Eden Hazard legte mit dem FC Chelsea in der Premier League einen Traumstart hin. Der Belgier knüpft nahtlos an seine starken Leistungen bei der WM an. In der aktuellen Form ist er vielleicht der beste Fußballer Europas.

"Ich dachte, Hazard sei einer der besten Spieler in Europa", erklärte Chelseas Teammanager Maurizio Sarri nach dem fulminanten 4:1-Sieg gegen Cardiff und ergänzte: "Aber jetzt habe ich meine Meinung geändert, vielleicht ist er sogar der Beste!"

Hazard hatte das Duell mit dem Aufsteiger soeben mit einem Dreierpack quasi im Alleingang gewonnen.

Ob trocken aus 16 Metern, aus dem Strafraum-Getümmel heraus oder nervenstark vom Elfmeterpunkt: Der Offensivspieler trifft aktuell wie er will.

Mit fünf Treffern führt Hazard die Torjägerliste der vermeintlich besten Liga der Welt an - vor ausgewiesenen Goalgettern wie Romelu Lukaku (4) oder Kun Agüero (3).

Dabei sah es im Sommer nicht danach aus, dass der 27-Jährige in dieser Saison noch für die Blues auf Torejagd gehen würde. Hazard galt nach Cristiano Ronaldos Abgang als dessen legitimer Nachfolger bei Real Madrid.

Erst Mitte August setzte der umworbene Offensivakteur den Spekulationen um seine Person ein Ende: "Momentan bin ich glücklich hier und habe noch zwei Jahre Vertrag. Ich werde Chelsea in diesem Jahr nicht verlassen." Die Gerüchte über einen möglichen Wechsel nach Madrid bezeichnete er als "Nonsens".

Eden Hazard knüpft Chelsea-Verbleib an Bedingungen

Für seinen Verbleib an der Stamford Bridge nahm Hazard sogar in Kauf, international nur in der zweitklassigen Europa League zu spielen - auch wenn die "Times" berichtete, der 94-fache Nationalspieler werde seinen 2020 auslaufenden Vertrag nur verlängern, wenn sich Chelsea in dieser Saison für die Königsklasse qualifiziert.

Dieses Szenario ist angesichts des aktuellen Höhenflugs der Londoner durchaus wahrscheinlich. Mit fünf Siegen aus fünf Spielen und 14:4 Toren thronen die Blues an der Tabellenspitze der Premier League.

Das hängt nicht nur mit dem extrem formstarken Hazard zusammen, sondern auch mit dem neuen Trainer. Denn Sarri krempelte den Chelsea-Fußball einmal um. Statt eines Defensivbollwerkes setzt der Italiener auf dominanten Ballbesitz-Fußball.

Mehr Ballbesitz von Chelsea "sehr gut" für Eden Hazard

Diese Spielidee kommt vor allem den kreativen Offensivkünstlern wie Hazard zu Gute. "Es ist ein großer Unterschied zu Antonio Conte oder José Mourinho zuvor. Wir haben den Ball öfter und länger. Das ist für mich sehr gut", erklärte der Topscorer.

In dieser Spielzeit verbuchten die Blues durchschnittlich 71 Prozent der Spielanteile. In der vergangenen Saison waren es nur 55 Prozent. Dazu befinden sich unter den Top-5-Spielern mit den meisten gespielten Pässen gleich vier Chelsea-Akteure. 

"Wir haben viel Freiheiten auf dem Platz, nicht nur wir in der Offensive, sondern alle Spieler. Wir müssen uns einfach nur den Ball schnappen und können etwas probieren. Im Moment klappt alles, das bringt noch mehr Selbstvertrauen", sagte Hazard dem klubeigenen TV-Sender.

In fünf Partien kam der Ausnahmekönner bereits 14 Mal zum Tor-Abschluss. In der letzten Spielzeit verzeichneten die Statistiker nur 71 Schüsse in 38 Spielen für Hazard.

Eden Hazard bei Chelsea zurück auf dem linken Flügel

Die wohl größte positive Neuerung, die Hazard derzeit beflügelt, ist seine neue alte Rolle auf dem Platz. Wie für Belgien bei der WM spielt er auch im Klub wieder auf dem linken Flügel - seiner Lieblingsposition.

Unter Conte pendelte Hazard zwischen dem zentralen offensiven Mittelfeld und der "falschen Neun" im Angriff. Doch seine Stärken im Dribbling und sein Tempo mit und ohne Ball kommen auf dem Flügel besser zur Geltung.

Wenn Chelsea am heutigen Donnerstagabend in der Europa League auf PAOK Saloniki trifft, sitzt Hazard allerdings zuhause auf der Couch. Nach der Länderspielpause darf sich der Star einmal ausruhen.

Am Sonntag warten wichtigere Aufgaben. Dann trifft Chelsea im Derby auf West Ham United.

Nach den jüngsten Gala-Vorstellungen traut Sarri seinem Schützling enorm viel zu: "Ich habe mit Eden gesprochen und ihm gesagt, dass er 40 Tore schießen kann. Er muss sich noch etwas verbessern, aber er kann es schaffen."

In Hazards aktueller Verfassung scheint selbst diese magische Marke knackbar zu sein. Vielleicht gilt er dann sogar als der Beste in Europa.

Tom Kühner