07.11.2018 12:39 Uhr

Toni Kroos: Mr. Zuverlässig wird zum Gesicht der Krise

Toni Kroos befindet sich derzeit gemeinsam mit Real Madrid im Formtief
Toni Kroos befindet sich derzeit gemeinsam mit Real Madrid im Formtief

Historische Torflaute, Trainerentlassung und Platz sechs in La Liga, auch in der Champions League stottert der Motor: Für Real Madrid hätte die Saison kaum schlechter starten können. Mittendrin: Toni Kroos. Der Taktgeber der Königlichen ist vor dem Duell mit Viktoria Pilsen am Mittwoch weit entfernt von seiner Bestform.

"Wir haben gestern ein Ligaspiel gewonnen", kommentierte Toni Kroos bei Twitter süffisant den kleinen Befreiungsschlag von Real Madrid gegen Real Valladolid (2:0) am vergangenen Wochenende. Zuvor waren die Königlichen fünf Liga-Partien in Folge sieglos geblieben.

Zwischenzeitlich gelang dem Star-Ensemble aus Spaniens Hauptstadt in Pflichtspielen mehr als acht Stunden kein Tor - Negativrekord in der ruhmreichen Geschichte des Klubs.

Dass sich ausgerechnet Kroos ein derart ironisches Statement erlaubte, kam im Umfeld Reals nicht gut an. Denn der Regisseur läuft seinen Erwartungen in dieser Saison weit hinterher. Mr. Zuverlässig ist bei Real zum Gesicht der Krise geworden.

Kroos ist auch im Vereinsdress scheinbar immer noch im "WM-Modus". Präzision und Kreativität gehen dem früheren Münchner ab. Das Metronom des Real-Spiels ist völlig aus dem Takt.

Auch die Zahlen sprechen gegen Kroos: Wettbewerbsübergreifend konnte der Mittelfeldmann in 13 Spielen noch keinen einzigen Scorerpunkt verbuchen - angesichts seiner beeindruckenden Bilanz bei Real (12 Tore und 54 Vorlagen in 203 Spielen) ein alarmierender Wert.

Toni Kroos bei Real Madrid in der Kritik

Tiefpunkt von Kroos' persönlicher Misere war das peinliche 0:1 in der Königsklasse gegen ZSKA Moskau. Durch einen fatalen Fehlpass, der zur Führung der Russen führte, avancierte der 28-Jährige zum Buhmann. "Ein selbstmörderisches Manöver" nannte die "AS" den Aussetzer des Weltmeisters von 2014.

Nach der bitteren 1:5-Klatsche im Clásico gegen den FC Barcelona, bei der Kroos wie alle Real-Spieler neben sich stand, schrieb "Marca: "Noch einer, der unter seinem Niveau spielte. Er verschwand aus dem Spiel in jeder Hinsicht. Real Madrid leidet so sehr darunter, wenn Toni nicht da ist."

Bei der Suche nach den Gründen für Kroos' Schwächephase landet man unweigerlich beim mittlerweile entlassenen Trainer Julen Lopetegui. 

Unter ihm musste der Stratege eine defensivere Rolle einnehmen als unter Vorgänger Zinédine Zidane. Das Resultat: Kroos wirkte oftmals orientierungs-, teilweise sogar lustlos.

"Ich bin kein Casemiro", stellte der 28-Jährige in Bezug auf den brasilianischen Abräumer im Team der Königlichen klar.

Toni Kroos vor Abgang von Real Madrid?

Sogar den Zorn des allmächtigen Klub-Präsidenten Florentino Pérez zog Kroos mit seinem schwachen Defensivverhalten auf sich.

Spanische Medien berichten, dass der einst Unersetzbare bei Real nicht mehr unumstritten ist. Ein Abgang ist demnach nicht ausgeschlossen.

Das italienische Portal "Calciomercato" will erfahren haben, dass Deutschlands Fußballer des Jahres 2018 Transferziel Nummer eins bei Paris Saint-Germain ist.

 

 

Santiago Solari ist Interimstrainer bei Real
Santiago Solari ist Interimstrainer bei Real

Mut macht Kroos der Trainerwechsel bei Real. Zwar bezeichnete er den Rauswurf von Lopetegui öffentlich als "größte Niederlage". Nachfolger Santiago Solari setzt aber anscheinend wieder voll und ganz auf den kriselnden Spielmacher.

Beim 4:0-Erfolg im spanischen Pokal gegen den Drittligisten UD Melilla wurde Kroos von Solari geschont. Beim heiß ersehnten aber wenig glanzvollen Sieg gegen Valladolid stand er wie gewohnt über 90 Minuten auf dem Platz.

Nicht nur Toni Kroos bei Real Madrid außer Form

Die Krise Reals allein an Kroos auszumachen, wäre ohnehin zu einfach. Das gesamte Team fand in dieser Spielzeit zu selten zur Normalform.

"Wir versuchen wirklich alles, um gute Ergebnisse zu erzielen. Es wird eine tolle Herausforderung, wieder aufzustehen", äußerte sich Kroos optimistisch, dass der Turnaround gelingen kann.

Mit den zwei jüngsten Erfolgen ist der erste Schritt aus dem Tal gemacht. Ein Pflichtsieg gegen Pilsen wäre der nächste.

Und sollte Kroos in kommenden Wochen seine Rolle als Mr. Zuverlässig wiederfinden, steht weiteren "Wir haben gestern gewonnen"-Posts nichts mehr im Weg.

Lissy Beckonert

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