10.08.2018 07:21 Uhr

Karrierende? Nein, danke! Ibrahimovic rockt die MLS

Zlatan Ibrahimovic lässt seine Kritiker schweigen
Zlatan Ibrahimovic lässt seine Kritiker schweigen

Die Karriere ausklingen lassen? Von wegen! Zlatan Ibrahimovic trifft in der nordamerikanischen Major League Soccer, wie er will. Der Schwede ist längst wieder auf seinem alten Niveau angekommen. Dabei stand der mittlerweile 36-Jährige schon kurz vor dem Karriereende.

Denkwürdig. Anders kann man den Einstand von Zlatan Ibrahimovic bei Los Angeles Galaxy Ende März nicht beschreiben. Sein neuer Klub liegt im Stadt-Derby gegen Los Angeles FC kurz nach der Pause mit 0:3 zurück. Ibrahimovic sitzt zu Beginn nur auf der Bank, wird beim Stand von 1:3 eingewechselt, kurz darauf fällt der Anschlusstreffer.

Für den Ausgleich sorgt der 1,95 Meter große Mittelstürmer höchstpersönlich. Und wie: Nach einem Abwehrversuch landet der Ball kurz hinter der Mittellinie. Aus vollem Lauf rauscht Ibrahimovic heran, nimmt die Kugel aus 35 Metern volley und überwindet den verdutzten Tyler Miller im LAFC-Tor.

Es kommt noch besser. In der Nachspielzeit nickt der Superstar eine Flanke von Ashley Cole zum 4:3-Siegtreffer in die Maschen. "Die Fans haben gerufen: 'Wir wollen Zlatan, wir wollen Zlatan.' Und dann habe ich ihnen Zlatan gegeben", tönte er nach seiner ersten Gala-Vorstellung.

Ibrahimovic zweitbester Scorer der MLS

Der erste Dreierpack seiner noch jungen MLS-Karriere gelang dem ehemaligen schwedischen Nationalspieler vor zwei Wochen gegen Orlando City. Zwei Kopfballtore und ein satter Drop-Kick des "Gottes", wie sich der Mittelstürmer selbst gerne bezeichnet, bescherten Galaxy den zehnten Saisonsieg. 

Damit liegt das Team in der Western Conference auf dem dritten Rang. Ibrahimovic ist mit 15 Toren und vier Assists der zweitbeste Scorer der aktuellen Spielzeit.

Dass die Karriere des 116-fachen Nationalspielers noch einmal solch einen Höhepunkt erreicht, hätten nur die wenigsten gedacht. Im April 2017 riss sich der Schwede das Kreuzband im rechten Knie. Im Alter von 35 Jahren wäre das für viele Fußballer das unfreiwillige Karriereende gewesen.

Auch der Kämpfer aus Malmö zweifelte nach seiner Genesung an seinen Leistungen. "Der Kopf kann bereit sein, mein Knie war es nicht. Ich war nicht komplett da", gab Ibrahimovic in einem Interview mit der "BBC" zu.

"Sie sagten, es wäre vorbei. Ich sagte NEIN."

Seit dem Wechsel von Manchester United auf die andere Seite des Atlantiks läuft es umso besser. Das Knie hält. Der exzentrische Sportler ist sichtlich stolz auf sein Comeback, bei Twitter postete er zwei Bilder: Eines seines kaputten Knies nach der Operation und ein Jubel-Foto nach einem seiner Tore. "Sie sagten, es wäre vorbei. Ich sagte NEIN", schrieb der Angreifer dazu.

Der Weltstar sorgt aber auch neben dem Platz regelmäßig für Aufsehen. Markige Sprüche, immer ein leichter Anflug von Arroganz: Das ist der Zlatan Ibrahimovic, den die halbe Sportwelt feiert. Die andere Hälfte betrachtet den Stürmer mit Argwohn.

Denn die Selbstdarstellung des Angreifers mäandert zwischen Überheblichkeit und Ironie. Nach dem Wechsel von Superstar LeBron James zu den L.A. Lakers begrüßte Zlatan den Basketballer: "Jetzt hat Los Angeles einen Gott und einen König. Willkommen King James."

Abseits der Untermauerung seines großen Egos ist der Fußballer aber auch immer für einen Spaß zu haben. "Wenn dein Berater versucht, den letzten Penny aus dir herauszuquetschen", schrieb Ibrahimovic unter ein online gestelltes Bild, auf dem sein Agent Mino Raiola auf seinem Rücken steht. 

Fans werden von Zlatan persönlich beglückwünscht

Um weiter an seinem Legendenstatus zu arbeiten, rief der Angreifer vor Kurzem Fans persönlich an, um ihnen zur Verlängerung der Dauerkarten zu beglückwünschen: "Ernesto? Hier ist Zlatan Ibrahimovic von L.A. Galaxy. Ich rufe an, um dir zu gratulieren und dir zu sagen, dass du nicht enttäuscht sein wirst. Ich werde dir viel Spaß, Freude und Tore liefern. Noch etwas, das du gerne hättest? Den MLS-Cup? Den bringe ich dir auch!"

Unabhängig von der Aufmerksamkeit, die der Schwede neben dem Platz auf sich zieht, freut sich Galaxy-Coach Sigi Schmid vor allem über die fußballerischen Fähigkeiten, die der Goalgetter mitbringt.

"Er ist der physisch stärkste Spieler, den diese Liga je gesehen hat. Wenn Ibrahimovic sich dagegenstellt, ist es wie bei Shaquille O'Neal oder solchen Leuten - du kriegst sie da nicht weg. Und wir haben als Team gelernt, unseren Vorteil daraus zu ziehen", erklärte der deutsche Trainer.

Nächste Gala gegen die Schießbude der Liga?

Dazu kommt, dass sich die fußballerische Klasse in der MLS auf überschaubarem Niveau bewegt. Die Liga ist nicht umsonst beliebt bei betagten Altstars, die im Herbst ihrer Karriere noch ein bisschen gegen den Ball treten wollen. Alleine Ibrahimovics Ausstrahlung dürfte manch einer Abwehrreihe zittrige Knie bereiten.

In der Nacht zum Sonntag trifft Galaxy auf Minnesota United. Der Tabellenneunte ist mit 46 Gegentoren die Schießbude der Liga. Die nächste Ibrahimovic-Show ist also nicht auszuschließen.

An ein Ende denkt der Schwede unterdessen ganz und gar nicht. Zurückhaltend beteuerte er: "Es fühlt sich gut an, der Beste zu sein. Macht euch keine Sorgen wegen meines Alters. Es ist nur eine Zahl. Ich entscheide, wann es zu Ende ist."

Tom Kühner

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