05.08.2018 18:37 Uhr

Max Meyer bei Crystal Palace: Weltklasse light

Max Meyer unterschrieb am Donnerstag einen Vertrag bei Crystal Palace
Max Meyer unterschrieb am Donnerstag einen Vertrag bei Crystal Palace

Seit seinem Zerwürfnis mit den Verantwortlichen des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 wurde allseits über die Zukunft von Max Meyer spekuliert. Obwohl von seinem Berater Roger Wittmann zum "Weltklasse-Spieler" erhoben, blitzte Meyer bei etlichen Topklubs ab und landete schließlich bei Crystal Palace in der englischen Premier League. Mehr als Ligamittelmaß ist das nicht. 

"Ich rede von dem Weltklasse-Spieler Max Meyer, der in jeder europäischen Spitzenmannschaft Stammspieler sein wird und aller Voraussicht nach zur Weltmeisterschaft nach Russland fährt. Wenn wir von dem gleichen Spieler sprechen, kannst du mir ein Angebot schicken." Mit diesen großen Worten eröffnete Wittmann im Frühjahr die Verhandlungen über eine Vertragsverlängerungen seines Klienten beim FC Schalke, wie sich S04-Sportvorstand Christian Heidel erinnert.

"Ich habe trotzdem ein Angebot geschickt – aber nicht für den Weltklasse-Fußballer Max Meyer, sondern für einen sehr, sehr guten Bundesliga-Spieler, der das Potenzial hat, noch besser zu werden", schilderte Heidel seine abweichende Einschätzung. 

Der Mittelfeldspieler blockte die Offerte im April ab, begann eine Schlammschlacht und verkündete schließlich seinen Abschied nach acht Jahren auf Schalke.

Meyers Vereinssuche gestaltet sich schwierig

Es folgte eine Phase in der wöchentlich neue potentielle Abnehmer für den 22-Jährigen in den Medien diskutiert wurden. Der FC Arsenal, Olympique Marseille, Fenerbahce oder AC Mailand galten als Interessenten. Angeblich sahen jedoch alle aufgrund der exorbitanten Gehaltsforderungen von einer Verpflichtung des Youngsters ab.

Der Wechselpoker endete schließlich am Donnerstag, als Meyer einen Dreijahresvertrag bei Crystal Palace unterzeichnete. Laut der "Daily Mail" stieg er mit seinem mutmaßlichen Wochenlohn von 190.000 Euro sogleich in die Riege der Top-Verdiener in der Premier League auf. Anderen Quellen zufolge sind die Bezüge des Ex-Schalkers hingegen deutlich geringer. 

So oder so: Bei seinem neuen Verein sind lediglich die finanziellen Zuwendungen, die Meyer zuteilwerden, Spitzenklasse.

Niveau des Kaders ist nur Mittelmaß

Verglichen mit dem hohen Niveau der englischen Liga, ist der Kader der Londoner in keinster Weise hervorragend. Auf den meisten Position ist Palace lediglich durchschnittlich oder sogar schlechter besetzt. 

Der einst als künftiger Top-Stürmer gehandelte Christian Benteke, der 2016 für knapp 32 Millionen Euro vom FC Liverpool kam, ließ in der vergangenen Saison mit nur drei Treffern seinen Torjägerinstikt vermissen. 

Mit Yohan Cabaye hat bereits ein Leistungsträger den Verein verlassen. Zudem liefen die Leihgeschäfte der starken Spieler Ruben Loftus-Cheek und Timothy Fosu-Mensah aus.

Auch Angreifer Wilfried Zaha, zweifelsohne der Star des Teams, gilt noch als Kandidat für einen Wechsel in diesem Sommer. Zuletzt wurde dem FC Chelsea Interesse an einer Verpflichtung des 25-Jährigen nachgesagt.

Verstärkungen bleiben weitestgehend aus

Neben Meyer steht mit Cheikhou Kouyaté, der von Liga-Konkurrent West Ham United kam, bislang lediglich ein namhafter Neuzugang fest. Aus dem Umfeld des Vereins ist zu hören, dass auf Grund von Bonuszahlungen für letztjährige Neuzugänge kaum Geld für weitere Verpflichtungen vorhanden sei.  

Mit diesem kaum verstärkten Kader wird es das Team schwer haben, im Vergleich zum Vorjahr große Sprünge in der Tabelle zu machen. Und das, obwohl sich Palace auch in der letzten Spielzeit alles andere als souverän präsentierte. 

In der vergangenen Saison brauchte der Klub ganze acht Spiele, um die ersten Punkte einzuspielen. Die ersten sieben Ligaspiele gingen allesamt verloren. Den Eagles war es in diesen Spielen nicht gelungen, auch nur ein einzelnes Tor zu erzielen.

Mit einer respektablen Rückserie retteten sich die Londoner trotz des Horrorstars jedoch vergleichsweise souverän. Am Ende betrug der Vorsprung des Tabellenelften auf die Abstiegsplätze elf Punkte.   

Meyers England-Wechsel ist ein sportlicher Abstieg

Doch nicht nur wegen der geringen Perspektive in der Liga, ist der Wechsel für Meyer ein Abstieg. Durch seinen Abgang vom FC Schalke verpasst er die Möglichkeit, sich in der Champions League mit den besten Spielern zu messen - wahrscheinlich für mehrere Jahre.

Meyer selbst nimmt diesen Umstand gelassen und spielt kurzerhand die Trumpfkarte Premier League. Das Niveau des englischen Oberhauses sei durchweg besser, "beinahe jedes Team" der Premier League habe "CL-Niveau", in der Bundesliga gebe es hingegen nur wenige Vereine mit dieser Klasse, so Meyer. Im Grunde eine korrekte Aussage, "beinahe jedes Team" dürfte Crystal Palace allerdings durchaus ausschließen.

Palace-Teammanager Roy Hodgson stellte die überschaubaren Ambitionen der Londoner zumindest unmissverständlich klar: "Gewiss, in dieser neuen Saison geht es wieder nur um den Überlebenskampf."

Es bleibt die Frage, was sich der vielversprechende Jungprofi von seinem Engagement bei einem englischen Abstiegskandidaten verspricht. Hat sich einmal mehr ein junger Spieler mit riesigem Talent für das schnelle Geld entschieden, anstatt danach zu streben, der bestmögliche Fußballer zu werden? Vielleicht ist Meyer aber auch nur Opfer seiner eigenen Strategie geworden und musste feststellen, dass er nicht so begehrt war, wie gedacht. Letztlich wird nur Max Meyer selbst diese Frage beantworten können.

Jonas Hofmann

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