06.09.2018 08:12 Uhr

Hummels hat Causa Özil "falsch eingeschätzt"

Mats Hummels hat sich zur Lage der deutschen Fußball-Nationalmannschaft geäußert
Mats Hummels hat sich zur Lage der deutschen Fußball-Nationalmannschaft geäußert

Fußball-Nationalspieler Mats Hummels hat noch einmal auf die verkorkste WM zurückgeblickt und dabei eigene Fehler im Umgang mit der Causa Özil eingestanden. Außerdem gab der Abwehrchef einen Einblick in seine Gedankenwelt nach dem peinlichen Aus in der Vorrunde. 

"Ich spürte sofort eine Trotzreaktion: So kann ich nicht aus der Nationalmannschaft abtreten", sagte Hummels gegenüber dem "kicker", als er auf einen möglichen Abschied aus dem DFB-Team angesprochen wurde. "Nach den schönen und erfolgreichen Jahren war ein Rücktritt kein Thema für mich", bekräftige der 29-Jährige und fügte mit Blick auf den nicht berücksichtigten Sami Khedira: "Große Sorgen, dass ich nicht wieder dabei sein könnte, habe ich mir nicht gemacht."

Allerdings habe das schlechte Abschneiden ihn "selbstkritisch" gemacht, gab der Verteidiger zu. Er habe sich sein eigenes sportliches Verhalten und das neben dem Platz vor Augen geführt und sich gefragt, was gut und was schlecht war. 

Eine wichtige Erkenntnis: "Die sportlichen Probleme, die wir auf dem Platz hatten und die ich sah, habe ich zwar angesprochen, aber ich hätte sie deutlich vehementer ansprechen müssen. Das werfe ich mir definitiv vor."

"Ich meine es gar nicht so böse, aber ..."

In Bezug auf den vielbeachteten Rücktritt von Mesut Özil blieb Hummels allerdings stumm und erklärte dieses Vorgehen folgendermaßen: "Es gab ja nicht das eine Thema bei Özil. Seine Rücktrittserklärung war vier, fünf Seiten lang. Ich überlegte, ob ich mich äußern sollte - zu welchem der sechs, sieben Themen." Dann sei es bereits zu spät gewesen.

Noch vor der WM hätte das DFB-Team über die umstrittenen Fotos mit Erdogan gesprochen. "Aber ich habe es nicht als so einflussnehmend auf unsere Leistung erachtet, wie es am Ende wahrscheinlich doch war", gestand Hummels ein: "Vielleicht war das falsch eingeschätzt."

Für die Zukunft habe er mit seinen Mitspielern gesprochen, um zu erfahren, wie die Kollegen es sehen, wenn er sich öffentlich äußert. "Ich führe mir vor Augen, wie wirkt das jetzt bei diesem Spieler, wenn ich mit meinen 1,90 Metern gestikulierend und schreiend dastehe. Ich meine es gar nicht so böse, aber die Wirkung kann ganz anders sein. Ich habe gelernt, das ist definitiv der Fall", erklärte Hummels und setzte hinzu: "Deshalb möchte ich dafür sorgen, dass sich andere nicht mehr von mir vor den Kopf gestoßen fühlen."

"Der Bundestrainer hat nichts von seinem Stellenwert verloren"

Neben seinen persönlichen Einsichten äußerte sich der Abwehrchef auf zu Joachim Löw. Der Bundestrainer habe "auf keinen Fall" an Autorität verloren. "Ein Trainer, der eigene Fehler eingesteht, gewinnt bei einer Mannschaft sehr viel an Kredit und Stellenwert, diese Erfahrung habe ich gemacht", sagte der Fußball-Nationalspieler: "Der Bundestrainer hat bei der Mannschaft überhaupt nichts von seinem Stellenwert verloren, er hat sogar gewonnen."

Dass sich Löw während seiner WM-Analyse vor seine Spieler gestellt und viel Selbstkritik geübt hatte, werde ihm hoch angerechnet. "Wir alle wissen, dass der Bundestrainer sehr viel Kritik einstecken musste für Sachen, die wir Spieler auf dem Platz uns eingebrockt haben", sagte Hummels: "Wir wissen, was wir an diesem Bundestrainer haben, wie unglaublich gut er die Nationalmannschaft geführt hat, seit 2006 allein und davor als Co-Trainer: Er wird von der Mannschaft das Richtige auf dem Platz zurückbekommen."

Die Kritik von Weltmeister-Kapitän Philipp Lahm an Löws vermeintlich zu laschem Führungsstil gehe "etwas am Thema vorbei", sagte der Bayern-Profi, der mit Lahm vor vier Jahren den Titel geholt hatte: "Es ist nicht so, dass der Bundestrainer alles durchgehen lässt und wir tun und lassen können, was wir wollen. Er legt Wert auf bestimmte Sachen. Werden die eingehalten, ist er sehr verständnisvoll. Aber insgesamt beruht unser Umgang miteinander auf einem gegenseitigen Vertrauen und Verständnis, das der Bundestrainer von uns immer bekommen wird."

Für die kommenden Länderspiele verspricht der 29-Jährige, dass "wir uns - auf gut Deutsch - den Arsch aufreißen". Hummels sei sich bewusst, dass das Aus in Russland "erst mit dem nächsten Turnier" korrigiert werden könne. "Aber wenn wir in der Nations League die zwei großen Gegner Frankreich (am Donnerstagabend, d. Red.) und Niederlande besiegen und gut spielen, ist eine richtige Tendenz zu sehen", sagte er.

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