26.06.2018 12:36 Uhr

"Elend schlimmer gemacht": WM als Albtraum für Salah

Mohamed Salah erlebte eine enttäuschende Weltmeisterschaft
Mohamed Salah erlebte eine enttäuschende Weltmeisterschaft

Ägypten hat auch im dritten Anlauf den ersten WM-Sieg verpasst. Für Topstar Mohamed Salah war die Endrunde in Russland eine einzige Enttäuschung.

Nach dem Ende seiner völlig missratenen WM kämpfte der Hoffnungsträger eines ganzen Landes mit seinen Emotionen. Mit fahlem Gesicht und geröteten Augen bat Nationalheld Mohamed Salah die ägyptischen Fans um Entschuldigung. "Ich weiß, dass dies für sie genauso schwierig war wie für uns. Aber ich möchte ihnen aus den Tiefen meines Herzens dafür danken, dass sie uns so unterstützt haben", sagte der 26-Jährige: "Das hat uns sehr viel bedeutet."

Das 1:2 gegen Saudi Arabien am Montagabend in Wolgograd war der Tiefpunkt einer enttäuschenden WM-Reise Ägyptens. Drei Niederlagen in drei Spielen, heftige Kritik an der Instrumentalisierung durch den umstrittenen tschetschenischen Machthaber Ramzan Kadyrov - und Rücktrittsgerüchte um Topstar Salah: Was als Hoffnungsschimmer für ein tief gespaltenes Land gedacht war, entwickelte sich zum Albtraum.

Auch für Salah persönlich. Ob er nun Konsequenzen ziehen wird, ist ungewiss. Zu den Berichten über ein mögliches Ende seiner Nationalmannschaftskarriere äußerte sich der "König der Pharaonen" nicht. Was dies für das gebeutelte Land, deren Identifikationsfigur er weit über den Sport hinaus ist, bedeuten würde - man mag es sich eigentlich gar nicht ausmalen.

"Die WM sollte Ägypten vom Elend ablenken - letztendlich hat es die Dinge nur noch schlimmer gemacht", schrieb die "Washington Post". Doch Schuld daran trägt nicht Salah, sondern der ägyptische Verband EFA. Zum Entsetzen von Menschenrechtsorganisationen hatte dieser in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny ihr WM-Hauptquartier aufgeschlagen. Und damit politischen Ränkespielen Tür und Tor geöffnet.

Salah lässt sich von Kadyrov ausnutzen

Die Bilder, die um die Welt gingen, waren nicht die von den sportlichen Auftritten Salahs - immerhin schoss er beide WM-Tore seines Landes - sondern ganz andere. Kadyrov mit Salah auf dem Fußballplatz, Kadyrov mit Salah beim Abendessen - der Machthaber, dem massive Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden, ernannte ihn sogar zum Ehrenbürger Tschetscheniens. Kadyrovs Ziel: Salahs Popularität in der muslimischen Welt sollte auf ihn abfärben.

Salah blieb dabei offenbar nichts anderes übrig, als zunächst gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Die Gerüchte über seine Rücktrittsgedanken nach der WM kamen dabei aber wohl nicht ganz zufällig in dem Moment an die Öffentlichkeit, in dem das ägyptische Team Grosny endgültig verlassen hatte. Womöglich sind sie allerdings auch nur eine Drohkulisse, um ähnliche Szenarien in Zukunft zu verhindern.

Sportlich gesehen endeten die Hoffnungen auf eine erfolgreiche Endrunde und den ersten WM-Sieg des Landes aber nicht in Wolgograd oder Tschetschenien, sondern bereits Ende Mai in Kiew. Von der Schulterverletzung aus dem Champions-League-Finale erholte sich Salah nie. Seine damaligen Tränen beim Verlassen des Feldes sind im übertragenen Sinne immer noch nicht getrocknet.

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