14.07.2019 12:05 Uhr

Das sind die Baustellen von Borussia Mönchengladbach

Wohin führt Marco Rose die Gladbacher in der Saison 2019/20?
Wohin führt Marco Rose die Gladbacher in der Saison 2019/20?

Nach einer schwachen Rückrunde rettete sich Borussia Mönchengladbach in der letzten Saison mit Ach und Krach noch in den Europacup. Restlos zufrieden waren sie im Umfeld trotzdem nicht. Nun soll ein neuer Coach dafür sorgen, dass Gladbach dauerhaft im Konzert der Großen mitspielt. Doch Marco Rose hat mehr als nur ein Problem zu lösen. Die Baustellen der Borussia in der Übersicht:

  • Der Transfermarkt

Unter Rose werden die Gladbacher im 4-4-2 auflaufen. Um die Position neben Alassane Pléa zu besetzen wurde Breel Embolo vom FC Schalke verpflichtet. Dabei soll und kann es aber nicht bleiben.

Noch immer ist kein adäquater Ersatz für den zum BVB gewechselten Thorgan Hazard gefunden. Der 20-jährige Malang Sarr (OGC Nizza) steht angeblich weit oben auf der Wunschliste. Allerdings ist auch RB Leipzig auf den Linksaußen aufmerksam geworden. Das Problem: Nizza fordert satte 20 Mio. Euro für Sarr - wohl zu viel für die Gladbacher, deren erstes Angebot von Nizza abgeschmettert wurde.

Immerhin der Wechsel von Marcus Thuram (EA Guingamp) soll kurz bevorstehen. Der 21-Jährige ist aber (noch) nicht mehr als ein Perspektivspieler. 18 Tore in 115 Pflichtspielen sind keine sonderlich beeindruckende Quote, auch wenn er in der vergangenen Spielzeit immerhin neun Mal in der französischen Liga traf.

Eine weitere mögliche Baustelle könnte sich hinten links auftun. Dort war Publikumsliebling Oscar Wendt zuletzt gesetzt. Allerdings wird der bald 34-Jährige nicht jünger. Ein Backup für den Oldie wäre angesichts der kommenden Dreifachbelastung erstrebenswert. Andreas Poulsen (19) kann diese Rolle (noch) nicht ausfüllen. 

  • Das Konfliktpotenzial

Den einen Platzhirsch gibt es in Gladbach nicht, dafür sind viele Profis im Kader, die einen gewissen Status erlangt haben und Einsatzzeiten erwarten. 

Ibrahima Traoré würde laut eigener Aussage gerne "alle 34 Spiele" machen. Gleiches gilt für den verletzten Kapitän Lars Stindl. Auch der Brasilianer Raffael wird, abhängig von seiner Gesundheit, Minuten einfordern. 

Youngster Mickael Cuisance (19) soll seinen Unmut über fehlende Spielzeit bereits geäußert haben. Christoph Kramer blieb in der Vorsaison ebenfalls oft nur die ungeliebte Jokerrolle. László Bénes wurde in der vergangenen Rückrunde ausgeliehen und steht nun wieder im Kader. Seine Zukunft in Gladbach ist völlig offen.

Fraglich ist auch, wie die Perspektive von Patrick Herrmann ist, der Anfang Mai trotz anhaltender Wechselgerüchte seinen Vertrag bis 2022 verlängerte. Marco Rose wird in vielen Fällen entscheiden müssen, wer verzichtbar ist.

Aktuell ist das Aufgebot der Fohlen mit 30 Profis deutlich zu groß. Um Unruhe zu vermeiden, müssen sich die Gladbacher noch von einigen Profis trennen. Und selbst ein ausgedünnter Kader ist kein Garant für eine harmonische Spielzeit. Der Spagat zwischen den "alten Hasen" und "jungen Wilden" wird ein schwieriger.

  • Die Offensive

Auf dem Platz ist die größte Baustelle des VfL die Offensive. In der vergangenen Rückrunde erzielten die Fohlen nur in vier von 17 Spielen mindestens zwei Tore. Ligaweit stellte die Borussia mit 55 Saisontoren lediglich die neuntbeste Offensive. 2016/17 und 2017/18 sah es ähnlich aus. 

Weder das von Hecking favorisierte 4-3-3 noch das gelegentlich gespielte 3-5-2 verhalfen der Borussia zu mehr Toren. Es ist eine Baustelle, die Rose dringend schließen muss, wenn der Klub wieder nach der großen Geldtöpfen greifen will. 

Die große Frage ist nicht "nur", ob Embolo und Pléa harmonieren. Höchste Priorität sollte zunächst sein, den Franzosen wieder zurück in die Spur zu bringen. Nach neun Toren in der Hinrunde 2018/19 knipste der 26-Jährige in der Rückrunde nur noch drei Mal. Auch sein Formverfall war mitverantwortlich für den sportlichen Absturz.

Es ist die Aufgabe von Rose, der Offensive mehr Tempo zu verleihen und mehr Unterstützung durch das Mittelfeld zu garantieren. Eine bessere Chancenverwertung könnte die Folge dieser Maßnahmen sein.

  • Die Erwartungshaltung

Am Ende der Saison 20018/19 herrschte in Gladbach eine seltsame Stimmung. Trotz Platz fünf wusste jeder im Umfeld des Klubs, dass mehr drin gewesen wäre. Die schwache Rückrundenausbeute von 22 Punkten (Hinrunde: 33) verhagelte der Borussia letztlich die Rückkehr in die Champions League. Dabei ist die Teilnahme an der Königsklasse das, was sich die Fans mindestens erhoffen, manch einer gar erwartet.

Mit Marco Rose kam im Sommer einer der gefragtesten Jung-Trainer ins Rheinland. Der 42-Jährige wird schon lange mit Jürgen Klopp verglichen. Vor allem seine Art Fußball, aber auch sein Auftreten und nicht zuletzt seine Optik ähneln dem Erfolgstrainer aus Liverpool.

In Gladbach ist die Hoffnung groß, dass Rose diese Rolle ausfüllt. Es ist eine der größten Aufgaben des neuen Trainers, diese Erwartungshaltung im Zaum zu halten.

Manager Max Eberl wurde dahingehend bereits deutlich und erklärte nach der letzten Saison: "Ich hätte mir viel mehr Freude über das Erreichte gewünscht. Wenn man sich als Gladbach-Fan nicht über einen fünften Platz freuen kann – worüber soll man sich denn dann freuen?" Es ist nicht auszuschließen, dass Eberl ähnliche Worte auch am Ende der Saison 2019/20 sagen wird.

Christian Schenzel 

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