25.04.2019 13:14 Uhr

Grindel nach ZDF-Absage vor ungewisser Zukunft

Offenbar kein Rückkehrrecht zum ZDF: Reinhard Grindel
Offenbar kein Rückkehrrecht zum ZDF: Reinhard Grindel

Nach der Absage durch das ZDF ist Reinhard Grindel endgültig arbeitslos. Die Zukunft des früheren DFB-Präsidenten scheint offen.

Reinhard Grindel ist nicht mehr zu sehen - nicht mal mit dem Zweiten. Seinen Facebook-Account hat der tief gefallene Ex-Präsident des Deutschen Fußball-Bundes gelöscht, der bisher letzte Eintrag des 57-Jährigen bei Twitter datiert vom 21. März. Und da ihn sein ehemaliger Arbeitgeber offenbar nicht mehr zurückhaben möchte, genießt Grindel endgültig den Status eines zurückgezogen lebenden Frührentners.

Doch obwohl Grindel laut ZDF nun doch keinen rechtlichen Anspruch auf eine Rückkehr in seinen früheren Job hat, dürfte der ehemalige Journalist kein Fall für die Arbeitslosen-Versicherung werden. Der Blick auf seinen beruflichen Werdegang verrät, dass der Familienvater finanziell ausgesorgt haben sollte.

Der gebürtige Hamburger arbeitete von 1992 bis 1997 beim ZDF in Bonn, dann leitete er bis 1999 das ZDF-Studio in Berlin. Im Anschluss war Grindel Chef des ZDF-Studios in Brüssel. Danach wechselte er in die Politik und saß von 2002 bis 2016 als Abgeordneter für die CDU im Bundestag. Es folgte die Wahl zum DFB-Präsidenten und 2017 der Einzug in die Gremien beim Weltverband FIFA und der Europäischen Fußball-Union.

Keiner der Posten im Journalismus, der Politik und den Verbänden war unterbezahlt. Mehre Millionen Euro flossen auf das Konto Grindels, der Anfang April aufgrund andauernder Negativschlagzeilen um verschwiegene Zusatzeinnahmen und eine geschenkte Luxusuhr seinen Posten als DFB-Boss räumte. Acht Tage später legte er auch seine internationalen Ämter nieder.

Ob die finanzielle Sicherheit dem Norddeutschen ausreicht und er seine Zukunft nun außerhalb des Rampenlichts sieht, scheint fraglich. Viele Kritiker warfen ihm während seiner Amtszeit als Spitzenfunktionär vor, dass er seine Posten auch wegen seiner Geltungssucht übernommen habe. Die Möglichkeit einer Rückkehr in die Öffentlichkeit würde aber wohl nur noch die Politik bieten - wenn überhaupt.

Wie rund um Grindel herrscht auch beim DFB seit knapp zwei Wochen eine sonderbare Ruhe - doch nur nach außen hin. Hinter den Kulissen arbeitet der Verband um seine Interimspräsidenten Rainer Koch und Reinhard Rauball gemeinsam mit der Deutschen Fußball Liga an der Neuausrichtung.

Bis zum 26. Juli wollen DFB und DFL einen Konsens-Kandidaten für die Wahl eines DFB-Präsidenten oder einer Präsidentin am 27. September nominieren. Um ein klares Anforderungsprofil zu erstellen, ist sogar ein Personalberatungs-Unternehmen mit am Werk.

Mit Blick auf eine strukturelle Neuordnung des DFB könnte es schon in den kommenden Wochen entscheidend vorangehen. Im Mai werden dem Präsidium und Vorstand erste Vorschläge unterbreitet. Dabei sollen die Interessen des Amateur- und des Profifußballs gleichermaßen Eingang finden.

Ohnehin kann sich der Verband vorerst auf sich konzentrieren, da er in den wichtigsten Gremien der internationalen Verbände nicht mehr vertreten ist. Turnusmäßig wird erst beim UEFA-Kongress im März 2020 in Amsterdam der Grindel-Erbe ins Exekutivkomitee gewählt. Die UEFA entscheidet dann auch, wer aus Europa in das FIFA-Council geschickt wird.

Einen Automatismus dahingehend, dass es wieder ein Deutscher wird, gibt es nicht. Allerdings wird der DFB sicher einen Kandidaten aufstellen.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten