20.07.2019 12:11 Uhr

Algerien feiert friedlich: "Für das gesamte Land"

Die Algerier feierten nach der Pokalübergabe
Die Algerier feierten nach der Pokalübergabe

Algerien feiert seinen ersten Triumph beim Afrika-Cup seit 29 Jahren. Anders als in den Runden zuvor verliefen die Feierlichkeiten auf den Straßen weitgehend friedlich.

Nach der ersehnten Krönung warfen sich Algeriens Fußball-Helden auf dem Rasen in einer Reihe zu Boden und dankten für den göttlichen Beistand, die Fans der "Wüstenfüchse" feierten frenetisch und weitgehend friedlich den zweiten Triumph ihres Landes beim Afrika-Cup.

"Das ist unglaublich. Dieser Sieg ist für das gesamte Land", sagte Algeriens Torhüter Rais M'Bolhi nach dem 1:0 (1:0) im Finale von Kairo dem TV-Sender "beIN Sports": "Wir müssen uns bei Trainer Djamel Belmadi bedanken. Die Situation war schwierig, bevor er ankam." Im Moment sei es "ein bisschen schwierig, sich darauf einzulassen. Ich denke, wir werden es erst begreifen, wenn wir nach Hause kommen", fügte er hinzu.

Coach Belmadi gab das Lob an seine Spieler zurück. Ohne sie "bin ich nichts", sagte der 43-Jährige, der seinem zerrissenen Heimatland den ersten Sieg bei der Kontinentalmeisterschaft seit 29 Jahren bescherte.

Nach dem Abpfiff brechen alle Dämme

In der Heimat ist die Situation in der Tat schwierig. Seit Monaten demonstrieren die Menschen jeden Freitag auf den Straßen der Hauptstadt Algier für einen Regierungswechsel. Dieses Mal beendeten sie ihre Proteste unter der brennenden Sonne früher als gewohnt und versammelten sich in Fanzonen und Cafes oder vor improvisierten Leinwänden.

Nach dem frühen Führungstor durch Baghdad Bounedjah (2.) brandete lauter Jubel auf. Doch nach dem Fernschuss des Angreifers, den der unglückliche Schalker Salif Sané bei einem Rettungsversuch zu einer unhaltbaren Bogenlampe abfälschte, begann das große Zittern gegen die Senegalesen mit ihrem am Freitag unauffälligen Star Sadio Mane vom Champions-League-Sieger FC Liverpool.

Mit dem Schlusspfiff gab es bei den "Fennecs" und vor allem den Fans kein Halten mehr. Dabei verlief die Party überraschend und wohltuend friedlich. Hupkonzerte, Gesänge und Pyrotechnik prägten die Feierlichkeiten, die befürchteten Krawalle blieben weitgehend aus.

Zusammenstöße auf der Prachtmeile Champs-Elysees

Wie die französische Nachrichtenagentur "AFP" berichtete, kam es nur auf der Pariser Prachtmeile Champs-Elysees zu kleineren Zusammenstößen zwischen Fans und der Polizei. Vor dem Endspiel waren gerade in Frankreich die Sicherheitsvorkehrungen verschärft worden.

Nach den Erfolgen der algerischen Mannschaft im Viertel- und im Halbfinale waren bei eskalierten Feiern in Frankreich insgesamt mehr als 350 Menschen festgenommen worden, eine Frau starb.

Besonders in Paris und Marseille, wo am Freitag mehr als 25.000 Fans feierten, leben größere Minderheiten algerischer Herkunft. Gerade bei Fußballturnieren ist es in der Vergangenheit immer wieder zu Spannungen gekommen.

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