26.06.2018 13:20 Uhr

Akanji: Fels, Schnäppchen, BVB-Hoffnung

Manuel Akanji (r.) überzeugte bisher bei der Fußball-WM in Russland mit der Schweiz
Manuel Akanji (r.) überzeugte bisher bei der Fußball-WM in Russland mit der Schweiz

21,5 Millionen Euro hat Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund im Winter für Manuel Akanji an den FC Basel überwiesen - eine enorme Summe für einen 22-Jährigen aus der Schweizer Super League. Spätestens nach einem halben Jahr fühlt sich der BVB bestätigt: Der Schweizer Nationalspieler überzeugt derzeit schließlich bei der Weltmeisterschaft in Russland.

"Ein Mann wie ein Fels. Klar bester Schweizer Abwehrspieler", urteilte die "Berner Zeitung" nach dem emotionsgeladenen zweiten Spiel der Nati gegen Serbien (2:1). Manuel Akanji erhielt, nachdem er schon gegen Turnierfavorit Brasilien überzeugte, die Bestnote aller Spieler auf dem Rasen.

Im Auftaktspiel brachte er immerhin die Selecao-Angreifer um Superstar Neymar der Reihe nach zur Verzweiflung. Auch dank der souveränen Arbeit des Dortmunder Verteidigers sicherte sich die Schweiz mit dem 1:1 einen wichtigen Punkt in der Gruppe E und darf vor dem letzten Spiel gegen Costa Rica (Mittwoch, ab 20:00 Uhr im sport.de-Liveticker) vom Einzug ins Achtelfinale träumen.

13 Zweikämpfe führte Manuel Akanji laut dem Analysedienst "InStat" gegen Brasilien, zwölf entschied er für sich. Keines seiner drei Duelle in der Luft ging verloren, seine Passquote lag am Ende bei überragenden 92 Prozent. Ob Neymar, Gabriel Jesus oder Coutinho - sie alle fanden ihren Meister im Abwehrspieler von Borussia Dortmund.

Auch im hitzigen Duell gegen Serbien behielt der junge Verteidiger kühlen Kopf: Nur fünf seiner 24 Zweikämpfe gingen an den Gegner, 89 Prozent seiner Pässe dafür an den eigenen Mann. In der Schlussphase fing Akanji zudem im Strafraum mit gutem Stellungsspiel eine Hereingabe von Serbiens Branislav Ivanovic ab und leitete somit unmittelbar den Siegtreffer ein.

Akanji: "Ich habe sehr gerne den Ball"

Seine bisherigen Leistungen entzücken nicht nur die Eidgenossen. Auch die Fans des BVB werden ihren Abwehrspieler während der WM mit Freude verfolgen. Sportdirektor Michael Zorc, der Akanji im Winter von einem Wechsel in die Bundesliga überzeugte, darf sich indes auf die Schulter klopfen.

Die über 20 Millionen Euro für den in Deutschland noch eher unbekannten Verteidiger sorgten im Winter im Ruhrgebiet mitunter für gewissen Schrecken: Derart viel Geld gab der Klub noch nie für einen Verteidiger aus. Mit etwas Verzögerung wird allerdings klar: Manuel Akanji war für den BVB ein wahres Schnäppchen. Immerhin dürfte der Marktwert des Rechtsfußes nach dem Turnier deutlich ansteigen.

Beim BVB soll Manuel Akanji künftig nicht weniger als das neue Herzstück in der Abwehr sein. Vor allem Ballsicherheit im Aufbauspiel zählte zuletzt nicht zu den Dortmunder Stärken. "Heute ist wichtig, der Mannschaft auch im Spielaufbau zu helfen. Das entspricht meinen Neigungen: Ich habe sehr gerne den Ball und versuche, nicht den langen Ball zu schlagen, sondern kontrolliert nach vorn zu spielen", so der Borusse kurz vor der WM zum "kicker".

Rosige Aussichten beim BVB

Mit seiner Ball- und Passsicherheit könnte Akanji unter Neu-Trainer Lucien Favre die dringend benötigte Stabilität in den Abwehrverbund der Borussia bringen und eine zentrale Rolle spielen.

Schließlich wird Abwehrchef Sokratis den Revierklub wohl im Juli gen London verlassen. Mit dem 22 Jahre alten Abdou Diallo vom 1. FSV Mainz steht Akanji dafür aller Voraussicht nach ein ebenso junger wie talentierter Nebenmann bald zur Verfügung. Durchaus denkbar, dass mit dem Youngster-Duo wieder goldene Abwehr-Zeiten in Dortmund eingeläutet werden können.

Manuel Akanji ist beim BVB der Mann für die Zukunft
Manuel Akanji ist beim BVB der Mann für die Zukunft

Gute Ansätze zeigte Akanji bereits in der abgelaufenen Rückrunde, als er in elf Bundesliga-Spielen für den BVB auflief. Meist agierte der Winter-Neuzugang auf der linken Innenverteidiger-Position in der Dortmunder Viererkette. Dreimal musste der Schweizer als linker Verteidiger ran - vor allem nach dem 4:0-Sieg gegen Bayer Leverkusen am 31. Spieltag gab es hinterher Lob von allen Seiten.

Selbstbewusst und selbstkritisch

Ganz ohne Fehl ist der junge Abwehrspieler indes nicht. Trotz seiner 1,87 Meter Körperlänge hat Akanji mitunter noch große Schwierigkeiten im Kopfballspiel. "Defensiv wie offensiv", gab der 22-Jährige zuletzt selbst zu: "Ich kann sicher auch noch torgefährlicher werden. Ich bin noch ohne Treffer in Dortmund."

Der Ansporn, sich immer wieder verbessern zu wollen, kann dem selbstbewussten Defensivspieler gleichzeitig als große Stärke ausgelegt werden. Auf seine Glanzleistung gegen Brasilien angesprochen, entgegnete Akanji trocken: "Stimmt nicht ganz, 75 Minuten waren gut, danach sind mir einige Fehler unterlaufen, das hat mich gestört."

Sollte der Nati gegen Costa Rica der Einzug ins Achtelfinale der WM gelingen, wird wohl auch Manuel Akanji erneut seinen Anteil dazu geleistet haben. Der BVB kann sich unterdessen nach der Sommerpause auf den "besten Schweizer Verteidiger" freuen. Und sich zufrieden zurücklehnen. Das Talent des 22-Jährigen hat der Revierklub schließlich frühzeitig erkannt.

Gerrit Kleiböhmer

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