08.03.2019 20:05 Uhr

Castro beim VfB: Der Hoffnungsträger zündet endlich

Gonzalo Castro kommt beim VfB Stuttgart zuletzt richtig in Schwung
Gonzalo Castro kommt beim VfB Stuttgart zuletzt richtig in Schwung

Mittelfeldspieler Gonzalo Castro wurde im zurückliegenden Sommer als neuer Hoffnungsträger zum Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart geholt. Nachdem er dieser Rolle lange Zeit nicht gerecht wurde, tritt er endlich als Führungsspieler in Erscheinung. 

Als gestandener Bundesliga-Profi mit reichlich Champions-League-Erfahrung wechselte der 31 Jahre alte Gonzalo Castro zur Spielzeit 2018/2019 ins Ländle. Er freue sich auf die "total interessante Mischung aus erfahrenen Profis und ambitionierten, jungen Spielern", betonte er bei seiner Vorstellung und wollte "mit dem VfB den erfolgreichen Weg der vergangenen Monate fortsetzen".

Aus diesem Ziel wurde zunächst allerdings nichts. Nicht nur, dass der VfB nur eines der ersten zehn Spiele gewann und sich seit Saisonbeginn im Abstiegskampf befindet. Auch Castro selbst blieb vorerst deutlich hinter den Erwartungen zurück.

"Gonzalo Castro: Graue Maus statt VfB-Leitwolf" titelte weltfussball.de im November, nachdem der einstige DFB-Auswahlspieler auch bei der dritten Zu-Null-Niederlage in Folge wieder eine ziemlich dürftige Figur abgegeben hatte. Nach dieser Pleitenserie war Castro seinen Stammplatz dann auch los.

Letzter Versuch von Weinzierl: Das neue 3-5-2-System

Zu wenig Entschlossenheit in den Aktionen nach vorne, zu schwache Zweikampfwerte, zu behäbige Bewegungen auf dem Rasen, eine zu lasche Körpersprache: Die Vorwürfe gegen den Mittelfeldmann wogen schwer. Ende Januar wurde Castro dann endgültig zum Bankdrücker degradiert und saß dreimal über 90 Minuten draußen. 

Doch auch der andere Mittelfeldroutinier Christian Gentner zeigte enttäuschende Leistungen und war unter anderem für die bisher größte Blamage dieser Saison, die 0:3-Pleite bei Fortuna Düsseldorf, mitverantwortlich. 

Herausragende Leistung beim 5:1 gegen Hannover

Stuttgarts Cheftrainer Markus Weinzierl drohte nach gerade einmal 14 Spielen die vorzeitige Entlassung. Der angezählte Coach ergriff seine womöglich letzte Maßnahme als VfB-Linienchef und baute das System der Schwaben noch einmal um. 

Gonzalo Castro steht seitdem wieder in der Anfangsformation, spielt neben Santiago Ascacíbar in der Mittelfeldzentrale und soll der Dreierkette um die Innenverteidiger Marc-Oliver Kempf, Benjamin Pavard und Ozan Kabak zusätzliche Stabilität verleihen.

Und siehe da: Die neue Weinzierl-Taktik geht auf. Von den jüngsten drei Spielen hat der Traditionsverein zwar nur eins gewonnen, zeigte beim 1:3 gegen RB Leipzig und beim 1:1 in Bremen allerdings klar aufsteigende Tendenzen was spielerische Grundordnung, defensive Stabilität und besonders Offensivaktionen über das kreative Mittelfeld um Castro, Ascacíbar und Zuber anbelangt.

Auch Castro selbst ist die Trendwende gelungen. Mit der vielleicht leistungsstärksten Phase im VfB-Dress hat er seinen Stammplatz ebenso gefestigt wie die zehn Teamkollegen, die Weinzierl die letzten drei Begegnungen in Folge in die Anfangself berief.

Seinen bisher besten Auftritt dokumentieren die Zahlen vom 5:1-Befreiungsschlag gegen Hannover 96. In den 90 Minuten auf dem Rasen gewann Castro die meisten Zweikämpfe (15) und hatte die meisten Ballkontakte (79) aller eingesetzten Feldspieler, brachte zudem nach Benjamin Pavard die meisten Pässe an den Mann. Gekrönt wurde die Top-Leistung von seinen zwei Eckstößen, die Abwehrmann Ozan Kabak per Kopf zu zwei Toren vollendete.

Feuertaufe am Samstag gegen den BVB

Markus Weinzierl zeigte sich zuletzt überglücklich, seinen zuvor arg kritisierten Mittelfeld-Motor wieder ans Laufen bekommen zu haben: "Wir haben jetzt die richtige Position gefunden. Dadurch, dass wir mit einer Dreierkette agieren, haben wir die defensive Stabilität. Nach vorne kann er einen guten Pass spielen und er ist mit sehr guter Übersicht ausgestattet - davon profitieren wir." 

Genau die Stärken, die im Winter verloren gegangen schienen, bringt Castro seit dem System-Relaunch der Schwaben wieder auf den Platz. Die Anfangsprobleme in der Trainer-Spieler-Beziehungen scheinen jedenfalls ausgeräumt: "Er hat es in der Vergangenheit unter Beweis gestellt, daher war es auch für mich verwunderlich, warum es nicht so funktioniert hat. Es hängt eben auch mit der defensiven Art und Weise zusammen - kreative Spieler haben es dann oft schwer. Jetzt haben wir seine Position gefunden."

Der Spieler selbst gab sich zurückhaltend und mahnte seine Truppe lediglich an, nicht vom eingeschlagenen Weg abzuweichen: "Wir haben alle verstanden, um was es hier geht und was der Trainer von uns will. Wir haben alles noch in der eigenen Hand. Wenn wir so weiterspielen wie in den letzten Wochen, werden wir es auf jeden Fall schaffen. Aber Abstiegskampf ist nie leicht."

Die Feuertaufe für das neue Weinzierlsche 3-5-2-System steht am Samstagnachmittag bevor, wenn es zum Spitzenreiter Borussia Dortmund geht. Die vier Punkte aus den drei genannten Spielen haben gereicht, um auch bei BVB-Coach Lucien Favre mächtig Eindruck zu hinterlassen.

"Wir haben natürlich die Spiele von Stuttgart gesehen. Es scheint, dass sie ihr System gefunden haben. Sie sind besser als in der Hinrunde", so der Schweizer, der für Mittelfeldmann Castro nach seinem Amtsantritt in Dortmund im Juni keine Verwendung mehr sah. Nur zu gerne will der 31-Jährige seinem Fast-Trainer am Samstag beweisen, dass das eine Fehleinschätzung war.  

Mats-Yannick Roth

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