15.02.2019 09:11 Uhr

Rapid scheitert an Inters großem Namen

Rapid um Kapitän Stefan Schwab war gegen Inter lange Zeit zu passiv
Rapid um Kapitän Stefan Schwab war gegen Inter lange Zeit zu passiv

Mit acht Defensivspielern in der Startelf erstarrt Rapid gegen ein keinesfalls einschüchternd aufspielendes Inter Mailand in der ersten Hälfte in Ehrfurcht. Neben dem übermäßigen Respekt vor dem Gegner ärgert die Wiener auch der umstrittene Elfmeter für die "Nerazzurri".

Ein Topgegner aus einer europäischen Fußball-Metropole, Zeit gehabt, für eine intensive Vorbereitung, um die Mannschaft in Schuss zu bekommen, Tausende Fans, die dem ersten Pflichtspiel seit zwei Monaten entgegenfiebern und ein bis auf den letzten Platz ausverkauftes Stadion. Eigentlich war alles für ein wahres Fußballfest serviert. Doch dann bekamen die 23.850 Zuschauer am Donnerstagabend in Wien-Hütteldorf über weite Strecken qualitative Schonkost vorgesetzt - und das lag an beiden Teams.

Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer überraschte im Hinspiel des Europa-League-Sechzehntelfinales gegen Inter Mailand nicht nur mit der Aufstellung, sondern auch bei der Kadernominierung. Mit Deni Alar und Andrija Pavlović mussten die beiden einsatzberechtigten Mittelstürmer auf der Tribüne Platz nehmen, die Kreativgeister Christoph Knasmüllner, Philipp Schobesberger und Thomas Murg blieben auf der Bank.

Kapitän Stefan Schwab rückte auf die Zehnerposition, um das grün-weiße Spiel von dort aus zu lenken, Andrei Ivan sollte über den linken Flügel für Entlastung sorgen. An vorderster Front ging Veton Berisha absammeln, ansonsten standen acht Defensivspieler in der Startelf.

Kühbauer erklärt die defensive Rapid-Aufstellung

"Ich weiß genau, dass die Mannschaft, die von Anfang an auf dem Platz war, physisch stärker ist", rechtfertigte Kühbauer seine Aufstellung nach der knappen 0:1-Niederlage auf der Pressekonferenz. "Mit den drei (Knasmüllner, Schobesberger und Murg, die in der zweiten Hälfte allesamt eingetauscht werden sollten, Anm.) hätten wir in der ersten Hälfte vielleicht die eine oder andere Chance mehr, dafür aber in der Rückwärtsbewegung Schwierigkeiten gehabt. Das war Inter Mailand und nicht irgendeine Mannschaft, die gerade vorbeigefahren ist und mitspielen wollte", erinnerte Kühbauer an die Qualität des Gegners und war sich sicher: "Es war die richtige Entscheidung."

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Nach vorne ging bei Rapid vor der Pause jedoch so gut wie überhaupt nichts, was laut dem Coach an der Umsetzung des Vorgehabten lag: "In der ersten Hälfte war der Respekt leider zu groß. Wir wollten nicht so auftreten, dass wir die Bälle gleich wieder dem Gegner in den Fuß spielen. Auch die Zweikampfführung war nicht gut", erklärte Kühbauer. Routinier Mario Sonnleitner pflichtete bei: "In der ersten Halbzeit hatten wir zu viel Respekt vor dem Namen Inter." Goalie Richard Strebinger betonte: "Wir haben überhastet in die Tiefe gespielt."

Umstrittener Inter-Elfer: "Irren ist menschlich - die alte Leier"

Dabei zeigten die "Nerazzurri", bei denen mit Matteo Politano nur ein Italiener in der Startelf stand, keinesfalls eine Leistung, die ihrem großen Namen gerecht geworden wäre. Inters Krise um den als Kapitän abgesetzten und als Reaktion nicht zum Hinspiel mitgereisten Superstar Mauro Icardi war von Mailand bis nach Wien spürbar. Strebinger wurde kaum geprüft, für den entscheidenden Treffer durch Lautaro Martínez musste ein umstrittener Elfmeter herhalten.

Manuel Thurnwald kam gegen den Argentinier im Strafraum klar zu spät, doch zuvor war Ivan Perišić in die Beine von Marvin Potzmann gestolpert. Schiedsrichter Tobias Stieler aus Deutschland zögerte nicht und zeigte auf den Punkt. "Es waren viele Leute im Stadion und wenige, die sagen würden, dass der zu geben gewesen wäre. Der Elfer ja, aber in der Entstehung wäre einzugreifen gewesen", beklagte Kühbauer. "Aber ja, irren ist menschlich - die alte Leier."

Auch Potzmann haderte: "Wenn du gegen Inter durch so ein Tor verlierst, ist das sehr bitter." Zur Elfersituation meinte der Außenverteidiger auf weltfussball-Nachfrage in der Mixed Zone des Stadions: "Ich habe danach den Schiedsrichter gefragt, er meinte, ich sei über ihn drübergestoplert. Ich hab' das anders gesehen."

"Glaube an die Sensation"

Zufrieden zeigten sich die Rapidler mit dem stark verbesserten Auftritt in der zweiten Hälfte. "Da haben wir mutiger gespielt und viel mehr Ballkontrolle gehabt. Dann hat auch Inter gesehen, dass wir Fußball spielen können und dass sie laufen müssen, was sie in der ersten Hälfte nicht mussten", so Kühbauer. Allgemeiner Tenor bei allen in Grün-Weiß: "Es wäre mehr drinnen gewesen."

Zum Rückspiel in einer Woche werde man "mit dem Glauben an die Sensation" reisen, versicherte der Burgenländer. 5.000 Rapid-Fans werden im riesigen San-Siro-Stadion dabei sein.

David Mayr

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