01.07.2018 19:25 Uhr

WM-Sensation: Russland wirft Spanien raus

Grenzenloser Jubel beim russischen Team
Grenzenloser Jubel beim russischen Team

Gastgeber Russland trotzt Spanien ein 1:1-Unentschieden nach regulärer Spielzeit ab, eliminiert die Iberer schließlich im Elfmeterschießen und zieht damit sensationell ins Viertelfinale der Heim-WM ein.

Russland hat bei der WM 2018 im eigenen Land für eine Sensation gesorgt. Die "Sbornaja" warf am Sonntag im Achtelfinale im Moskauer Luzhniki-Stadion Mitfavorit Spanien aus dem Turnier, behielt nach einem 1:1 nach Verlängerung in einem Krimi im Elfmeterschießen mit 4:3 die Oberhand.

Die Spanier gingen durch ein Eigentor von Russlands Rekord-Nationalspieler Sergey Ignashevich (12.) vor 78.011 Zuschauern erwartungsgemäß in Führung, ein Elfmetertor von Artem Dzyuba (41.) nach einem Handspiel von Gerard Piqué hielt die Gastgeber aber im Spiel. Im Elfmeterschießen scheiterten Koke und Iago Aspas an Igor Akinfeev. Aufseiten der Russen zeigten Fedor Smolov, Ignashevich, Aleksandr Golovin und Denis Cheryshev keine Nerven. Spaniens David de Gea konnte keinen Versuch parieren.

Spanien: 1.000 Pässe, aber keine Ideen

Die Iberer hatten zwar mehr als 70 Prozent Ballbesitz, spielten mehr als 1.000 Pässe, wirkten aber über weite Strecken ideenlos und hatten auch nur wenige echte Topchancen. Für sie ging damit eine Negativserie weiter, sie haben auch im fünften Versuch gegen einen Gastgeber bei einer WM nicht gewonnen.

Fortgesetzt wurde dadurch auch das Favoritensterben 2018, nachdem es zuvor bereits Titelverteidiger Deutschland, Europameister Portugal und Argentinien erwischt hatte. Russland ist der dritte Viertelfinalist nach Frankreich und Uruguay, der Gegner der Truppe von Teamchef Stanislav Cherchesov wurde noch am Sonntagabend ermittelt.

Eigentor bringt Spanien in Führung

Spaniens Teamchef Fernando Hierro überraschte mit seiner Aufstellung alle. Mittelfeldregisseur Andrés Iniesta drückte zu Beginn nur die Bank, für ihn kam Reals Marco Asensio zum ersten Mal im Turnier zu einem Startelfeinsatz. Als Rechtsverteidiger bekam Nacho, der in der Auftaktpartie gegen Portugal gespielt hatte, vor Dani Carvajal den Vorzug. Die Russen setzten erstmals bei der Heim-WM auf eine Fünferkette, der dreifache Turniertorschütze Cheryshev blieb vorerst draußen.

Die Partie nahm in der Anfangsphase den erwarteten Lauf - sehr zur Freude des spanischen Königs Felipe VI., der auf der Tribüne mitfieberte. Nach einem Asensio-Freistoß beförderte Ignashevich unglücklich mit der Hinterseite seines Fußes den Ball noch vor dem einschussbereiten Sergio Ramos ins eigene Gehäuse. Es war bereits das zehnte Eigentor bei der laufenden WM, für Russland schon das zweite nach jenem von Cheryshev beim 0:3 gegen Uruguay.

Ignashevich sicherte sich damit einen neuen unrühmlichen Rekord, er avancierte mit 38 Jahren und 352 Tagen zum ältesten WM-Eigentorschützen. Der Abwehrspieler löste den bisherigen Rekordhalter Noel Valladares aus Honduras (37 Jahre 43 Tage alt beim 0:3 gegen Frankreich am 15. Juni 2014) ab.

Spanien nach der Führung nur am Verwalten

Anstatt nachzusetzen begnügten sich die Spanier in der Folge damit das Spiel zu kontrollieren, den Ball laufen zu lassen. Der Endzweck fehlte dabei völlig. Die Russen liefen dem runden Leder fast nur hinterher, kamen in den letzten zehn Minuten vor der Pause aber etwas besser zur Geltung. Bei einem Golovin-Schuss von der Strafraumgrenze wurde die "Sbornaja" erstmals gefährlich (36.).

Der Ausgleich lag insgesamt zwar nicht in der Luft, fiel dank Mithilfe des Favoriten aber gleich darauf. Einen Dsjuba-Kopfball wehrte Pique im Strafraum klar ersichtlich mit der Hand ab, und Dzyuba ließ sich die Chance vom Punkt nicht entgehen, verwertete souverän. Es war sein dritter Turniertreffer. Die Spanier bekamen die Rechnung für ihr Ballgeschiebe ohne jeglichen Zug zum Tor präsentiert. Es war einer von mehreren Aussetzern der bisher im Turnier immer wieder anfälligen Defensive der Iberer.

Die Hierro-Truppe hatte auch nach dem Seitenwechsel ein klares spielerisches Übergewicht, gezaubert wurde aber keinesfalls. Der russische Abwehrriegel konnte kaum überwunden werden, das Gefährlichste war lange Zeit ein Alba-Abschluss, bei dem Akinfeev auf dem Posten war (47.). In der Schlussphase wurde der Druck der Spanier aber auch dank des in Minute 67 eingewechselten Iniesta doch noch größer. Iniesta fand bei einem Schuss in Akinfeev seinen Meister, auch der Nachschuss von Iago Aspas fand nicht den Weg ins Tor (85.). Die letzte Aktion in der regulären Spielzeit hatten die Russen, Smolov verfehlte das Gehäuse.

Russland setzt sich im Elfmeterschießen durch

In der Verlängerung waren bei einsetzendem starken Regen Highlights neuerlich Mangelware. Rodrigo scheiterte an Akinfejew, Carvajals Nachschuss wurde geblockt (109.). Den Russen stand auch etwas Glück zur Seite. Bei einem Freistoß in der Schlussphase wurden Piqué und Ramos stark am Trikot gezogen, Schiedsrichter Björn Kuipers ließ nach Studium der Aktion durch die Videoreferees aber weiterspielen.

Deshalb fiel die Entscheidung im Elfmeterschießen. Danach konnte Russland das erste Achtelfinale bei einer WM seit 32 Jahren (damals noch als Sowjetunion) erfolgreich beenden. Das Luzhniki bleibt ein guter Boden, dort hatte der Gastgeber auch das Eröffnungsspiel gegen Saudi-Arabien mit 5:0 gewonnen.

apa

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