16.10.2018 15:17 Uhr

Die drei größten Fehler von Joachim Löw

Bundestrainer Joachim Löw steckt mit dem DFB-Team in der Krise
Bundestrainer Joachim Löw steckt mit dem DFB-Team in der Krise

Eine peinliche WM in Russland, eine blamable Vorstellung in der Nations League: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft steckt vor dem wichtigen Spiel gegen Frankreich am Dienstag (20:45 Uhr im Liveticker) in der Krise. Mitverantwortlich dafür ist Joachim Löw. Das sind die drei größten Fehler des Bundestrainers in den letzten Jahren.

1. Joachim Löw hat den Umbruch im DFB-Team verpasst

Gemeinsam stemmten Philipp Lahm und Joachim Löw den Weltmeister-Pokal in den Himmel von Rio den Janeiro. Doch Lahm gelang in den Tagen danach, woran Löw noch heute zu knabbern hat: ein klarer Cut. Der Kapitän verabschiedete sich aus der Nationalelf und machte Platz für junge Spieler und neue Anführer.

Löw dagegen verpasste es, einen echten Umbruch zu initiieren. Weiterhin vertraute und vertraut er seinen Helden von Brasilien: Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski nahm Löw aus Loyalität und für den Zusammenhalt in der Mannschaft mit zur EM 2016 nach Frankreich.

Sami Khedira entzog Löw erst nach unterirdischen Vorstellungen beim peinlichem WM-Vorrundenaus in Russland das Vertrauen. Thomas Müller, Mats Hummels, Jérôme Boateng, Manuel Neuer, Toni Kroos sind derzeit trotz teilweise durchwachsener Leistungen weiter gesetzt.

Zwischen den altgedienten Akteuren und der jüngeren Generation um die Confed-Cup-Sieger von 2017 knirscht es teilweise gewaltig. Mehr junge, frische Kräfte müssten in die Mannschaft integriert werden, um einen neuen Zusammenhalt zu formen.

Doch das WM-Aus in Russland hatte in dieser Hinsicht offenbar keine Signalwirkung für Löw. Beim 0:3 gegen die Niederlande setzte er nur einen Neuling ein: den 27 Jahre alten Schalker Mark Uth.

Spieler, die wirklich für einen Umbruch in der Nationalmannschaft stehen würden, wie Julian Brandt und Leroy Sané wechselte Löw erst in der Schlussphase ein. Marc-André ter Stegen, seines Zeichens Stammkeeper des FC Barcelona, saß wie schon in Russland nur auf der Bank.

Ein aufstrebender Bundesliga-Spieler wie Philipp Max vom FC Augsburg wurde noch nicht einmal berücksichtigt.

2. Joachim Löw setzt Spieler im DFB-Team auf den falschen Positionen ein

Bei Positions-Rochaden seiner Nationalspieler hatte Löw schon in der Vergangenheit nicht immer ein glückliches Händchen.

Man erinnere sich an die Experimente mit Mario Götze und Mesut Özil als "falsche Neun" oder die Anweisung an Toni Kroos im EM-Halbfinale 2012, Italiens Spielmacher Andrea Pirlo als Manndecker kaltzustellen.

Auch nach dem Debakel in Russland gelang Löw in dieser Hinsicht bei weitem nicht alles. Das Potenzial von Marco Reus verschenkte der Bundestrainer im Hinspiel gegen Frankreich sowie beim Testduell mit Peru im Mittelsturm. Mittelstürmer Timo Werner musste dagegen zuletzt dreimal auf der linken Außenbahn ran.

Was man Löw in diesem Zusammenhang allerdings zugute halten muss: Die Versetzung des etatmäßigen Rechtsverteidigers Joshua Kimmich ins zentrale Mittelfeld machte sich durchaus bezahlt. Der 23-Jährige vom FC Bayern zählte in allen Spielen nach seiner verkorksten WM zu den besten deutschen Akteuren.

3. Joachim Löw kann die eigene Fehleranalyse im DFB-Team nicht umsetzen

Ganze zwei Monate ließ sich Löw nach der verkorksten WM Zeit für seine Fehleranalyse - nur um dann festzustellen, dass dem DFB-Team vor allem Enthusiasmus und Feuer gefehlt hätten. "Wir hatten eine kleine Flamme", so der Bundestrainer. Bis heute konnte er sie augenscheinlich nicht wieder entzünden.

In Teilen schon gegen Peru, insbesondere aber bei der prestigeträchtigen Begegnung mit den Niederlanden agierte Deutschland behäbig, gegen Ende hin sogar erschreckend lustlos.

Löws Eingeständnis, sein größter Fehler in Russland sei die Einschätzung gewesen, "dass wir mit unserem dominanten Ballbesitz zumindest durch die Vorrunde kommen", sollte nach Willen des Bundestrainers zudem taktische Konsequenzen haben. Ein neues erfolgversprechendes Konzept ist aber bislang nicht zu erkennen.

Im ersten Nach-WM-Spiel gegen Frankreich konzentrierte sich die deutsche Mannschaft fast ausschließlich auf die Defensive, gegen Peru reichte die höhere individuelle Klasse. 

Die Partie beim Erzrivalen in Amsterdam war wieder einmal geprägt von viel Ballbesitz und -geschiebe in ungefährlichen Zonen. Vertikales Spiel und Kreativität sind nicht in Sicht.

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