19.01.2019 09:07 Uhr

Antonio Rüdiger bei Chelsea: Der mit dem Ball tanzt

Antonio Rüdiger ist beim FC Chelsea der nächste Schritt gelungen
Antonio Rüdiger ist beim FC Chelsea der nächste Schritt gelungen

Eineinhalb Jahre nach seiner Ankunft zählt Antonio Rüdiger beim FC Chelsea zu den unumstrittenen Leistungsträgern. Nach anfänglichen Zweifeln wird der Abwehrspieler mittlerweile von den Blues-Fans verehrt. Großen Anteil daran hat sein Trainer, der den Deutschen in eine Rolle zwängt, die ihm keiner zugetraut hat.

Als Antonio Rüdiger im Sommer 2017 zum FC Chelsea wechselte, war die Skepsis bei den Fans der Blues groß. 35 Millionen zahlte der Klub aus dem Westen Londons für den Abwehrspieler, der auf seiner Position vielleicht zu den besten Deutschen, aber sicher nicht zu den Besten der Welt zählte.

Der Transfer passte eigentlich nicht zum Anspruch des sechsfachen Meisters, der in der Vergangenheit stets darum bemüht war, seinen Kader für Unsummen mit weltweit anerkannten Stars aufzurüsten. Heute, rund 18 Monate später, sind die Zweifel ausradiert. Rüdiger hat sein enormes Potenzial nicht einfach nur ausgeschöpft, sondern neue und bisher ungeahnte Fähigkeiten entwickelt.

Rüdiger als Spielmacher und Ballverteiler

Unter Neu-Coach Maurizio Sarri blüht der Abwehrspieler Woche für Woche in ungewohnter Rolle auf. Der Italiener gilt als fanatischer Verfechter des Ballbesitzfußballs und setzt den deutschen Innenverteidiger im 4-3-3 als Spielmacher und Ballverteiler ein. Eine Rolle, mit der sich Rüdiger erst anfreunden musste.

"Letzte Saison habe ich fast nur lange Pässe gespielt. Das hat sich unter dem neuen Trainer und in dem neuen System geändert. Für mich war es sehr wichtig, dass ich mich anpasse. Ich denke, das ist mir gut gelungen", beschreibt Rüdiger seine Entwicklung, die sich durch ein paar beeindruckende Zahlen belegen lässt.

Auf den Spuren von Toni Kroos und Co.

In der Saison 2017/18 spielte Rüdiger im Schnitt 63,3 Pässe pro Partie. In diesem Jahr stieg der Wert auf 81,7. Eine Zahl, die noch imposanter wirkt, wenn man sich die anderen "Passmaschinen" des Kontinents anschaut.

In den großen fünf europäischen Ligen gibt es überhaupt nur sechs Spieler, die pro Partie mehr Bälle von A nach B bringen: Toni Kroos (Real Madrid/86,9), Jérôme Boateng (FC Bayern/84,9), Niklas Süle (FC Bayern/82,7), Marcelo Brozovic (Inter Mailand/89,7), Jorginho (FC Chelsea/95,1) und Aymeric Laporte (ManCity/84,7).

Ohne den "Sarri-Ball", wie die Taktik des Italieners auf der Insel gerne bezeichnet wird, würde Rüdiger sicher nicht zu diesem erlesenen Kreis zählen. Dennoch ist es bemerkenswert, wie sehr sich das Spiel des Deutschen von einer Saison auf die nächste verändert hat.

"Er [Sarri] hat mir gesagt, dass ich das Spiel von hinten aufbauen muss. Das habe ich mir zu Herzen genommen", erklärt Rüdiger, der sagt: "Ich will spielen, deswegen muss ich es probieren." Aus dem Versuch ist längst mehr geworden. 22 Startelfeinsätze in 22 Spielen zeigen, wie unverzichtbar Rüdiger im Konstrukt der Blues ist.

In der Bundesliga "selten das Hirn benutzt"

Beim FC Chelsea ist Antonio Rüdiger mittlerweile zu "Mr. Zuverlässig" geworden. Der Abwehrspieler hat seit seinem Kreuzbandriss, der ihn die EM 2016 kostete, überhaupt nur ein einziges Spiel verpasst. Auf dem Rasen hat er seine Fehlerquote minimiert, neue Qualitäten im Pass- und Positionsspiel entwickelt. Mit 2016 Ballkontakten zählt er zu den größten "Ballmagneten" der Liga. Unter Maurizio Sarri ist der Ex-Stuttgarter der Spieler, der den größten Sprung gemacht hat.

In der Kabine ist er zudem einer der Spieler, denen zugehört wird. Das hat er auch seiner Erfahrung zu verdanken. Obwohl erst 25 Jahre alt, hat Rüdiger bereits in Deutschland, Italien und England gespielt und gelernt.

Am wichtigsten war für ihn der Aufenthalt in Rom. "Vorher in Deutschland habe ich nur meine Power und Kraft benutzt, aber selten das Hirn", so der Abwehrspieler, der den Wechsel vom VfB Stuttgart zum AS Rom als "größten Schritt meiner Karriere" bezeichnet und verrät: "In Italien habe ich das Verteidigen gelernt."

Vertragsgespräche? "Muss nicht sein"

Wohin ihn seine Karriere in den kommenden Jahren noch führen wird, ist offen. In London steht Rüdiger bis 2022 unter Vertrag. Gespräche über eine vorzeitige Verlängerung haben bisher nicht stattgefunden. "Das muss auch gar nicht sein", schiebt Rüdiger alle Fragen nach seiner Zukunft beiseite.

Sollte der Deutsche in den kommenden Monaten an seine Leistungen anknüpfen, wird es vermutlich nicht lange dauern, bis auch er sich mit seiner Zukunft beschäftigen muss. Schon im Sommer soll Paris Saint-Germain die Angel ausgeworfen haben. Dazu haben womöglich auch Vereine wie Juventus Turin, Real Madrid, der FC Barcelona und vielleicht ja auch der FC Bayern den Drang, ihre Abwehr in absehbarer Zeit zu verjüngen. Sollte Antonio Rüdiger in diesem Zusammenhang genannt werden, dürfte sich niemand mehr wundern.

Christian Schenzel

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