09.05.2019 23:56 Uhr

Frankfurt verliert irre Partie vom Punkt

Eintracht Frankfurt musste sich dem FC Chelsea erst im Elfmeterschießen geschlagen geben
Eintracht Frankfurt musste sich dem FC Chelsea erst im Elfmeterschießen geschlagen geben

Der FC Chelsea hat die Fußball-Festspiele von Eintracht Frankfurt in der Europa League in einem Elfmeter-Krimi beendet und den Traum vom ersten Finale der Hessen in einem internationalen Wettbewerb seit 39 Jahren platzen lassen.

Eine Woche nach dem 1:1 im Hinspiel gewannen die Londoner das zweite Duell an der heimischen Stamford Bridge im Elfmeterschießen mit 4:3 (1:1, 1:1, 1:0) und dürfen sich nun auf das Endspiel am 29. Mai im aserbaidschanischen Baku freuen. Chelsea-Torhüter Kepa parierte die Elfmeter von Martin Hinteregger und Gonçalo Paciência und wurde anschließend von seinen Mitspielern euphorisch gefeiert.

Nach den Aufholjagden des FC Liverpool und von Tottenham Hotspur in der Champions League, blieb das dritte Fußball-Wunder binnen drei Tagen zum Leidwesen der aufopferungsvoll kämpfenden Frankfurter aus. Ruben Loftus-Cheek hatte Chelsea, das in einem englischen Finale auf den FC Arsenal trifft, am Donnerstag in der 28. Minute vor 36.070 Zuschauern in Führung gebracht. Der Frankfurter Treffer von Luka Jovic (49.) zum zwischenzeitlichen Ausgleich reichte der Eintracht nicht.

Da Costa zwingt Kepa zur Glanzparade

Frankfurts Trainer Adi Hütter hatte vor der Partie unter dem Eindruck des 4:0-Sensationscoups der Liverpooler mit Coach Jürgen Klopp gegen den FC Barcelona am Dienstag auf das "Wunder von der Stamford Bridge" gehofft und angekündigt, seine Mannschaft werde "ein 100 Prozent anderes Gesicht" zeigen als beim 1:6-Debakel in Leverkusen am Sonntag. Und tatsächlich war die Eintracht anders als bei Bayer 04 von Beginn an hellwach und voll in der Partie. Lautstark angefeuert von seinen mitgereisten Fans versteckte sich der Außenseiter nicht. Von der befürchteten Müdigkeit war bei den Frankfurtern in der Anfangsphase nichts zu sehen, die SGE spielte nach vorne.

Schon in der vierten Minute hatte Jovic die erste Frankfurter Chance, köpfte nach einer Ecke aber genau in die Arme von Chelsea-Torwart Kepa. Auf der Gegenseite traf Olivier Giroud den Ball nach einer Willian-Flanke per Hacke nicht richtig (11.). Beide Teams boten Tempofußball und schnelle Angriffe. Nach einer knappen Viertelstunde hätte Danny da Costa den mutigen Auftritt der Eintracht fast mit dem 1:0 belohnt. Seine technisch anspruchsvolle Direktabnahme lenkte Kepa jedoch reaktionsschnell über die Latte.

In der Defensive machte Frankfurt die Mitte zunächst gut dicht, über die Außenbahnen fand Chelsea jedoch Lücken. Erst scheiterte Giroud nach einer flachen Hereingabe von links aus spitzem Winkel an Eintracht-Keeper Kevin Trapp (23.), dann rettete Makoto Hasebe gegen einen Kopfball von David Luiz auf der Linie (24.). Auch das 0:1 fand seinen Ursprung auf dem Flügel. Eden Hazard, der anders als im Hinspiel von Beginn an dabei war, setzte sich an der Seitenlinie durch, spielte einen Steilpass auf Loftus-Cheek und der 23-Jährige schob den Ball unhaltbar in die lange Ecke.

Chelsea war nun klar überlegen und drängte die Eintracht nach hinten. Loftus-Cheek (39.) hätte den Vorsprung ausbauen können, doch es ging mit 0:1 aus Frankfurter Sicht in die Pause.

Jovic bleibt cool, Eintracht Frankfurt jubelt

Nach dem Seitenwechsel schlug die Eintracht zurück. Frankfurt spielte plötzlich hohes Pressing und belohnte sich mit dem Ausgleich. Nach starkem Doppelpass mit Mijat Gacinovic blieb Jovic frei vor Kepa ganz cool. Der Serbe erzielte sein bereits zehntes Tor in dieser Europa-League-Spielzeit.

Das 1:1 gab der Eintracht zusätzliche Energie. Obwohl die Frankfurter bereits ihr 48. Pflichtspiel der Saison absolvierten, rannten und ackerten sie unaufhörlich. Doch auch Chelsea blieb gefährlich: Bei einem Flatterball des eingewechselten Davide Zappacosta hatte Trapp große Mühe (78.). In der Schlussphase hatten die Londoner Glück, dass César Azpilicueta nach einem rüden Foul gegen Gacinovic nicht die Rote Karte sah.

Der nach fünfwöchiger Verletzungspause erstmals wieder eingewechselte Sebastién Haller wäre in der Verlängerung fast zum umjubelten Frankfurter Torschützen geworden. Zunächst rettete David Luiz nach einem Schuss des Stürmers spektakulär auf der Linie (100.), fünf Minuten später war Zappacosta für seinen bereits geschlagenen Torhüter zur Stelle. Ein Treffer von Azpilicueta (116.) zählte nicht, weil der Chelsea-Kapitän Trapp nach Ansicht von Schiedsrichter Ovidiu Hategan aus Rumänien unfair im Fünfmeterraum angegangen war. So musste die Entscheidung vom Elfmeterpunkt fallen.

Premier League sorgt für Novum

Durch den Finaleinzug sorgte der FC Chelsea zudem für ein Novum in der Geschichte des Fußball-Europapokals gesorgt. Erstmals kommen sämtliche Teilnehmer der Endspiele aus einem Land. Das Finale der Champions League bestreiten am 1. Juni in Madrid der FC Liverpool und Tottenham Hotspur, im Finale der Europa League stehen sich am 29. Mai der FC Chelsea und der FC Arsenal gegenüber.

Drei Endspiel-Teilnehmer aus einer Stadt, wie jetzt London mit Tottenham, Chelsea und Arsenal stellt, sind ebenfalls ein Novum.

Drei Finalisten aus einem Land hatte es zuletzt 2013/14 und 2015/16 durch spanische Vereine gegeben, als jeweils Real Madrid gegen Atlético Madrid die Champions League und der FC Sevilla die Europa League gewann. Bis 1999 gab es mit dem danach eingestellten Europapokal der Pokalsieger einen dritten Wettbewerb, auch in dieser Ära waren drei (von sechs) Finalisten das Maximum.

In der Geschichte der Europa League (seit 2009/10) kommt es erst zum zweiten Mal zu einem nationalen Endspiel, nachdem 2011 der FC Porto gegen Sporting Braga gewonnen hatte. Seit der "kleine" Europapokal in nur einem Finalspiel entschieden wird, kam es nur zu einem weiteren ligeninternen Endspiel: Bei der Premiere 1997/98 holte sich Inter Mailand den UEFA-Pokal gegen Lazio Rom.

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