26.06.2018 11:16 Uhr

Frühes K.o.-Duell mit Brasilien für Löw "okay"

Joachim Löw kann sich mit einem K.o.-Duell gegen Brasilien anfreunden
Joachim Löw kann sich mit einem K.o.-Duell gegen Brasilien anfreunden

Rechnen verboten, träumen erlaubt: Joachim Löws Glücksritter wollen sich bei ihrem "Ritt durchs Turnier" weder von Südkorea noch von Spekulationen über "Was wäre, wenn?" aufhalten lassen.

Ein möglicher Losentscheid oder der nicht unwahrscheinliche Achtelfinal-Knaller gegen rachedurstige Brasilianer? Für Löw vor dem Gruppenfinale am Mittwoch (16:00 Uhr) in Kasan kein Thema.

"So weit ist es noch nicht", sagte der Bundestrainer, "in der anderen Gruppe gibt es verschiedene Konstellationen, und wir müssen zunächst gegen Südkorea gewinnen." Dann aber, betonte er mit dem wiedergewonnenen Selbstvertrauen des Titelverteidigers, "dann nehmen wir es wie es kommt." Auch die Revanche für das Jahrhundertspiel im WM-Halbfinale 2014 gegen Brasilien (7:1) wäre in diesem Fall für ihn "okay".

Doch es ist gut möglich, dass Löw und seine Stars vorher an der Wolga die Taschenrechner bemühen müssen. Die Konstellation in Gruppe F lässt noch alle denkbaren Szenarien zu. Von Platz eins bis zum blamablen Aus, vom Weiterkommen per Los bis zum frühzeitigen Heimflug wegen der Fair-Play-Wertung. Sicher ist: Bei einem Sieg mit mindestens zwei Toren Differenz wäre die deutsche Mannschaft in der K.o.-Runde - und könnte weiter "durchs Turnier reiten", wie Timo Werner sagte.

"Wir haben noch Luft nach oben"

Marco Reus beteuerte, keinen Gedanken an die "skurrile" Ausgangslage zu verschwenden. "Wir wollen unsere Pflicht erfüllen und höher als 1:0 gewinnen", sagte er. Schlüssel dazu soll der durch den Last-Minute-Sieg gegen Schweden gewachsene "Geist von Sotschi" sein. "Wir haben noch Luft nach oben, aber mit der Sicherheit und dem Vertrauen ineinander werden wir das schaffen", sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff.

Zu sicher soll sich freilich niemand fühlen. Die deutlich verbesserte Grundstimmung in der Mannschaft könne "eine Gefahr" sein, sagte Mario Gomez: "Südkorea hat gezeigt, dass sie sehr gefährlich sind, wahnsinnig gut kontern und schnell umschalten. Wir müssen uns noch mal verbessern in punkto Absicherung." Sonst droht gegen Stürmerstar Heun Min Son und Co. ein böses Erwachen.

Den Ex-Leverkusener in den Griff zu bekommen, wird die schwerste Aufgabe für die Abwehr, die Löw wegen der Gelb-Rot-Sperre von Jérôme Boateng erneut umbauen muss. Mats Hummels kehrt zurück, Löw dürfte ihm dessen Klubkollege Niklas Süle an die Seite stellen. Davor gibt es angesichts des voraussichtlichen Ausfalls von Sebastian Rudy (Nasenbeinbruch) die Option, Sami Khedira wieder einzubauen. Auch Ilkay Gündogan stünde bereit.

Gomez vertraut auf Löws Instinkt

In der Offensive sind Reus, Werner und wohl auch Thomas Müller gesetzt, Julian Draxler allerdings wackelt. Löw erwägt, stattdessen Mesut Özil zurück in die Startelf zu holen. "Wir können jetzt über tausende Konstellationen sprechen", sagte Gomez, am Ende habe Löw noch immer "die richtige Aufstellung gefunden".

Bierhoff erwartet Südkorea, das der deutschen Mannschaft in der WM-Vorrunde 1994 (2:3) und im Halbfinale 2002 (0:1) unterlegen war, ähnlich defensiv wie Schweden. "Auch diese Mannschaft wird sich wieder konzentriert hinten reinstellen", sagte er, deshalb dürfe Löws Auswahl "nicht wieder diese Fehler" im Aufbau machen. Außerdem warnte er davor zu glauben, Südkorea sei "schon geschlagen".

Seit 2006 hat das DFB-Team sein letztes Gruppenspiel bei jedem Turnier gewonnen, und Kasan ist wie Sotschi ein gutes Pflaster: Löws junge, wilde Confed-Cup-Mannschaft hatte dort im Vorjahr ein 1:1 im zweiten Gruppenspiel gegen Chile erkämpft - ein Schlüsselerlebnis auf dem Weg zum Turniersieg.

An das WM-Finale dürfe man aber noch nicht zu viel denken, sagte Julian Brandt: "Wenn du dich nur um Moskau und den 15. Juli kümmerst, ist die Wahrscheinlichkeit gigantisch groß, dass du dort nicht spielen wirst." 

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