10.06.2019 10:29 Uhr

ÖFB will am Millionenkuchen der EM mitnaschen

Bernhard Neuhold (mi.) betont die Wichtigkeit der Einmalzahlungen
Bernhard Neuhold (mi.) betont die Wichtigkeit der Einmalzahlungen

Der österreichische Verband budgetiert zwar nicht mit den Bonuszahlungen einer Endrunde, gut gebrauchen könnte man die Millionen, die der EM-Start bringen würde, dennoch.

Das Verpassen der EM 2020 hätte für den ÖFB mehr als nur einen massiven Imageverlust zur Folge. Im Rennen um einen Platz bei der Endrunde geht es auch um wirtschaftliche Interessen, denn die UEFA schüttet an jeden der 24 Teilnehmer Millionen aus.

Für einen EURO-Starter gibt es eine Antrittsprämie von 9,25 Millionen Euro. Ein Sieg in der Gruppenphase ist 1,5 Mio., ein Unentschieden 750.000 Euro wert. Für das Achtelfinale kassiert man zwei Mio., für das Viertelfinale 3,25 Mio. und für das Semifinale fünf Mio. Euro.

Der Endspiel-Verlierer darf sich mit sieben Mio. trösten, der neue Europameister streift zehn Mio. ein. Daher werden auf das Konto des Titelgewinners 34 Mio. Euro überwiesen, sofern er auch die drei Gruppenspiele gewonnen hat. Insgesamt 371 Millionen Euro werden bei der EM ausgespielt.

EM-Millionen brächten Spielraum für Trainingszentrum

An diesem Kuchen würde der ÖFB gerne mitnaschen. "Es ist wichtig und schön, solche Einmalzahlungen zu bekommen. Eine Turnierteilnahme liefert auch gute Argumente bei Verhandlungen über TV-Verträge oder mit Sponsoren", erklärte Bernhard Neuhold, Geschäftsführer der ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH, gegenüber der APA.

Von existenzieller Bedeutung seien die EM-Zahlungen für Österreichs größten Sport-Fachverband aber nicht. "Der ÖFB bezieht sich in seinen wirtschaftlichen Kalkulationen nicht auf Bonifikationen aus Endrunden, sonst hätten wir in den letzten 20 Jahren nur in den wenigsten Fällen einen ausgeglichenen Haushalt gehabt", meinte Neuhold.

Weiters betonte der Niederösterreicher, dass es sich bei den UEFA-Prämien nicht um Nettoerlöse handle. "Wir hätten bei einer EM-Teilnahme erhebliche Kosten für Quartiere und Flüge, lassen die Spieler partizipieren. Der Rest wird dann in der Fußballfamilie verteilt." Profitieren würden dabei als Mitglieder des ÖFB etwa die Bundesliga und die Landesverbände, zudem bestünde laut Neuhold die Möglichkeit, Projekte in der Talenteförderung des Verbandes weiter zu entwickeln.

Gut gebrauchen könnte man das Geld auch im Hinblick auf wegweisende Infrastrukturvorhaben. Ein neues Nationalstadion wäre zwar selbst mit einem Europameistertitel nicht zu finanzieren, beim Thema Trainingszentrum und ÖFB-Geschäftsstelle hätte der Verband allerdings mehr Spielraum.

Schon jetzt verfügt der ÖFB nach den Angaben von Neuhold über ein positives Eigenkapital in Millionenhöhe. "Das bedeutet aber definitiv nicht, dass der ÖFB im Geld schwimmt. Wir haben Rücklagen definiert für konkrete Projekte, für die dieses Eigenkapital verwendet werden muss." Das - ausfinanzierte - Budget für 2019 beträgt rund 45 Millionen Euro, im kommenden Jahr würde es bei einem EM-Start deutlich steigen.

ÖFB plant bereits für EM-Teilnahme

Derzeit ist man von einem Endrundenticket noch weit entfernt - dennoch laufen beim ÖFB die Planungen für eine Teilnahme an der EURO 2020 auf Hochtouren. Die organisatorischen Vorarbeiten haben jedoch nichts mit überbordendem Optimismus zu tun, sie sind der Tatsache geschuldet, dass der Verband für den Fall des Falles in punkto Quartiere, Flüge und Trainingscamps gerüstet sein muss.

Daher stellte Neuhold klar: "Selbst wenn wir in der Qualifikation null Punkte geholt hätten, ist die Wahrscheinlichkeit aufgrund der Ergebnisse der Gruppenphase 2018 sehr hoch, dass wir im Nations-League-Playoff dabei sind. Dementsprechend wäre es fahrlässig, keine Vorkehrungen zu treffen."

Sollten sich David Alaba und Co. tatsächlich über das Nations-League-Playoff im Frühjahr 2020 qualifizieren und der ÖFB erst danach administrativ tätig werden, wären Probleme vor und während der EM vorprogrammiert. "Es ist unsere Verpflichtung, dass wir uns schon jetzt um die Rahmenbedingungen kümmern. Für uns ist es notwendig, so zu planen, als ob wir bei der EM definitiv dabei wären", erklärte Neuhold.

Die EURO 2020 wird in zwölf Städten ausgetragen, gespielt wird vom Atlantik (Bilbao) bis zum Kaspischen Meer (Baku). Dazu kommt, dass die Gruppenauslosung eventuell erst nach dem Abschluss des Nations-League-Playoffs feststeht. Deswegen wird im Moment weniger an Quartieren in EM-Austragungsorten als vielmehr an der Turniervorbereitung und der Unterbringung zwischen den möglichen EURO-Spielen getüftelt.

Dabei geht die Tendenz laut Neuhold in die Richtung, während der Europameisterschaft in Österreich zu bleiben. Ende Juni dürfte die Entscheidung über das "EM-Base-Camp" des ÖFB-Teams fallen, von dort ginge es im Normalfall - sofern man nicht zwei Partien innerhalb weniger Tage in Baku absolviert - einen Tag vor dem Match zum Austragungsort und einen Tag danach wieder retour. Zudem ist noch vor EM-Beginn ein einwöchiges Trainingscamp im Ausland denkbar.

apa

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