25.04.2019 15:30 Uhr

Darum steckt der 1. FC Köln im Stimmungstief

Beim 1. FC Köln läuft es derzeit alles andere als rund
Beim 1. FC Köln läuft es derzeit alles andere als rund

Vier Spieltage vor Schluss führt der 1. FC Köln die Tabelle der 2. Fußball-Bundesliga souverän an. Dennoch herrscht vor der Partie gegen den SV Darmstadt (Freitag, 18:30 Uhr) beim rheinischen Kultklub dicke Luft. Gründe für das Stimmungstief.

In Köln ticken die Uhren anders. Während die meisten Vereine bei einem Vorsprung von acht Punkten auf die Konkurrenz den Sekt kaltstellen würden, ist dem altehrwürdigen Effzeh überhaupt nicht nach Feiern zumute. Ganz im Gegenteil: Nach der heftigen 0:3-Schlappe in Dresden hängt der Haussegen bei den Domstädtern schief. Die Ursachen sind vielschichtig.

  • Die Teamchemie stimmt offenkundig nicht

In der langen Geschichte der 2. Bundesliga tummelten sich selten derart viele Top-Spieler in einem Kader wie aktuell beim 1. FC Köln. Bei Namen wie Timo Horn, Jonas Hector, Jorge Meré, Louis Schaub, Dominick Drexler, Jhon Córdoba, Simon Terodde oder Anthony Modeste werden sogar Erstligisten neidisch. Problem: Die Teamchemie stimmt offenkundig nicht.

Bezeichnend das Verhalten von Neuzugang Drexler nach der Abreibung in Dresden: Auf die Bitte eines Reporters nach einem Kommentar winkte der 28-Jährige genervt ab, schritt Richtung Kabine und entgegnete lediglich: "Das machen die Stars!"

Ein Satz, der verdeutlicht, wie schlecht die Stimmung derzeit ist. Auch wenn Sportchef Armin Veh am Montag versuchte, die Wogen zu glätten und sich Drexler zum Einzelgespräch schnappte.

"Ja, wir haben geredet. Er hat mir gesagt, dass er keine einzelnen Spieler angreifen wollte. Ich sehe das als nicht so dramatisch an. Ein Spieler darf auch mal seinen Frust rauslassen. Das muss man nicht alles überbewerten. Für mich ist das Thema erledigt", sagte der frühere Bundesligacoach gegenüber "Bild".

Doch die Entwicklung der letzten Wochen spricht eine deutliche Sprache: Köln hat die letzten drei Spiele in der 2. Bundesliga nicht gewonnen und tritt seit dem 2:0-Auswärtssieg beim 1. FC Heidenheim vor drei Wochen auf der Stelle.

Nur der ebenfalls arg schwächelnden Konkurrenz im Fußball-Unterhaus ist es zu verdanken, dass der FC immer noch souveräner Tabellenführer ist und den direkten Wiederaufstieg über kurz oder lang wohl erreichen wird.

Fakt ist: Die sportlichen Leistungen lassen bereits seit Wochen zu wünschen übrig. Die Stimmung innerhalb der Kabine soll sich nach übereinstimmenden Medienberichten zuletzt merklich abgekühlt haben. Sollte sich daran nach der (wahrscheinlichen) Bundesliga-Rückkehr nicht schleunigst etwas ändern, droht ein böses Erwachen.

  • Trainer Anfang fehlt ein Plan B

Auch als gebürtiger Kölner hat Markus Anfang beim FC keinen leichten Stand. Mit riesigen Vorschusslorbeeren aus Kiel gekommen, tut sich der 44-Jährige bislang schwer, der hochkarätig besetzten Mannschaft seinen Stempel aufzudrücken.

Zugegeben - bei 75 (!) Toren in 30 Spielen klingt Kritik an der taktischen Ausrichtung des Teams zunächst weit hergeholt. Und tatsächlich: Wenn Terodde und Co. erstmal ins Rollen kamen, sprangen am Ende zumeist deutliche Siege heraus.

Doch nahezu immer, wenn der Gegner kompakt stand und mutig dagegenhielt, taten sich die Kölner schwer, ihr Spiel aufzuziehen. Bezeichnend: In der ganzen Saison gab es keinen einzigen Sieg gegen einen Konkurrenten aus den Top Vier.

Beobachter werfen Anfang schon länger vor, keinen Plan B in der Tasche zu haben, wenn das extrem offensiv ausgerichtete System mit Dreierkette und zwei Angreifern nicht zum Erfolg führt. So entstanden in der laufenden Spielzeit bereits drei Schwächeperioden, in denen der Effzeh jede Menge Punkte liegen ließ.

Generell sind fünf Unentschieden und sieben Niederlagen einfach zu viel für die Ambitionen des Klubs. Da verwundert es trotz Tabellenführung kaum, dass im Umfeld bereits über eine Trennung von Anfang spekuliert wird.

Der kritisierte Coach bewahrt die Ruhe. "Unsere Ziele sind nicht in Gefahr. Ich bin mir sicher, wir werden definitiv aufsteigen", sagte Anfang unter der Woche. Wohlwissend, dass die Statistik bei weitem nicht so schlecht ist, wie es die Stimmungslage aktuell vermuten lässt.

Ein Vergleich mit den bisherigen fünf Aufstiegen zeigt schließlich: Nur zweimal stand der FC am 30. Spieltag der jeweiligen Saison nach Punkten und Toren besser da, dreimal war die Bilanz schwächer. Dennoch vermied Sportchef Veh zuletzt ein klares Bekenntnis zu Anfang. Fest steht: Ruhiges Arbeiten sieht anders aus.

  • Zu viele Nebenkriegsschauplätze

Die Querelen um Ex-Präsident Werner Spinner haben offensichtlich Spuren hinterlassen. Ein öffentlich ausgetragener Machtkampf in der Führungsriege hielt den Klub wochenlang in Atem. Nebenkriegsschauplätze, die der Atmosphäre nachhaltig geschadet haben.

"Ich kann nicht damit leben, wenn ständig Sachen, die intern besprochen werden, nach außen kommen", monierte Sport-Geschäftsführer Veh im März bei "100 % Bundesliga – Fußball bei Nitro". Wenn ständig Unruhe herrsche, "und eigene Interessen und eigene Eitelkeiten in den Vordergrund gestellt werden – egal von wem es ist – dann wird dieser Klub nicht erfolgreich sein auf Dauer."

Veh hatte nach dem 2:1-Sieg beim FC Ingolstadt am 24. Spieltag überraschend ein "irreparables Problem" und einen Vertrauensverlust beklagt. Drei Tage später war Spinner zurückgetreten.

Zuvor hatte der langjährige FC-Boss in einer Sprachnachricht an Vizepräsident Markus Ritterbach und den zweiten Vize Toni Schumacher die Entlassung der Geschäftsführer Alexander Wehrle (Finanzen) und Armin Veh (Sport) oder aber von Trainer Markus Anfang gefordert.

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