30.03.2018 08:39 Uhr

"Stepis" kurioser Sieg: Vom Gefeuerten zum Gefeierten

Bayers Gespann: Manager Rainer Calmund (l.) und Dragoslav Stepanovic (r.)
Bayers Gespann: Manager Rainer Calmund (l.) und Dragoslav Stepanovic (r.)

Im DFB-Pokal-Halbfinale ausscheiden und dann dennoch den Pokal gewinnen – das geht nicht? Dragoslav Stepanovic hat dieses Kunststück 1993 vollbracht. Als Trainer wechselte er einfach zum späteren Pokalsieger Bayer Leverkusen.

Als im Sommer 1993 die Spieler von Bayer 04 Leverkusen den DFB-Pokal nach einem mühsamen 1:0-Endspielsieg über die wackeren Amateure von Hertha BSC II in die Höhe reckten, suchte man den Trainer der siegreichen Mannschaft, Dragoslav Stepanovic, vergeblich. Direkt nach dem Schlusspfiff hatte sich das serbische Original in die Kabine verdrückt – seine Spieler sollten ohne ihn den größten Erfolg der Vereinsgeschichte nach dem Gewinn des Uefa-Pokals 1988 feiern.

In den Wochen zuvor war in den Gazetten kontrovers über Stepanovic und seinen Wechsel zu Bayer Leverkusen geschrieben worden. Beim souveränen 3:0-Sieg der Leverkusener am 30. März 1993 im Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt saß er nämlich noch auf der Trainerbank der Hessen.

Der Erfolgscoach, der mit den Frankfurtern in der Saison zuvor nur um einen Hauch die Deutsche Meisterschaft verpasst hatte, war schon vor dem enttäuschenden Ausscheiden im Pokal in Frankfurt in die Kritik geraten. Unter anderem, weil er sich frühzeitig entschieden hatte, die Eintracht zu verlassen und zur neuen Saison in Leverkusen anzuheuern.

"Das war's"

Unmittelbar nach der herben Halbfinalklatsche zog der Serbe noch am Spielfeldrand in einem TV-Interview die Reißleine und erklärte mit zwei dünnen Worten "Das war's" seinen Rücktritt.

Bis zur neuen Saison musste "Stepi" allerdings nicht auf ein weiteres Engagement warten. In Leverkusen verlief der Saisonendspurt trotz des Finaleinzugs im DFB-Pokal nicht nach Plan. Nach einem 0:2 bei Dynamo Dresden am Maifeiertag 1993 drohte sogar der Europapokalplatz in Gefahr zu geraten. Also setzte Bayer-Manager Reiner Calmund den Trainer Reinhard Saftig vor die Tür und bat den schon für die kommende Saison verpflichteten Stepanovic, früher einzuspringen.

Unverhofft nahm Stepanovic so dann doch am DFB-Pokalfinale teil. Auch wenn er nicht mit seinen Spielern in der Öffentlichkeit feierte – als Pokalsieger sah sich der Kulttrainer dennoch. "Wer ein Finale gewinnt, sollte sich auch Pokalsieger nennen dürfen. Einen 'Zehn-Prozent-Pokalsieger' gibt es nicht!", erklärte Stepanovic Jahre später in einem Interview mit dem Magazin "11Freunde".

Wenige Jahre später trat mit Huub Stevens ein Berufskollege in seine Fußstapfen. Einige Wochen, nachdem der Niederländer als Trainer von Roda Kerkrade in der Uefa-Cup-Saison 1996/1997 gegen Schalke 04 ausgeschieden war, heuerte er beim Klub aus dem Ruhrgebiet an und gewann den Pokal.

Ralf Amshove

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