17.10.2018 13:06 Uhr

Frankreich feiert den "heiligen Antoine" Griezmann

Antoine Griezmann drehte in der zweiten Halbzeit die Partie gegen Deutschland
Antoine Griezmann drehte in der zweiten Halbzeit die Partie gegen Deutschland

Antoine Griezmann hatte sich etwas Neues einfallen lassen. Er hampelte nicht mehr herum nach seinem Toren, formte mit Daumen und Zeigefingern auch nicht mehr das "L" für "Take the Loss", akzeptiere die Niederlage.

Nein, gegen Deutschland beließ er es bei einem beinahe unauffälligen Handwackeln, das sah so aus, als winke ein König seinen Untertanen zu - und in der Tat ist es ja so: Frankreich liegt seinem Torjäger zu Füßen.

"L'Equipe", die große französische Sportzeitung, bezeichnete den zweifachen Torschützen gegen die verjüngte deutsche Mannschaft (62., 80., Foulelfmeter) als einen Überirdischen, als "heiligen Antoine", und feierte den "blauen Fuß" des Angreifers. Es war allerdings zunächst der Kopf, mit dem der 175 Zentimeter große Griezmann eine ungefährlich wirkende Flanke wunderschön in das deutsche Tor lenkte. Ein kleines Kunstwerk.

Deschamps pfeift seinen Star zurück

Der Angreifer von Atlético Madrid kann auch rustikal. Zumindest in der Ansprache. Die erste Halbzeit missfiel ihm doch sehr, in der Pause soll er in der Kabine laut geworden sein: Der ein oder andere zeige nicht genügend Einsatz, so der Vorwurf an die Mitspieler. Ja, sagte Trainer Didier Deschamps nach dem 2:1 (0:1) des Weltmeisters gegen seinen Vorgänger, "es gab dieses Problem". Griezmann aber "muss die Motivation nicht auf diese Art forcieren".

Über die Art der Kritik war Deschamps also mäßig glücklich, dem Inhalt dürfte er nicht aber widersprechen. "In der ersten Halbzeit waren wir nicht wir selbst", bemängelte der DFB-Schreck nach dem Spiel in diplomatischerer Form, "nicht in den Zweikämpfen, und nicht in der Unterstützung der Mitspieler". Es sei nötig, wieder mit der Einstellung wie bei der WM zu Werke zu gehen, auch wenn es "physisch und mental schwierig" sei.

In der Nations League wird Frankreich zumindest nicht mehr absteigen, was der Superstar bemängelte, war aber auch schon fünf Tage zuvor beim arg schmeichelhaften 2:2 gegen Island zu sehen gewesen: Der Weltmeister ruht sich zunächst auf seinem Lorbeer aus, es fehlt der letzte Einsatz. Gegen Island brachte erst die Einwechslung von Kylian Mbappé eine halbe Stunde vor dem Abpfiff die Wende, gegen Deutschland war es Griezmann.

Auf der Jagd nach Rekordtorschütze Henry

"Er gibt immer wieder wichtige Impulse, und das hilft uns immer wieder", sagte Deschamps über den Einfluss von Griezmann auf das Spiel und die Steigerung in der zweiten Halbzeit. Der Trainer hatte zweifelsohne erkannt, dass sein Torjäger richtig lag mit seiner Kritik. "Unsere Stärke ist unsere Solidarität, die dürfen wir nicht verlieren. Und die haben wir in der zweiten Halbzeit wiedergefunden", sagte Deschamps.

Mit bisher sieben Treffern im Kalenderjahr 2018 ist der Linksfuß der erfolgreichste Torschütze von Les Bleus, er steht nun auch in den Top Ten der ewigen Bestenliste, auf Rang sieben mit 26 Treffern. "Das ist wunderschön", sagte er, "es ermutigt mich, nach mehr zu streben." Wobei der Heilige Anton am Dienstag Wert darauf legte, dass es nicht seine Tore sind: "Nicht ich allein treffe. Es ist ein bisschen was von jedem dabei."

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