04.04.2019 12:23 Uhr

Rabbi Matondo: Schalkes Zukunftswette zur Unzeit

Noch hat sich der Wechsel von Rabbi Matondo zum FC Schalke 04 kaum ausgezahlt
Noch hat sich der Wechsel von Rabbi Matondo zum FC Schalke 04 kaum ausgezahlt

Als amtierender Vizemeister, Herausforderer des großen FC Bayern und mindestens auf Augenhöhe mit dem Erzrivalen BVB stürzte sich der FC Schalke 04 in die Bundesliga-Saison 2018/19 - sechs Monate später lautete die königsblaue Realität: Abstiegskampf.

Rein sportlich gesehen nicht die beste Umgebung für einen Youngster, der über keinerlei Erfahrung im Profigeschäft verfügt und dessen Stärken eher technischer Natur sind. Rabbi Matondo wagte den Schritt dennoch. Der Erfolg lässt (noch) auf sich warten.

Nach langem Tauziehen sicherte sich Schalke Ende Januar die Dienste von Rabbi Matondo, der frohlockte: "Es war ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte." Satte neun Millionen flossen aus dem Ruhrpott an Manchester City, ein interessantes Geschäft, das jedoch durchaus mit Tücken behaftet war. 

Einerseits brillierte Matondo im starken Unterbau der Citizens mit 19 Toren und elf Vorlagen in 53 Partien - davon allein 13 Torbeteiligungen (8 Tore, 5 Vorlagen) in 15 Einsätzen für die U23 seit dem Sommer 2018 - und bekam von City-Teammanager Pep Guardiola den Status Top-Talent verliehen. Eine Hoffnung für die leidgeprüften S04-Fans.

Endlich hatte Schalke ein eigenes England-Juwel, einen eigenen Jadon Sancho und einen Nachfolger für das ausgerechnet zu ManCity abgewanderte Eigengewächs Leroy Sané in den Reihen.

Andererseits wurden zu schnell und zu häufig Vergleiche zu BVB-Senkrechtstarter Sancho gezogen, zu vehement darauf verwiesen, dass Matondo bei den 20-Meter-Sprints selbst Sané überflügelte und damit einen Vereinsrekord aufstellte.

Schalke 04 kommt "Entweder" teuer zu stehen

Der Deal bedeutete darüber hinaus, dass auf Schalke kein Geld mehr für den dringend benötigten Stoßstürmer vorhanden war, der die Abstiegssorgen aus dem Kohlenpott ballern sollte. "Entweder Matondo oder ein neuer Stürmer", untermauerte der inzwischen geschasste Manager Christian Heidel nach der Bekanntgabe des Transfers.

Genau dieses "Entweder" kommt Schalke nun teuer zu stehen. Mit mauen 20 Toren ging S04 in die Winterpause, zehn Spieltage später sieht die Ausbeute kaum besser aus. Weniger als die 28 Buden der Schalker weisen lediglich drei Konkurrenten auf. Kein Wunder, dass das Abstiegsgespenst weiterhin über Gelsenkirchen schwebt.

Und Matondo? Der 18-Jährige hat erreicht, was ihn in Manchester verwehrt blieb: Beim 0:2 gegen Borussia Mönchengladbach feierte er Anfang Februar sein Profidebüt ("Ein wundervoller Moment, auf den ich mein ganzes Leben gewartet habe"). Mehr als 160 Minuten stehen bislang allerdings nicht zu Buche, wirklich Eindruck konnte die Investition in die Zukunft nicht schinden. 

90 Minuten "Männerfußball" für den FC Schalke 04 II

Zuletzt reichte es nicht einmal für den Profikader. Während Schalke 04 am vergangenen Spieltag im Keller-Gipfel bei Hannover 96 ums sportliche Überleben kämpfte, musste Matondo seine Schuhe für die Zweitvertretung der Knappen in der Oberliga schnüren.

Statt Bayern oder BVB hieß der Gegner FC Brünninghausen, Schalke gewann erwartungsgemäß mit 2:0, der Neun-Millionen-Mann stand 90 Minuten auf dem Rasen - ohne herauszustechen.

"Man sieht, dass er viel Qualität mitbringt. Er hat Tempo und eine gute Technik. Er konnte Spielpraxis sammeln und richtigen Männerfußball erleben. Ihm fehlte nur die Effektivität", resümierte U23-Coach Torsten Fröhling nach der Partie. Profi-Trainer Huub Stevens ergänzte: "Wenn du so einen Jungen dabei hast, dann spielt er vielleicht 20 Minuten, wenn überhaupt. Dann ist es besser, wenn er ein ganzes Spiel bestreitet."

Eine Aussage, die Matondo mit gemischten Gefühlen wahrgenommen haben dürfte. "Es waren andere Interessenten da, aber ich mochte, was Schalke mir erklärte und den Plan, den sie mit mir haben. Das Wichtigste war für mich, dass sie mich als festen Teil des Profi-Teams sehen", erklärte der Youngster zuletzt gegenüber der "Sun".

Heidel und Tedesco beim FC Schalke mittlerweile nicht mehr da

Haken an der Sache: Vom Wechsel überzeugten Matondo Anfang des Jahres Heidel und Ex-Trainer Domenico Tedesco - beide mussten inzwischen den Hut nehmen. Stevens verzichtete bislang gänzlich auf Matondo. Immerhin: In der walisischen Nationalmannschaft absolvierte Matondo unlängst seinen zweiten Kurzeinsatz. 

Dass der Weg zu mehr Spielpraxis unter Stevens schwierig werden könnte, untermauerte auch das Aus im DFB-Pokal gegen Werder Bremen (0:2). Während Matondo erneut nicht im Kader stand, schenkte Stevens Eigengewächs Nassim Boujellab sein Startelfdebüt. Mit Jonas Carls und Ahmed Kutucu saßen zudem zwei weitere Spieler aus dem eigenen Nachwuchs auf der Bank.

Daraus abzuleiten, dass der hochgelobte Matondo bereits zum Schalke-Flop geworden ist, wäre des Guten zuviel. Dass der 18-jährige Brite nicht auf Anhieb zum Heilsbringer wird, darf auf Schalke schlicht niemanden überraschen.

Hinterfragen muss man allerdings den Zeitpunkt für die millionenschwere Investition in die Zukunft. Die Pleite gegen Werder hat bewiesen, dass ein erfahrener Stürmer für Königsblau derzeit deutlich mehr Wert besitzen würde.

Marc Affeldt

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