09.03.2018 10:02 Uhr

Schwab: "Da sind wir eine Spur zu brav"

Oh captain, my captain. Stefan Schwab genießt innerhalb der Mannschaft höchsten Respekt
Oh captain, my captain. Stefan Schwab genießt innerhalb der Mannschaft höchsten Respekt

Etwas mehr als ein Monat ist es her, seitdem Stefan Schwab in der 27. Minute des Frühjahrs-Auftakts verletzt vom Platz musste. Diagnose: Innenband-Einriss. Damit ist er aber "noch gut davon gekommen", wie er im Interview mit weltfussball verriet. Das Comeback lässt nicht mehr lange auf sich warten.

Außerdem sprach der Kapitän, der Rapid im Moment abgeht wie ein Bissen Brot, über Leadership, alternative Karrieren und darüber, dass man manchmal nicht so brav sein darf.

Wie geht es dir?
Seit Montag habe ich schon das eine oder andere Mal an der frischen Luft trainiert. Laufen funktioniert schmerzfrei, auch mit dem Ball habe ich schon ein bisschen etwas gemacht. Ich hoffe, dass ich nächste Woche wieder mit der Mannschaft trainieren kann. Die Diagnose war sechs bis acht Wochen, es sieht gut aus.

Wann wirst du wieder spielen?
Am besten nächste Woche. Es kommt natürlich darauf an, wie die Heilung verläuft – und natürlich, was der Trainer sagt. Gegen den WAC stehen die Chancen 50:50, nach der Länderspielpause bin ich aber zu tausend Prozent dabei.

Das ist für einen Fußballer sicher niederschmetternd. Man macht die komplette Vorbereitung und verletzt sich dann nach 27 Minuten im ersten Spiel...
Natürlich. Man bereitet sich vor, hat seine Ziele, ist körperlich fit und freut sich, dass es los geht. Dann passiert es, das ist bitter. Dennoch war ich froh, dass es nur ein Einriss ist und kein Kreuzband oder Meniskus beschädigt wurde. Mit den vier bis sechs Wochen komme ich deswegen noch gut davon.

Man merkt dem Spiel von Rapid stark an, dass Stefan Schwab fehlt...
Dazu muss mann folgendes sagen: Dibon fällt vier Monate aus, ich falle die ersten Spiele aus. Schaub fehlt. Das sind drei Führungsspieler. Wir haben natürlich Spieler, die das Potenzial haben, reinzuwachsen. Etwa Murg, Ljubicic oder Galvao. Das geht aber nicht von einem Tag auf den anderen, aber sie mussten sofort übernehmen. Das soll keine Ausrede sein, aber den Jungs, die gerade die Lücke füllen müssen, denen muss man Zeit geben.

Wächst man in eine Führungsrolle rein, wenn man reinwachsen muss? Sprich, wenn niemand anderer da ist?
Meiner Meinung nach wächst man nur rein, wenn die Leistung am Platz stimmt. Nur dann wird man von den Mitspielern, Fans und Gegnern akzeptiert. Dadurch hat es mir auch der Verein dann zugetraut. Das ist natürlich ein Prozess, ich glaube, dass ich diesen auch gut mitgegangen bin. Ich fühle mich wohl darin. Manche Spieler wollen kein Leadership abseits des Platzes übernehmen und wollen nur mit Leistung führen. Mein Anspruch ist, dass ich der Mannschaft auch mit meiner Art und Weise helfen will.

Warst du immer schon ein Typ mit Führungsanspruch?
Ich war immer schon sportlich sehr begabt, eigentlich ein Allrounder. Da ich in einer Sportschule war, habe ich auch in der Klasse so eine Rolle angenommen, so wurde ich akzeptiert.

Du warst ja auch ein begabter Skifahrer. War das auch eine Karriereoption?
Ich bin in die Nordische Skihauptschule gegangen, ich war ein sehr guter Langläufer und auch im Skispringen war ich vorne dabei. Wie weit das gegangen wäre, ist schwierig zu sagen. Mit 13 habe ich mich für Fußball entschieden. Mein Papa hat mir empfohlen, dass ich mich auf eine Sportart konzentrieren soll.

Kann man dich als Mannschafts-Manager bezeichnen? Von wo schaust du dir deine Führungstechniken ab?
Ich habe mir Vorbilder bei internationalen Topvereinen genommen. Del Piero, Buffon, Gerrard. Das waren Kapitäne, für die jeder gerne spielen würde. Wie sie am Platz agieren, auf was sie ihre Gewichtung bei Interviews legen, etc. Dreieinhalb Jahre konnte ich zudem unter Steffen Hofmann lernen. Ein Kapitän muss offene Ohren haben und für Spieler da sein. Für Kollegen die nicht so oft spielen, für junge Talente, die hochgezogen werden, für Legionäre die frisch dazu kommen und sich in der Stadt nicht auskennen. Denen muss man auch abseits des Platzes helfen. Es ist eine sehr umfangreiche Aufgabe.

Bei Rapid läuft es nicht immer rund. Entweder treffen die Stürmer nicht, oder die Fans sind in den Schlagzeilen oder die Ergebnisse passen schlichtweg nicht. Gründe für Krisen gibt es genug. Trotz all diesen Dingen scheint es nie wirklich ein schlechtes Klima in der Mannschaft zu geben. Ist das dein Verdienst?
Es stimmt, untereinander herrscht ein sehr gutes Klima. Aber im Fußball gehört es dazu, dass man im Training einmal aneinander kracht und sich dann die Hand gibt. Da sind wir eine Spur zu brav. Im Mannschaftsklima sehe ich aber dennoch keinen Grund, dass die Ergebnisse manchmal nicht passen. Im Großen und Ganzen ist das ein Verdienst von Steffen. Er hat sich die Spieler regelrecht in diese Richtung hin aufgebaut. Dibon, Schaub und Co. hatten immer einen guten Draht zu ihm. Das hat er gesehen und sie mitgezogen. So haben wir es weiter geführt. Es ist wichtig, dass man in jeder Mannschaft einen einheimischen Kern hat. Die wissen schon vorab, für welche Werte der Verein steht, etc.. Auch wenn es noch so oft brennt im Verein, wir als Mannschaft lassen uns davon nicht beunruhigen. Wir konzentrieren uns auf uns.

Blickst du zum Beispiel mit ein bisschen Neid auf kleinere Vereine, die solche Troubles nicht haben und sich auf sich konzentrieren können?
Nein. Null. Bei jedem Verein mit großer Anhängerschaft und medialer Präsenz ist das nun einmal so. Wir als Rapid dürfen uns nicht mit beispielsweise der Admira vergleichen. Das soll nicht arrogant klingen, aber wir müssen uns aufgrund der Fanmassen mit Köln, Frankfurt und Co vergleichen. Bei denen gibt es ganz ähnliche Probleme. Wir sind der größte Verein in Österreich. Wenn wir sportlich nicht so erfolgreich sind, dann ist Feuer am Dach und damit muss man umgehen können.

Aber die Admira beispielsweise verliert die wichtigsten Spieler, zieht die nächsten hoch und es klappt trotzdem. Oder ist das "nur" das Momentum?
Es gibt Spieler, die explodieren wie eine Rakete, dann kann es aber richtig steil bergab gehen. Bewahren sie dieses hohe Niveau aber über sechs Monate, dann kann man sie eh nicht halten. Die Admira macht es toll, es existiert eine gute Akademie, sie holen auch fähige Spieler. Ein Alexander Merkel hat Serie-A-Erfahrung. Ein Lukas Grozurek ist ein großartiger Spieler, aber aufgrund seiner Spielweise schaffte er es nicht bei Rapid. Dort fühlt er sich wohl und geht voll auf. Von dem her machen sie sicher viel richtig. Aber am Ende des Tages werden wir vor der Admira stehen.

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Johannes Sturm

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