16.10.2018 13:09 Uhr

"Wie München 2001": Three Lions überfallen Spanien

Zur Halbzeit führte England schon mit 3:0
Zur Halbzeit führte England schon mit 3:0

Entfesselte Engländer haben Spanien unter dem neuen Nationaltrainer Luis Enrique eine böse Niederlage beigebracht. Beim Matchwinner der Three Lions platzte endlich der Knoten.

Diesmal konnte selbst der unglaubliche Paco Alcácer nichts ausrichten. Der BVB-Stürmer erzielte für Spanien in der Nations League zwar sein neuntes Tor binnen 17 Tagen, doch ein Engländer stellte den 25-Jährigen in der historischen Nacht von Sevilla in den Schatten: Zum ersten Sieg der Three Lions auf spanischem Boden seit 31 Jahren steuerte Raheem Sterling zwei Tore in nur 22 Minuten bei - und versetzte das Mutterland des Fußballs ins Schwärmen.

"Das war das beste Spiel einer englischen Mannschaft seit München 2001", erklärte Ex-Nationalspieler Jamie Carragher nach dem 3:2 (3:0) am Montagabend. Der TV-Experte für "Sky UK" war vor 17 Jahren als Einwechselspieler dabei, als die Three Lions den Erzrivalen Deutschland im Münchner Olympiastadion mit 5:1 regelrecht zerlegten.

Gebrachte Leistung als "Referenz für die Zukunft"

Die damalige Spielergeneration um David Beckham und Michael Owen hechelte letztlich vergeblich den großen Pokalen hinterher. Doch ihre Nachfolger scheinen das Zeug für einen EM- oder WM-Titel zu haben - glaubt jedenfalls Teammanager Gareth Southgate: "So zu spielen, sollte der Referenzpunkt für die Zukunft sein", betonte der 48-Jährige und legte die Messlatte für den WM-Vierten reichlich hoch.

Die "Könige von Spanien" ("Daily Mirror") erwischten den früheren Welt- und Europameister vor allem in der ersten Hälfte mit Überfallfußball auf dem falschen Fuß: Sterling (16./38.) erzielte seine ersten Tore für England seit mehr als drei Jahren, der erst 20-jährige Marcus Rashford markierte das zwischenzeitliche 2:0 (30.) - nie zuvor kassierte die Furia Roja in einem Pflichtspiel auf heimischem Boden drei Gegentore.

"Sterling hat Spanien förmlich abgerissen", lobte "The Sun" den 23-Jährigen von Meister Manchester City überschwänglich. "Was für ein Spieler! In seinem Alter hatte ich nicht mal ein Länderspiel", twitterte Stürmerlegende Gary Lineker. Mit Blick auf den erst 20-jährigen Rashford erklärte der 57-Jährige: "Er ist noch so jung. Gebt diesen Spielern Zeit!"

Wie zum Beleg für Linekers Bitte mussten die Three Lions nach dem Seitenwechsel doch noch zittern. Die im Schnitt 23 Jahre alte Southgate-Mannschaft, die jüngste FA-Auswahl seit 59 Jahren, kassierte in der 58. Minute den Anschlusstreffer durch den kurz zuvor eingewechselten Alcácer, Kapitän Sergio Ramos in seinem 160. Länderspiel verkürzte in der achten Minute der Nachspielzeit auf 2:3.

"Normal wäre es gewesen, die Spieler umzubringen"

Die spanische Presse ließ sich allerdings nicht einmal durch die Leistungssteigerung der Seleccion nach dem Seitenwechsel besänftigen. Die Sporttageszeitung "Marca" schrieb von einer "Niederlage mit einer gewaltigen Zahl auf der Richterskala" und stimmte einen Abgesang auf Kapitän Ramos an, der zu allem Überfluss auch noch den am Boden liegenden Sterling abseits des Geschehens absichtlich böse auf den Fuß trat.

"Normal wäre es gewesen, die Spieler umzubringen", sagte Spaniens Nationaltrainer Luis Enrique nach seiner ersten Niederlage im vierten Spiel: "Aber ich habe sie aufgebaut, keinen ausgetauscht und ihnen gesagt, dass große Nationen leiden müssen."

Trotz der Pleite führt Spanien die Gruppe 4 der A-Liga mit sechs Punkten weiter vor England (4) an. Die Three Lions haben durch ihre beeindruckende Vorstellung aber Morgenluft geschnuppert. Steigerungspotenzial haben sie allemal noch: WM-Torschützenkönig und Kapitän Harry Kane blieb auch im siebten Spiel nacheinander ohne Torerfolg.

 

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