13.05.2019 13:54 Uhr

Grasshoppers steigen auf skandalöse Weise ab

Hooligans zwangen die Spieler zur Herausgabe ihrer Dressen
Hooligans zwangen die Spieler zur Herausgabe ihrer Dressen

Der Grasshopper Club Zürich hat sich unter skandalösen Umständen aus der Schweizer Super League verabschiedet. Fans des Rekordmeisters erzwangen am Sonntag beim Stand von 0:4 in Luzern einen Spielabbruch. Die Hooligans forderten nach einer Unterhaltung mit Clubchef Stephan Rietiker und Torhüter Heinz Lindner die Herausgabe der Trikots, was auch passierte. Die Schmach war tags darauf großes Thema.

"Wenn es dazu beigetragen hat, Ausschreitungen oder Gewalt zu verhindern, ist es egal, ob es erniedrigend ist oder nicht", sagte Lindner nach dem Spielabbruch. Österreichs Teamtorhüter war sichtlich mitgenommen. Der Oberösterreicher, dem die Anhängerschaft keine Schuld für die desaströse sportliche Vorstellung in dieser Saison gibt, hatte sich zur Beruhigung der Lage zu den Fans aufgemacht. Zu verhandeln gab es jedoch nur wenig.

Die großteils vermummten Rowdys hatten sich am Spielfeldrand versammelt und so eine sichere Fortführung der Partie unmöglich gemacht. Sie forderten Trikots und Hosen der Spieler. Die GC-Profis kamen danach auch noch einmal aufs Feld, um ihre Trikots auszuhändigen. Für den ebenfalls im Gespräche mit den Fans stehenden Rietiker die richtige Entscheidung. "Man kann mich als Weichei bezeichnen. Aber ich musste abwägen, auch wenn es Erpressung war", sagte der Verwaltungsratspräsident am Montag.

"Kein Kniefall, sondern Deeskalation"

Er schäme sich dafür, sagte Rietiker, aber es sei darum gegangen, Schlimmeres zu vermeiden. "Es war kein Kniefall, sondern es ging um Deeskalation." Rietiker nahm nach dem Vorfall, dem zweiten von GC-Fans erzwungenen Spielabbruch innerhalb zweier Monate, auch andere Akteure in die Pflicht. "Es ist auch ein politisches und gesellschaftliches Problem." Autosünder würden in der Schweizer Gesellschaft härter bestraft als Kriminelle, so der 62-Jährige.

"In Deutschland, beim American Football in den USA oder in England würden diese Leute im Kastenwagen abgeführt", sagte Rietiker. Der Club-Präsident fordert die Politik, die Liga und die Vereine auf zu handeln und plädierte für einen vernünftigen Mix zwischen Dialog und Repression.

Die Grasshoppers steigen nach der auf dem grünen Tisch unvermeidbaren Niederlage nach 70 Jahren in der obersten Schweizer Liga in die Challenge League ab. Der Abstieg hatte sich seit langem abgezeichnet. Seit 18 Spielen, seit Oktober 2018, wartet der Verein schon auf einen Sieg. Lindner und Stürmer Marco Djuricin werden den Verein im Sommer verlassen. Von Raphael Holzhauser hatte sich der Club bereits im Verlauf des Frühjahres getrennt.

apa

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