16.04.2019 19:07 Uhr

Alex Grünwald: "Als Spieler sind wir Passagiere"

Mit dem Zehner am Rücken gab Austria-Kapitän Alex Grünwald am Sonntag in Wolfsberg eine Art Libero
Mit dem Zehner am Rücken gab Austria-Kapitän Alex Grünwald am Sonntag in Wolfsberg eine Art Libero

Austria Wiens Neo-Innenverteidiger Alexander Grünwald verrät im Gespräch mit weltfussball, wie er sich gegen den WAC in seiner neuen Rolle fühlte, ärgert sich über die Ausschlüsse, mit denen sich die Violetten "das Leben selbst schwer" machen und erklärt, worauf jetzt der Fokus liegt.

Wer im Vorfeld des violetten Gastspiels in Wolfsberg (1:1) am Sonntagnachmittag die Aufstellung der Wiener Austria las, musste sich die Augen reiben und zweimal hinsehen, um zu glauben, was da stand. Nicht etwa, weil sich Kapitän Alexander Grünwald erstmals nach einem Monat wieder in der Startelf fand, sondern ob der Position, die die Nummer zehn der "Veilchen" im Lavanttal bekleiden sollte.

Trainer Robert Ibertsberger schickte den ausgewiesenen Spielmacher als zentralen Innenverteidiger der Dreierkette aufs Feld, eine Entscheidung, die auch und vor allem für Grünwald selbst einer handfesten Überraschung gleichkam. "Ende der Woche habe ich auf dieser Position trainiert, aber wirklich erfahren hab' ich es erst am Samstagnachmittag", erinnert sich Grünwald gegenüber weltfussball an die Findung seiner neuen Rolle.

Grünwald als Innenverteidiger: "Sehr positives Feedback bekommen"

"Es hat Spaß gemacht", beschreibt der bald 30-Jährige sein Debüt im Abwehrzentrum, auch wenn ihm das durch den frühen Ausschluss von Bright Edomwonyi auferlegte Defensivkonzept nach der Pause einen Strich durch die Rechnung machte. "Wenn wir über 90 Minuten elf gegen elf spielen, kann ich in dieser Rolle den Spielaufbau vielleicht noch besser betreiben."

Im Großen und Ganzen war Grünwald mit seiner Leistung als Abwehrchef zufrieden. "Vor dem Spiel konnte ich nicht wirklich sagen, ob ich jetzt eine gute oder schlechte Partie machen würde. Aber ich hab' mich ganz gut zurechtgefunden und meine Nebenmänner Michi Madl und Igor haben es mir leicht gemacht", so der Austria-Kapitän. "Dazu habe ich doch auch die Erfahrung und Spielintelligenz, die man auf dieser Position braucht. Für's erste Mal hab' ich sehr positives Feedback bekommen."

Ob die neue Position für ihn auch eine langfristige Überlegung wäre? "Wenn ich's mir aussuchen könnte, bin ich natürlich Offensivspieler und leiste gerne Assists und mache Tore. Aber ich glaube, es ist für jeden Fußballer gut, wenn er mehrere Positionen spielen kann. Wenn Trainer und Mannschaft mich auf dieser Position brauchen und denken, dass ich ihnen dort am meisten helfen kann, werde ich sie mit voller Leidenschaft spielen."

Austrias Flut der roten Karten: "Unnötig und dumm"

Weit unangenehmer ist für den Routinier derzeit ein anderes Thema: Die vielen Ausschlüsse der "Veilchen" im Frühjahr. Edomwonyis gelb-rote Karte binnen zweieinhalb Minuten in Wolfsberg war der bereits fünfte im achten Pflichtspiel dieses Jahres. "Da machen wir uns das Leben selbst schwer", ärgert sich Grünwald. "Man kann einmal eine gelb-rote Karte in der 80. Minute kassieren, aber wegen Undiszipliniertheiten schon in der ersten Hälfte so viele rote Karten zu bekommen, ist sehr unnötig und dumm. Das müssen wir schleunigst abstellen!"

Zumal Grünwald überzeugt ist, dass das Match in Wolfsberg bei numerischer Ausgeglichenheit nicht mit einer Punkteteilung geendet hätte. "Zu elft hätten wir gewonnen. Wir waren gut im Spiel und bei elf gegen elf die bessere Mannschaft." So holte die Austria nach vier Niederlagen am Stück zumindest wieder einmal einen Punkt, steckt vorerst aber weiter auf dem sechsten Platz der Meistergruppe fest. Jenem Rang, dem das Europacupticket für die nächste Saison als einzigem fix entgeht.

>> Alex Grünwalds komplette Einsatzstatistiken in der weltfussball-Datenbank

"Wenn bis dato jemand den Ernst der Lage nicht erkannt hat, dann spätestens jetzt", schlägt Grünwald Alarm. "Die nächsten Spiele werden enorm wichtig für uns. Der LASK schwächelt gerade ein bisschen, ich hoffe natürlich, dass wir das am Sonntag ausnutzen können." In der englischen Woche folgt dann das Doppel gegen den SKN St. Pölten.

Grünwald: "Mannschaft gefestigter als noch vor einem Monat"

Die Resultate bis Ende April könnten auch entscheidenden Einfluss auf die Zukunft von Trainer Robert Ibertsberger haben. Dieser wurde ja von der sportlichen Führung der Violetten vom Interimstrainer zum Chefcoach mit Vertrag bis Saisonende befördert, gleichzeitig betont der Verein, dass man Gespräche mit anderen Kandidaten führen werde.

Für Grünwald eine nicht wirklich optimale Konstellation, wenngleich er sagt: "Das ist Entscheidung des Klubs. Als Spieler sind wir da Passagiere und konzentrieren uns auf unser Saisonziel."

Dazu liegt der Fokus nun darauf, Resultate abzuliefern. "Wir sind Profis genug und müssen einfach schauen, dass wir für den Klub Leistung bringen, damit wir international spielen. Deswegen müssen wir alles hinten anstellen und investieren, damit wir den Sprung nach vorne schaffen." Die Mannschaft sieht Grünwald trotz der Negativserie "gefestigter als noch vor einem Monat. Ich bin positiv gestimmt, dass wir bald Siege einfahren und uns für den Aufwand, den wir betreiben, belohnen werden."

David Mayr

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