09.11.2018 15:17 Uhr

Austria-Sportchef Muhr fordert "Reaktion"

Die meisten Teams gehen gegen Salzburg leer aus
Die meisten Teams gehen gegen Salzburg leer aus

Ausgerechnet vor dem Heimspiel gegen den überlegenen Tabellenführer Red Bull Salzburg ist die Unruhe bei der Wiener Austria immer größer geworden.

Die Wiener Austria steht vor dem Ligaschlager am Sonntag (17:00 Uhr) zu Hause gegen Meister Salzburg unter Druck. Vier Spiele sind die Favoritner in der Bundesliga bereits sieglos. Sollte nach der enttäuschenden 2:3-Heimniederlage vergangene Woche gegen den WAC keine Leistungssteigerung gelingen, könnte auch die Zukunft von Trainer Thomas Letsch zur Debatte stehen.

Bei einer Niederlage gegen Salzburg droht der Austria acht Runden vor Ende des Grunddurchganges der Rückfall auf Platz acht. Nur die Top sechs schaffen es in die Meisterrunde. Sportdirektor Ralf Muhr wollte sich vor der Partie nicht auf Szenarien einlassen. "Entscheidend ist, dass wir gegen eine sehr, sehr gute Mannschaft eine Reaktion zeigen auf das, was im Schlechten passiert ist." Danach werde es eine "inhaltliche Analyse" der 90 Minuten geben, keine emotionale.

Austria will keine "Hire-and-Fire"-Politik

Teile der Anhängerschaft hatten nach der schwachen Vorstellung gegen den WAC die Ablöse von Letsch gefordert. Spurlos sei das nicht an ihm vorübergegangen, gestand der Trainer. "Aber es ist jetzt nicht das Thema Nummer eins." Unruhe ortet der Deutsche nur im Umfeld des Vereins, nicht aber im Klub selbst. Auch Neo-Präsident Frank Hensel hatte sich bei seiner Bestellung am Montag nicht als Befürworter einer "Hire-and-Fire"-Politik gezeigt.

"Für mich ist es sehr erfreulich und es hilft mir auch, dass ich die absolute Rückendeckung innerhalb des Vereins spüre", erklärte Letsch. Es gehe nicht um Jobgarantien. "Im Moment erfahre ich einfach, dass der Verein nach wie vor zu mir hält und von dem überzeugt ist. Den Druck, den wir haben aufgrund der Tabellensituation und auch aufgrund der gezeigten Leistungen, den machen wir uns selber noch dazu."

Letsch versprach einen mutigen Auftritt. "Es gibt immer die Angst davor, dass es schief läuft", sagte der 50-Jährige, der nach 25 Ligaspielen als Austria-Trainer bei einer negativen Bilanz hält (zehn Siege, vier Remis, elf Niederlagen). "Aber man kann es auch als Chance sehen. Wir stehen vor einem Spiel gegen eine europäische Spitzenmannschaft. Nichtsdestotrotz ist uns bewusst, dass von uns eine Reaktion gefordert ist."

Verheerende Austria-Bilanz gegen Salzburg

Gegen Salzburg haben die Wiener nur eines der vergangenen 18 Pflichtspiele gewonnen - mit 4:0 in Wr. Neustadt am Ende der vergangenen Saison. Der letzte Sieg gegen die Bullen in Wien liegt mehr als viereinhalb Jahre zurück, gelang im März 2014 (3:0). "Wir gehen ins Spiel, um im Idealfall zu gewinnen, auf jeden Fall aber um etwas mitzunehmen", sagte Letsch.

Der Fokus im Training lag auf Kompaktheit und dem Spiel gegen den Ball. "Es wäre vermessen zu sagen, dass wir Salzburg jetzt spielerisch auseinandernehmen", meinte Letsch. Man wolle aber selbst aktiv sein. "Man muss sehen: Wir machen uns nicht in die Hose." Helfen könnte dabei Bright Edomwonyi. Der Angreifer steht nach seiner Rückenblessur seit zehn Spielen wieder im Mannschaftstraining und ist laut Letsch "auf jeden Fall eine Alternative".

Der Personaldecke bezeichnete Letsch weiterhin als dünn. "Wir haben im Moment nicht die Stürmer, die den Ball vorne festmachen können." Daher seien gegen Salzburg andere Lösungen gefragt. Bis Freitagmittag waren 8.500 Tickets verkauft. Der bisher letzte Ligasieg gelang der Austria Ende September in Hartberg (0:1). Zu Hause ist der Tabellensechste drei Punktspiele sieglos.

Rose im Jubiläumsspiel erstmals in der neuen Generali-Arena

Die Salzburger dagegen kommen mit nur einer Niederlage in saisonübergreifend 20 Ligaspielen - dem 0:4 bei der Austria Ende Mai. In den 24 Pflichtspielen dieser Saison sind die Bullen noch ungeschlagen, haben 20 davon gewonnen. Mit dem 25. Ligasieg im Kalenderjahr 2018 könnte der Serienmeister am Sonntag bereits seinen Clubrekord aus dem Vorjahr einstellen.

Salzburg ist in der Europa League trotz des vierten Siegs im vierten Spiel zwar noch immer nicht fix aufgestiegen, präsentierte sich aber einmal mehr von seiner Schokoseite. Drei Tage nach der 5:2-Gala bei Trondheim will Trainer Marco Rose "noch einmal alle Energie freisetzen, um diesen so erfolgreichen Block (zwischen den beiden Länderspielpausen) auch erfolgreich abzuschließen". Die Austria verfüge über "eine Mannschaft mit Qualität und guten Einzelspielern", deren "Thema" derzeit vor allem Konstanz sei.

Besonders gefährlich mache die Wiener, dass sie "sicher nichts zu verlieren haben". Das Schicksal von Letsch, den er aus gemeinsamen Zeiten in Salzburg kennt, lasse ihn nicht kalt. "Das beschäftigt mich schon, weil ich Tommy persönlich kenne. Aber er ist im Moment noch da und liefert gute Arbeit ab", betonte Rose. "Ich habe das Gefühl, dass das Vereinsumfeld in Wien noch sehr ruhig ist und ihm die Zeit gibt, den Umbruch zu vollziehen. Ich hoffe, dass er seine Ziele in Wien verwirklichen kann."

In seinem 50. Ligaspiel als Salzburg-Trainer (bisherige Bilanz 36-10-3) gastiert Rose mit seinen Kickern erstmals in der neuen violetten Heimstätte, das Heimspiel im August hatt man souverän 2:0 gewonnen. "Ich habe viel Gutes gehört", berichtete der Deutsche über die Generali-Arena. Die sei ein "Schmuckkästchen", in dem es "sich lohnt, vorbeizuschauen". Auch sportlich könnte sich der Ausflug rentieren: Mit einem Sieg könnte der Vorsprung auf die ersten Verfolger weiter anwachsen. Vor der 14. Runde führen die Salzburger zwölf Zähler vor dem LASK.

apa

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