sieg von Woche zu Woche größer wird?

Ich konzentriere mich überhaupt nicht auf das, was geschrieben wird und was bei Rapid angeblich alles nicht passt. Natürlich bekommt man das irgendwie mit, weil man ständig von irgendjemandem gesagt bekommt, was alles nicht passt. Aber wir wissen in der Mannschaft selbst, was gut läuft und was nicht. Unsere Fans geben sowieso immer Gas und unterstützen uns, da ist es dann auch gerechtfertigt, wenn sie nach dem Spiel einmal pfeifen. Das ist für uns auch kein Problem, das haben wir zu akzeptieren. Der Druck ist bei Rapid einfach da, jeder der hier einen Vertrag unterschreibt, weiß, was los ist, wenn es einmal nicht so gut rennt. Jedem muss dann klar sein, dass jetzt wieder Siege hermüssen.

Während der letzten Wochen bekam Rapid nicht nur wegen der sportlichen Situation Negativschlagzeilen, sondern auch das Verhalten einiger Fans war ein unrühmliches Thema. Kann sich ein solches Drumherum, auf das man als Spieler kaum Einfluss hat, negativ auf die Leistung auswirken?

Nein, das darf keinen Einfluss auf irgendwen haben. Das ist nicht unsere G'schicht und das hat uns auch nicht beeinflusst. Es ist passiert, das können wir nicht ändern. Wir müssen schauen, dass wir auf dem Platz unsere Leistung bringen, da ist es egal, was rundherum passiert.

Wie bist du mit deiner persönlichen Bilanz in dieser Saison zufrieden?

Ich bin vor allem mit meiner Leistung in den letzten drei Spielen nicht zufrieden, aber ich glaube, dass viel auch an der gesamten Mannschaft liegt. Man kann nicht alles alleine machen, man braucht auch gute Zuspiele, dass man ins Eins-gegen-Eins kommt. Damit man als Offensivspieler zu Toren und Assists kommt, muss man einmal in die Box rein. Da müssen wir als Mannschaft schauen, dass wir wieder besseren Fußball spielen und uns mehr Chancen erarbeiten.

>> Die kompletten Einsatzstatistiken von Thomas Murg

Die Zahlen an sich sind ausbaufähig.

Natürlich wäre mehr möglich gewesen, aber vor allem auf diese drei Partien bezogen kann man nicht sagen, dass es nur an den vorderen Spielern gelegen hat. Da ist es schon so, dass es an der ganzen Mannschaft liegt, dass die Bälle so nach vorne kommen, dass man damit etwas anfangen kann. Genauso läuft es ja auch in der Defensive. Es können nicht nur die hinten verteidigen, sondern wir vorne müssen genauso mitmachen. Von dem her gibt es einfach zwei, drei Kleinigkeiten, die nicht gepasst haben. Die müssen wir ändern, dann schaut's für uns wieder besser aus.

Noch sind 13 Runden zu spielen, die Saison ist noch lange. Stand heute ist der Kampf um die Europacupplätze aber äußerst eng. Was würde für dich ein zweites Jahr ohne Teilnahme an einem internationalen Bewerb bedeuten?

Das wäre schrecklich. Für mich persönlich ist es dieses Jahr schon schwierig. Wir haben sehr wenige Matches und es ist unglaublich geil, in der Europa League zu spielen. Vor allem mit Rapid, wo immer viele Fans mit dabei sind. Das war unser ganz klares Ziel vor der Saison und es ist ja nicht so, dass wir meilenweit davon entfernt wären. Wir sind gerade nicht im Soll, weil wir unter die Top drei wollen, aber es ist durchaus möglich, dass wir das schaffen. Dafür werden wir alles geben.

David Mayr

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