29.04.2018 08:15 Uhr

Was wurde aus Schinkels' Holländern?

Luckassen und Lumu in der legendären Dress, die nur im Katalog blau-gelb aussah
Luckassen und Lumu in der legendären Dress, die nur im Katalog blau-gelb aussah

Kai Heerings (27) ist Aufsteiger in Holland. Kevin Luckassen (24) wurde in England Jimmy Floyd Hasselbaink zum Verhängnis. Jeroen Lumu (22) nennen sie in Indien den "Wonder-Boy"

"Den Fehler mach' ich sicher nicht mehr, dass ich irgendwohin Holländer mitnehme", scherzte Frenkie Schinkels ein paar Wochen nach seiner Ausbootung als Sportdirektor beim SKN St. Pölten. Kai Heerings, Jeroen Lumu und Kevin Luckassen hießen die Hoffnungsträger aus Schinkels' Geburtsland, die den "Wölfen" die holländische Spielphilosophie einimpfen sollten.

Alle drei bekamen Zweijahresverträge mit Option auf ein weiteres und alle gingen vorzeitig ab. "weltfussball" hat sich umgesehen, wo sie jetzt sind und bei Jochen Fallmann, der sie als Co-Trainer und Trainer unter seinen Fittichen hatte, nachgefragt, wie er sie aus heutiger Sicht beurteilt.

Aufsteiger mit Fortuna Sittard

Heerings blieb kein halbes Jahr im "Wolfsrudel". "Er war ein guter Techniker, typische Ajax-Schule, hatte einen starken Linken, war aber doch zu langsam", erinnert sich Fallmann, "als Trainer hast du da ständig Angst, dass er einen 'Touch' macht und als Legionär sollte er doch besser sein als ein Michael Huber oder Martin Grasegger. Das war er aber nicht."

Für ihn kam Babacar Diallo. Heerings heuerte beim FC Homburg 08 an. Mit den Saarländern stieg er von der Regionalliga Südwest (vierte Leistungsstufe) in die Oberliga Rheinland Pfalz/Saar ab und wechselte daraufhin zu Fortuna Sittard. Mit dem niederländischen Traditionsklub ist er Samstag vor 11.787 Zuschauern mit einem 1:0-Heimsieg gegen Jong PSV in die Eredivisie aufgestiegen, saß diesmal aber nur auf der Bank.

Fortuna Sittard kehrt nach 16 Jahren in die höchste Spielklasse zurück. Beim letzten Aufstieg glänzte übrigens ein gerade einmal 18-Jähriger namens Mark van Bommel in Sittard. Heerings' Vertrag gilt bis Sommer 2019. "Bei uns wäre er in der zweiten Liga eine Führungskraft, in der höchsten Liga nicht", sagt Fallmann und ist gespannt, wie Heerings sich oben schlägt.

Engagiert von Jimmy Floyd Hasselbaink

Luckassen blieb nach seinem Abgang aufgrund einer Auseinandersetzung mit Lonsana Doumbouya (mittlerweile in Thailand) lange vereinslos. "Er hat in jedem Fall das Potenzial für die Bundesliga", meint Fallmann, "aber er hat die Trainingsleistungen leider fast nie umsetzen können. Er ist bei uns wohl mental gescheitert."

Jimmy Floyd Hasselbaink - ehemaliger Vienna-Testpilot (1995 gegen Himberg) und späterer Weltklasse-Stürmer (Leeds, Atlético, Chelsea) - holte seinen Landsmann im März zum englischen Drittligisten Northampton Town und wurde wenig später als Manager gefeuert, u.a. auch wegen der "schlechten Transferpolitik"!

Samstag ist Northampton quasi fix in die viertklassige League Two abgestiegen. Für den Klassenerhalt bräuchten die Cobblers ("Schuster") - 1965/1966 sogar einmal erstklassig - am letzten Spieltag einen Sieg gegen Oldham mit mindestens neun Toren Differenz und Rochdale dürfte gegen Charlton nicht punkten. 

Luckassen ist derzeit wegen einer Köchelverletzung außer Gefecht, kam davor aber ein paar Mal zum Zug und traf einmal gegen Shrewsbury Town. Sein Vertrag läuft aus und wird wohl nicht verlängert.

Wonder-Boy auch mal links hinten

Bei Lumu hat laut Fallmann auch "außerhalb des Platzes einiges nicht gepasst. Nicht, dass ich ein Problem mit schwierigen Spielern hätte. Aber wenn sich jemand Besonderes leistet, sollte er auch auf dem Platz Besonderes leisten."

Der hochtalentierte Flügelspieler war schon vor seinem Engagement in St. Pölten kein unbeschriebenes Blatt. Bei PFC Ludogorets Razgrad wurde Lumus Vertrag aufgelöst, nachdem er auf Instagram ein Video gepostet hatte, wie er gerade seinen Audi mit über 250km/h auf der Autobahn pilotiert. "Wenn er immer konsequent an sich gearbeitet hätte, wäre er bei seinen Anlagen jetzt wohl nicht bei uns in St. Pölten", stellte der damalige Trainer Karl Daxbacher über den ehemaligen niederländischen Nachwuchs-Teamspieler lapidar fest.

Mit Samsunspor schaffte Lumu anschließend den Klassenerhalt in der zweiten türkischen Liga, ehe er nach Indien in die Super League wechselte. Bei den Delhi Dynamos nennen sie ihn "Wonder-Boy". Beim Achten der Zehnerliga kam er in 17 von 18 Spielen zum Einsatz und wurde zwischenzeitlich sogar zum Linksverteidiger umfunktioniert. Ob sich die Dynamos Lumus Wunderdinge auch in der kommenden Saison geben, steht noch in den Sternen.

Stimmung 

In punkto Publikumsinteresse haben es sich drei Ex-St. Pöltner in jedem Fall verbessert. Während den Wölfen in den Heimspielen durchschnittlich nur mehr 2.700 Besucher auf die Beine schauen, kamen diese Saison in Sittard durchschnittlich 4.850 Besucher (Bild unten vom Samstag), in Northampton 5.800 und in Delhi 6.900.

Mehr dazu:
>> Tabellen-Endstand Eerste Divisie

Thomas Schöpf 

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