11.07.2019 14:07 Uhr

Königsblauer Umbruch mit Altlasten: Schalkes Baustellen

David Wagner soll den FC Schalke 04 umkrempeln
David Wagner soll den FC Schalke 04 umkrempeln

Nach einer völlig verkorksten Saison stehen beim FC Schalke 04 alle Zeichen auf Umbruch. Neuer Trainer, neuer Sportdirektor, neuer Technischer Direktor, neue Spieler - die Königsblauen haben bereits zahlreiche Veränderungen vorgenommen. Dennoch bleiben viele Probleme. Die Baustellen der Schalker in der Übersicht:

  • Die Suche nach der Team-Mentalität

"Es ist das große Wort, das Schalke schon immer ausgemacht hat - Maloche", betonte Trainer David Wagner bei seiner Vorstellung: "Ich will Leute, die anpacken wollen." Gerade diese Mentalität hat den Schalke-Profis in der vergangenen Saison gefehlt. Stattdessen prägten Lustlos-Auftritte, disziplinarische Verfehlungen und Grüppchenbildungen das letzte Jahr der Königsblauen.

Größte Aufgabe des Coaches wird es sein, den Spielern Teamgeist, Identifikation und Leidenschaft einzuimpfen. Für Wagner, der als besonders eloquent und begeistungsfähig gilt, sicher kein unmögliches Unterfangen. Mit seiner positiven Art, die an Kumpel Jürgen Klopp erinnert, soll er die katastrophale Saison 2018/19 vergessen machen und Schalke wieder neues Leben einhauchen.

  • Das Verinnerlichen der offensiven Spielweise

Wagner muss aber nicht nur an der Mentalität der Spieler arbeiten. Auch beim bisherigen, extrem defensiven Spielstil der Knappen besteht dringender Handlungsbedarf. Was Schalke in der vergangenen Saison zeigte, grenzte an absolute Ideenlosigkeit. Langsam, ungeordnet und ohne strukturiertes Aufbauspiel irrten die Stars über den Platz.

Wagner soll das nun von Grund auf ändern. Der 47-Jährige ist großer Befürworter einer offensiven und angriffslustigen Spielweise. "Es ist auf jeden Fall angebracht, Fußball zu spielen, der die Leute wieder anspricht", so Wagner.

Das gilt es nun bei den Königsblauen zu verinnerlichen. Die Verpflichtung des pfeilschnellen und lauffreudigen Angreifers Benito Raman ist ein erster Fingerzeig.

Außerdem lässt Wagner seine Schützlinge in der Vorbereitung ordentlich schwitzen. Harte Laufeinheiten gehören zum Trainingsalltag. Auch bei seinem Ex-Klub Huddersfield Town setzte der Coach auf eine immense Laufbereitschaft.

Sportvorstand Jochen Schneider betonte zuletzt nicht umsonst, dass Schalke sich unter anderem für Wagner entschieden habe, weil die Laufleistung seiner bisherigen Teams begeisterte.

  • Die Frage nach dem Stoßstürmer

Zwar hat Schalke mit Raman einen torgefährlichen Angreifer geholt, doch nach dem Wechsel von Breel Embolo zu Borussia Mönchengladbach fehlt dem Revierklub ein echter Stoßstürmer, dem man mehr als zehn Saisontreffer zutraut.

Mit Guido Burgstaller und Mark Uth stehen zur Zeit nur noch zwei echte Stürmer zur Verfügung. Beide wussten in der letzten Saison nicht zu überzeugen. Als große Hoffnung der Schalker gilt Eigengewächs Ahmed Kutucu, der schon in der abgelaufenen Spielzeit auf sich aufmerksam machte.

Doch die gesamte Verantwortung auf die Schultern eines 19-Jährigen zu legen, wäre fahrlässig. Abhilfe könnte Patrik Schick von der AS Rom leisten. Der Tscheche wurde zuletzt mit einem Wechsel nach Gelsenkirchen in Verbindung gebracht.

  • Der Verkauf der Streichkandidaten

Doch ob sich die finanziell angeschlagenen Schalker noch einen Stürmer leisten können, wird wohl maßgeblich davon abhängen, welche Spieler sie noch verkaufen können.

Zu den sicheren Streichkandidaten gehören Nabil Bentaleb, Hamza Mendyl und Yevhen Konoplyanka. Sportvorstand Jochen Schneider bestätigte bereits, dass dem Trio, das Ex-Manager Christian Heidel nach Gelsenkirchen gelockt hatte, nahegelegt wurde, sich "nach einer neuen Herausforderung" umzuschauen. Außerdem stehen Abgänge von Omar Mascarell, Sebastian Rudy und Amine Harit im Raum.

Das Problem: Bislang finden sich keine Abnehmer für die Aussortierten. Ohne lukrative Verkäufe kann der Vizemeister von 2018 wohl nicht mehr auf dem Transfermarkt aktiv werden.

  • Das Dilemma um Alexander Nübel

Die größte Summe würde Schalke wohl durch einen Verkauf von Torwart Alexander Nübel einnehmen. Zahlreiche Topklubs, darunter der FC Bayern München, Atlético Madrid und der FC Chelsea, sollen an dem U21-Nationalkeeper interessiert sein.

Doch die Schalke-Bosse wollen Nübel unbedingt halten, haben ihm zuletzt sogar einen neuen Top-Vertrag mit einer Ausstiegsklausel, die einen Wechsel nach der Saison 2020/21 möglich machen würde, vorgelegt. Schalke werde "alles daransetzen, den Vertrag mit ihm zu verlängern", bestätigte David Wagner gegenüber "Sport1".

Sollte Nübel eine Verlängerung ausschlagen, würde der FC Schalke bei einem passenden Angebot allerdings grünes Licht für einen Abschied noch in diesem Sommer geben. In diesem Fall bestünde Handlungsbedarf im Tor.

Zwar haben die Königsblauen mit Markus Schubert von Dynamo Dresden ein verheißungsvolles Talent verpflichtet, doch ob der 21-Jährige für den Job als Stammtorwart in der Bundesliga reif ist, darf angezweifelt werden. Routinier Ralf Fährmann wurde unlängst an Premier-League-Aufsteiger Norwich City verliehen.

Lissy Beckonert

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