25.06.2018 13:20 Uhr

FIFA-Urteil: Schweiz und Serbien bangen zur Unzeit

Xherdan Shaqiri feierte seinen Treffer mit einer Doppeladler-Geste
Xherdan Shaqiri feierte seinen Treffer mit einer Doppeladler-Geste

Die Schweiz und Serbien stehen vor ihren entscheidenden Vorrundenspielen bei der Fußball-WM - doch der bange Blick beider Mannschaften ist auf die FIFA gerichtet.

Der Befehl zur Beruhigung kam aus Belgrad. "Genug von Schiedsrichtern, Den Haag, Albanern, Serben, Verschwörungen und Vögeln mit einem oder mehreren Köpfen", ließ die stellvertretende Regierungs-Chefin Zorana Mihajlovic die serbische WM-Delegation per offenem Brief wissen: "Hört auf mit dem Gejammer und bereitet Euch ernsthaft auf das Spiel gegen Brasilien vor!"

Die eindeutige Aufforderung, die am Montag in der Zeitung "Blic" abgedruckt wurde, sollte die Lage rund um die serbische Fußball-Nationalmannschaft beruhigen. Das gelang Mihajlovic allerdings nur bedingt. Schließlich schaut die Abordnung in Russland nicht in die Heimat. Der bange Blick der Serben richtet sich auf den Weltverband FIFA. Sie zittern genau wie die Schweizer vor dem Urteil der Disziplinarkommission.

Gleich mehrere Fälle muss das Gremium nach der hochbrisanten WM-Partie zwischen den beiden Mannschaften am vergangenen Freitag (2:1 für die Schweiz) behandeln. Betroffen sind die Schweizer Spieler Stephan Lichtsteiner, Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka. Bei den Serben geht es um Trainer Mladen Krstajic, Verbandsboss Slavisa Kokeza und die Fans.

Es drohen Geldstrafen, Sperren und im schlimmsten Fall sogar WM-Ausschlüsse. Diese unliebsamen Themen kommen für beide Teams zur Unzeit. Schließlich stehen die Schweizer wie die Serben vor ihren entscheidenden Vorrundenspielen. Die Schweiz trifft am Mittwoch in Nischni Nowgorod auf Costa Rica, zeitgleich muss Serbien in Moskau gegen Rekordweltmeister Brasilien antreten.

Immerhin wurde die FIFA bei ihren Ermittlungen nicht vor allzu große Probleme gestellt. Die Vergehen aller Beteiligten liegen klar auf der Hand.

Rassistische Beleidigungen von serbischen Fans

Krstajic hatte mit seinem Kriegsverbrecher-Vergleich in Zusammenhang mit dem deutschen Schiedsrichter Felix Brych für einen Eklat gesorgt. "Ich würde ihn nach Den Haag schicken", sagte der frühere Bundesligaprofi in Anspielung auf den Sitz des Kriegsverbrecher-Tribunals für das ehemalige Jugoslawien. Dann ergänzte er: "Dort sollte ihm so der Prozess gemacht werden, wie sie uns (im Spiel) den Prozess gemacht haben."

Auch gegen Kokeza geht die FIFA aufgrund fragwürdiger Kommentare vor. Die serbischen Fans sind in den Fokus des Weltverbandes geraten, weil nationalistisch gesinnte Anhänger während des Spiels mehrmals "Töte den Albaner" skandiert haben. Dabei ist der verwendete Begriff "Siptara" für die Albaner eine rassistische Beleidigung - zahlreiche Schweizer Spieler haben albanische oder kosovo-albanische Wurzeln.

"Eine Sperre wäre ein Hammerschlag"

Dazu gehören die Torschützen Shaqiri und Xhaka. Sie hatten ihre Treffer mit der Doppeladler-Geste gefeiert, Kapitän Lichtsteiner schloss sich dem an. Das Formen des albanischen Wappentiers mit den Händen ist allerdings eindeutig ein von der FIFA verbotenes politisches Statement. Für den Schweizer Verbandsboss Peter Gillieron ist dennoch klar: "Eine Sperre wäre ein Hammerschlag."

Um Druck auf den Weltverband zu machen, haben die Schweizer ihren ehemaligen Verbandspräsidenten und früheren FIFA-Funktionär Marcel Mathier nach vorne geschickt. "Dann hat die FIFA ein großes Problem", kommentierte der langjährige Vorsitzende der Disziplinarkommission in der "Basler Zeitung" mögliche Sperren: "Von da an müsste nämlich jede Geste, die auf irgendeine Weise einen politischen oder religiösen Hintergrund haben könnte, untersucht werden. Das würde viele neue und komplizierte Fälle nach sich ziehen."

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