14.05.2018 16:25 Uhr

Vor elf Jahren: "Kampfschwein" Landgraf tritt ab

Willi Landgraf feiert 2006 den Aufstieg mit Alemannia Aachen und verabschiedet sich
Willi Landgraf feiert 2006 den Aufstieg mit Alemannia Aachen und verabschiedet sich

Mit 508 Spielen ist er Rekordhalter, mit neun Platzverweisen noch heute das größte Rauhbein, das jemals im deutschen Unterhaus seine Bissigkeit unter Beweis stellte, ein Einsatz in Liga eins blieb Willi Landgraf jedoch versagt. Vor elf Jahren wühlte das "Kampfschwein" zum letzten Mal den Acker in Liga zwei um.

Am 30. Mai 1987, die Saison klingt gerade aus, schmeißt ein gewisser Horst Hrubesch, damals Coach der Rot-Weissen aus Essen, Landgraf erstmals in die Knochenmühle Liga zwei: RWE fegt Saarbrücken mit 4:0 vom Platz und der damals 18-Jährige Landgraf empfiehlt sich für weitere Einsätze. Diese bestreitet der von den Fans liebevoll "Kampfschwein" getaufte Kicker aus Mülheim in den kommenden Jahren für Essen, Homburg, Gütersloh und Aachen weitestgehend in der zweiten Liga.

Zum Wandervogel avancierte der markante Verteidiger dabei nie: Sieben Spielzeiten kickte er in Essen, drei für Homburg und Gütersloh und am Aachener Tivoli avancierte Landgraf zwischen 1999 und 2006 endgültig zur Legende. Dort feierte er auch seine größten Erfolge, stand 2004 im Finale des DFB-Pokals und qualifizierte sich dadurch ein Jahr später für den UEFA Cup, wo Landgraf seine Zweikampfstärke immerhin gegen Lille, Sevilla und St. Petersburg unter Beweis stellte. "Da muss mir mal jemand einen Spieler bringen, der das von sich behaupten kann", resümierte der Linksfuß einst gegenüber "spox.com" seine Karriere.

Fußball-Romantiker

Auch zum Thema Vereinstreue fand Landgraf ein paar Worte, die so manchen Fußball-Romantiker in der Zeit der mordernen Maschinerie des Sports regelrecht aus der Seele sprechen dürften: "Das war schon üblicher als heute. Damals wurde auch noch nicht so viel bezahlt wie heute, es ging ja nur um 1000 Euro mehr oder weniger. Da hat man sich schon zweimal überlegt, ob man nicht lieber für einen Traditionsverein anstatt für einen mit viel Geld spielt."

Apropos Fußball-Romantik: Der Haudegen, der heute in der Schalke-Jugend als Trainer aktiv ist, verließ Aachen im Sommer 2006 – ausgerechnet nach dem Bundesliga-Aufstieg der Alemannia. Klar, er hätte noch ein Jahr dranhängen können, sich zwei, drei Mal von den Fans im Oberhaus als Kurzarbeiter feiern lassen und seine Karriere-Statistik nochmal etwas aufmöbeln können, aber so tickt "Mister zweite Liga" halt nicht: "Nein, da bin ich ehrlich: Ich bin kein Spieler, der sich auf die Bank setzt, nur um zu sagen 'Boah ey, ich hab' erste Liga gespielt!' Dann gehe ich lieber einen Schritt zurück und fahre jeden Morgen mit guter Laune zum Training. Da kann ich den Jungs auch noch etwas beibringen", so Landgraf.

Statt in die erste Liga zog es den heute 49-Jährigen übrigens zur zweiten Mannschaft der Schalker, wo er er in der Oberliga die gewohnte Position als Leitwolf einnahm.

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