11.05.2018 17:45 Uhr

Subotic: Wechsel "keine Sekunde bereut"

Träumt mit AS Saint-Étienne von der Rückkehr auf die europäische Fußball-Bühne: Neven Subotic
Träumt mit AS Saint-Étienne von der Rückkehr auf die europäische Fußball-Bühne: Neven Subotic

Neven Subotic war im Winter beim Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund nicht mehr gewollt, löste seinen Vertrag vorzeitig auf und schloss sich dem französischen Erstligisten AS Saint-Étienne an. Seine Bilanz beim Rekordmeister ließt sich eindrucksvoll. In Frankreich stand der 29-Jährige seit Januar jede Sekunde auf dem Feld und kletterte mit ASSE zeitweise bis auf den fünften Tabellenplatz. Der Traum von der Rückkehr auf die europäische Bühne lebt.

Mit weltfussball sprach der zweifache Deutsche Meister und Champions-League-Finalist exklusiv über seinen Abgang beim BVB, seine sportlichen Ziele in der Ligue 1 und die Arbeit der Neven-Subotic-Stiftung.

Herr Subotic, etwas mehr als drei Monate leben Sie nun in Frankreich. Wie haben Sie sich mittlerweile mit Land und Leuten arrangiert? Wie steht es um Ihr Französisch?

Eingelebt habe ich mich sehr schnell und sehr gut. Die Leute in St. Etienne und im Verein sind sehr herzlich zu mir. Das ging sehr schnell. Nicht ganz so schnell geht es mit meinem Französisch...

Sie hatten mit AS Saint-Étienne seit Ihrem Debüt in der Ligue 1 13 Spiele lang nicht verloren – eine fast schon unheimliche Serie. Was für eine Stimmung herrscht mittlerweile im Klub und im Umfeld, trotz der jüngsten 1:3-Pleite zu Hause gegen Bordeaux?

Die Stimmung ist sehr euphorisch. Das primäre Ziel, Abstand zu den Abstiegsrängen zu bekommen, haben wir erfüllt. Alles weitere ist Zugabe. Leider haben wir am letzten Wochenende unsere erste Niederlage seit Januar hinnehmen müssen. Aber das tut der großartigen Stimmung in und um ASSE herum keinen Abbruch. Mir persönlich macht es sehr viel Spaß, jeden Tag hier zu sein.

Seit Ihrer Ankunft haben Sie für ASSE keine einzige Spielminute verpasst, Ihr Coach Jean-Louis Gasset setzt voll auf Sie. Wie wichtig sind Faktoren wie Vertrauen und das Gefühl, sportlich gebraucht zu werden, für Ihre eigene Idee von Fußball?

Für mich persönlich sehr wichtig! Ich habe immer gesagt, dass ich für einen Verein spielen möchte, der mich möchte und dessen Trainer mir das Vertrauen schenkt. Das tut unser Coach jeden Tag und der Verein inklusive der Stadt und den Fans auch. Das bedeutet mir sehr viel.

Was sind die größten Unterschiede der französischen Ligue 1 im Vergleich zur Bundesliga?

Es wird teilweise körperbetonter gespielt. Und schneller. Es geht weniger taktisch zu, sondern es wird – wenn möglich – der schnelle Weg nach vorne gesucht. Das kommt mir und meiner Spielweise entgegen. Es ähnelt im Ansatz her dem englischen Fußball.

Sie haben nach den letzten Partien häufig von "harter Arbeit" gesprochen und geschrieben. Ist das genau die Tugend, die Saint-Étienne in der Rückrunde so stark macht?

Wir sind keine Mannschaft, die nur schön spielen kann. Wir hauen uns rein und erarbeiten uns unsere Chancen. Die letzten Spiele waren für uns nicht einfach. Da ist dann Kampf und harte Arbeit der einzige Weg.

Was zeichnet Sie und Ihr Team darüber hinaus noch aus, sodass Sie derzeit nach Paris Saint-Germain in der besten französischen Mannschaft spielen?

Ich glaube, es ist unsere große mannschaftliche Geschlossenheit. Jeder läuft und kämpft für jeden. Und unser Coach weiß es, uns hervorragend Woche für Woche einzustellen. Natürlich profitieren wir auch von der großartigen Unterstützung unserer Fans. Die sind unglaublich!

Was sind nun die letzten großen Ziele in der Saison 2017/2018? Tabellarisch gesehen sowie für die Spiele gegen Monaco und Lille?

Wir wollen so gut wie möglich spielen. Und nehmen mit was kommt. Wenn Sie die Rückrunde betrachten war die Saison bisher sehr erfolgreich. Diesen Schwung wollen wir auch nach der Niederlage gegen Bordeaux beibehalten.

Mit einem kleinen Blick zurück: Was hatte im Winter den Ausschlag gegeben, den Schritt nach Saint-Étienne zu wagen?

Ich hatte das Gefühl, in Dortmund nicht mehr so gebraucht zu werden, wie ich mir das wünsche. Mein Vertrag wäre eh im Sommer ausgelaufen und von daher wollte ich die Zeit für mich nutzen. Und wieder regelmäßig spielen.

Beim Blick auf die Bundesliga werden Sie sicherlich besonders den BVB im Auge haben. Wie fällt Ihre Analyse aus beim Blick auf die zuletzt gezeigten Leistungen der Dortmunder?

Der BVB ist in einem Umbruch. Das Team hat Abgänge wie Dembélé oder Aubameyang hinnehmen müssen, es gab Trainerwechsel und auch nicht zu vergessen den Anschlag auf den Mannschaftsbus. Unter Berücksichtigung all dieser Fakten steht der BVB nicht schlecht da. Aktuell sogar auf einem Champions-League-Platz. Natürlich ist das nicht der Fußball, den wir in den letzten Jahren gewohnt waren und gezeigt haben. Aber es ist auch klar, dass Umbrüche immer schwer sind.

Gerade auf Ihrer Position in der Innenverteidigung hat die Borussia in den letzten Monaten nicht immer überzeugt. Hätten Sie der Defensive nicht noch mehr Stabilität verleihen können?

Hätte, hätte, Fahrradkette. ASSE ist sehr froh über den Wechsel und auch ich habe es keine Sekunde bereut. Der Rest ist Spekulation.

Sie gelten in Dortmund und darüber hinaus als "echter Borusse", mit großem Ansehen im Verein und Umfeld. Ist diese Verbundenheit zum BVB noch gegeben oder widmen Sie sich komplett Ihrer derzeitigen Aufgabe in Frankreich?

Der BVB wird immer einen großen Teil in meinem Herzen einnehmen. Hier bin ich groß geworden, hier habe ich viel Erfolge feiern dürfen. Diese tiefe Verbundenheit hält mich aber nicht davon ab, mich komplett meinem neuen Verein ASSE zu widmen. Zu 100 Prozent!

Klären Sie uns bitte mal über Ihre Perspektive in Saint-Étienne auf. Werden Sie in der kommenden Saison definitiv in Frankreich bleiben oder gibt es sogar die Chance auf eine Bundesliga-Rückkehr?

Ganz ehrlich? Ich habe in diesem Geschäft zu viel erleben dürfen, als das ich mir darüber Gedanken mache. Ich bin aktuell in St. Etienne und weiß nichts über einen Wechsel sonst wohin.

Im Spätsommer wird es ein Abschiedsspiel für Torwart Roman Weidenfeller geben. Sehen wir Sie dann auch wieder in Dortmund?

Aktuell weiß ich von keinen Plänen dazu. Wenn es dazu kommt, bin ich sehr gerne dabei.

Sie sorgen außerdem seit über fünf Jahren mit Ihrer Neven-Subotic-Stiftung für viele positive Schlagzeilen. Wie schwierig ist es, die Stiftungsarbeit mit ihrem Engagement in Frankreich zu vereinbaren?

Die Stiftung ist völlig unabhängig von meinem Arbeitsplatz. Wir haben inzwischen sechs feste und über 30 ehrenamtliche Mitarbeiter, die sich jeden Tag mit viel Engagement unserer Sache widmen. Meinen Part dazu kann ich von jedem Platz mit dem Notebook leisten.

Was sind aktuell Ihre wichtigsten Projekte und Anliegen mit der Stiftung?

Die Stiftung hat seit der Gründung in 2012 inzwischen 113 Projekte realisiert und über 50.000 Menschen Zugang zu sauberem Wasser ermöglicht. Es wurden 56 Brunnen in Gemeinden und 57 Brunnen inklusive Sanitäranlagen an Schulen gebaut. Es sind laufend weitere Projekte am entstehen. Unser Anliegen ist es heute und auch in Zukunft Kindern in Äthiopien Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen.

Das Gespräch führte Mats-Yannick Roth

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten