06.09.2018 16:23 Uhr

Pyro: Kickl sieht akuten Handlungsbedarf

Im Stadion sind die Straftaten zurückgegangen
Im Stadion sind die Straftaten zurückgegangen

3.575 pyrotechnische Gegenstände sind in der Saison 2017/18 rund um Sportveranstaltungen illegal gezündet worden. Das ist ein Anstieg um 93 Prozent seit 2011/12, sagte Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) am Donnerstag bei einem Treffen mit Vertretern von Politik, Bundesliga, ÖFB und UEFA in Wien. Er ortete "akuten Handlungsbedarf", Ausnahmebewilligungen für Pyrotechnika soll es aber weiterhin geben.

In 99 Prozent der Fälle von illegalem Pyrotechnikeinsatz waren Fußballspiele betroffen. 21 Pyrotechnika wurden illegal bei Eishockeymatches und sieben bei sonstigen Wintersportveranstaltungen verwendet. Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer merkte an, die Zahlen des Innenministeriums würden auch den illegalen Einsatz von Pyrotechnik außerhalb von Stadien umfassen. In den Arenen sei die Verwendung von illegaler Pyrotechnik seit der Einführung von geschützten legalen Bereichen für das Abbrennen von Fackeln massiv zurückgegangen. Pyrotechnik gänzlich vom Fußball fernzuhalten, hält Ebenbauer derzeit nicht für möglich. "Wir schaffen es nicht, die UEFA schafft es nicht", sagte der Bundesliga-Vorstand.

Das Pyrotechnikgesetz gilt in seiner jetzigen Form seit 2010. Feuerwerke, bengalische Fackeln oder Böller dürfen demnach "in sachlichem, örtlichem und zeitlichem Zusammenhang mit einer Sportveranstaltung nicht besessen und nicht verwendet werden". Die Veranstalter können jedoch Ausnahmen beantragen und das Abbrennen von gewissen Pyrotechnik-Klassen in bestimmten Bereichen des Stadions mit besonderen Sicherheitsvorkehrungen erlauben.

"In Österreich gibt es ein Verbot, es gibt aber auch Ausnahmeregelungen. Das halte ich für grundsätzlich richtig", sagte Sportminister Heinz-Christian Strache (FPÖ), der in Sachen Pyrotechnik von genehmigten "Showeinlagen" sprach. Überlegungen aus dem Frühjahr, die Möglichkeit der Ausnahmebewilligungen abzuschaffen, wurden vom Innenministerium inzwischen verworfen, wie Generalsekretär Peter Goldgruber bestätigte. Strache und er boten an, für einen Dialog mit Fanvertretern bereitzustehen.

Hofmann: 500 Euro Strafe und "besonders schlechte Vorbildwirkung" 

"Es gibt jedoch die Übereinstimmung, dass illegale Pyrotechnik ein No-Go ist", fasste Goldgruber zusammen. Aktuelle Zahlen zu Verletzten durch pyrotechnische Gegenstände lagen dem Innenministerium am Donnerstag nicht vor. Nach einer parlamentarischen Anfragebeantwortung durch Kickl Anfang August wurde in der Saison 2017/18 ein Fall dokumentiert, bei dem ein Mädchen beim Anmarsch von Fans zum Freundschaftsspiel zwischen Österreich und Brasilien verletzt wurde. Bei der Verwendung von genehmigten pyrotechnischen Gegenständen im Zuge von Ausnahmebewilligungen wurden keine Verletzungen bekannt.

Dem pflichtete Christoph Peschek, Wirtschafts-Geschäftsführer von Rapid Wien, am Rande der Veranstaltung im Gespräch mit der APA bei. In den bewilligten Bereichen im Allianz Stadion habe es seit deren Einführung im Frühjahr 2017 keine Verletzten durch Pyrotechnik gegeben. Auch Austria-Wien-Vorstand Markus Kraetschmer, der ebenfalls unter den Zuhörern war, nannte die Regelung "vernünftig". Der britische Chemiker Tom Smith, der eine Studie über Pyrotechnik verfasst hat, sagte dagegen: "Bei Sportveranstaltungen ist keine sichere Verwendung von Pyrotechnik möglich."

Pyrotechnik sei nicht mit Gewalt gleichzusetzen, sagte Ebenbauer. Zuvor hatte Marc Timmer, UEFA-Leiter Stadien und Sicherheit, in seinem Vortrag über Fußball-Fans von "kriminellen Gangs" gesprochen, die "europäische Städte zerstören" und Videobilder von Ausschreitungen gezeigt. Forderungen von Sportminister Strache, wonach die Veranstalter stärker in die Verantwortung genommen werden sollten, wenn es trotz Ausnahmeregelungen zu Verstößen gegen das Pyrotechnikgesetz kommt, wies Ebenbauer zurück. "Fußball ist ein Spiegelbild der Gesellschaft, wir können nicht sagen, die Fußballklubs sind alleinverantwortlich."

Kürzlich war bekannt geworden, dass Rapid-Legende Steffen Hofmann nach seinem Abschiedsspiel im Allianz Stadion im Juli eine 500-Euro-Verwaltungsstrafe wegen Verstoßes gegen das Pyrotechnikgesetz erhalten hatte. Der langjährige Vereinskapitän hatte auf einer Ehrenrunde vor der Fankurve eine bengalische Fackel geschwenkt. Dabei gehe es auch ohne etwaiger Gefährdung anderer um illegales Verhalten, sagte Innenministeriums-Generalsekretär Goldgruber auf APA-Nachfrage. "Ich halte das für eine besonders schlechte Vorbildwirkung", betonte er in Bezug auf den ehemaligen Fußball-Profi.

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apa

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