23.07.2019 12:09 Uhr

Wagner auf der "Baustelle Schalke": Stotterstart mit Ansage

David Wagner hat beim FC Schalke eine Mammutaufgabe vor sich
David Wagner hat beim FC Schalke eine Mammutaufgabe vor sich

Seit rund drei Wochen ist David Wagner mittlerweile beim FC Schalke im Amt. Schon seit Monaten arbeitet der Coach an einem Rezept, das die Königsblauen wieder in die Spur führen soll. Wie fällt die erste Bilanz des Trainers aus? Was funktioniert? Wo drückt der Schuh? Ein erster Überblick:

  • Wagner und die neue Stimmung auf Schalke

Sein erstes Ziel hat Wagner schon in seinen ersten Tagen erreicht: Auf Schalke herrscht wieder Aufbruchstimmung. Die Latte lag nach der letzten Saison zugegebenermaßen nicht gerade hoch. Dennoch vermittelte der Trainer dem desillusionierten Umfeld schnell den Glauben, dass sich die Spielzeit 2018/19 nicht wiederholen wird. Vorsichtiger Optimismus macht sich in Gelsenkirchen breit.

Auch auf anderer Ebene funktioniert die Beziehung Wagner/Schalke. Der "Kumpel-Typ" Wagner passt zum Klub, der Klub zu ihm. Der 47-Jährige ist jemand, der Klartext redet und keine Luftschlösser baut. "Wir brauchen jetzt nicht von Platz vier oder fünf zu reden", hält der Fußballlehrer den Ball bewusst flach. Das kommt im Klub und bei den Fans gut an. 

Selbst unpopuläre Entscheidungen hat Wagner bereits getroffen - und dabei eine ordentliche Figur abgegeben. So wurde unter anderem der Abschied von Ex-Kapitän Ralf Fährmann sachte wegmoderiert. Nicht alle Fans begrüßten die Entscheidung, frühere Abschiede von Fan-Lieblingen (Höwedes, Naldo, Meyer, etc.) liefen allerdings nicht annähernd so geräuscharm ab.

Noch hat Wagner das traditionell unruhige Umfeld in Gelsenkirchen im Griff. Vor allem das glaubhafte Versprechen von harter Arbeit haben dem neuen Trainer einen Kredit verschafft. Seine Erfolge in England, als er mit geringen Mitteln in Huddersfield Großes erreichte, tun ihr Übriges und lassen den Schalker Anhang wieder hoffen.

  • Wagner und die Schalker Großbaustelle

Der Fußball, den der FC Schalke in der letzten Saison spielte, hat mit dem Fußball, den David Wagner ab sofort spielen lassen will, nichts zu tun. Temporeich, aggressiv, aktiv, dynamisch und emotional soll sein Team auftreten, gleichzeitig flexibel in mehreren Systemen agieren können. Enorme Anforderungen an ein Team, das in den letzten zwölf Monaten schon mit vielen Grundlagen überfordert war. 

Die ersten Testspiele zeigten, welche Hürden die Mannschaft und der Trainer auf dem Weg zu einer erfolgreichen Saison noch bewältigen müssen. Sowohl gegen die SG Wattenscheid (2:2) als auch gegen Norwich (1:2) offenbarten die Knappen spielerische Defizite. Vor allem mit dem Ball gingen der (ersatzgeschwächten) Mannschaft die Ideen aus. Zu wenig Bewegung, kaum Tempo und Schwächen im Passspiel prägten die Auftritte der Knappen. 

Dass die von Wagner angedachte 180-Grad-Wende zu diesem Stotterstart führte, wundert nicht. Noch wirkt das Team mit den neuen Ideen überfordert.


Mehr dazu: Der Sommerfahrplan des FC Schalke


Das größte Manko ist und bleibt die Offensive. Ein Problem, das sich schon in der Vize-Meister-Saison abzeichnete und im letzten Jahr mitunter dramatische Züge annahm. Noch immer ist kein Spieler mit "Torgarantie" in Sicht. Neuzugang Benito Raman bringt Tempo mit, soll bei Kontern für Gefahr sorgen. Alleine kann der Belgier die offensive Last aber nicht schultern. 

Ob Guido Burgstaller, Ahmed Kutucu, Rabbi Matondo, Steven Skrzybski und Mark Uth den Angriff beleben können, bleibt abzuwarten. In der vergangenen Saison konnten sie es nicht. Ein weiterer Stürmer könnte dem FC Schalke helfen. Auf dem Weg zu einer erfolgreichen Spielzeit könnte er im System von David Wagner sogar alternativlos sein. 

Medienberichten zufolge sollen vor allem der Tscheche Patrik Schick von der AS Rom sowie Vincent Janssen von  Tottenham Hotspur auf der Liste der Knappen ganz stehen. Ob sich hier noch etwas tut, bleibt abzuwarten. 

  • Wagner und die Perspektive auf Schalke

Dass noch einmal Bewegung in das Personalkarussell kommt wird, scheint sicher: "Wer das Geschäft kennt, der weiß, dass häufig kurz vor Schluss die wichtigsten Transfers vollzogen werden können. Daran arbeiten wir, müssen aber sehen, wie sich alles entwickelt. Die Konkurrenz ist ja nicht geringer geworden", bestätigte Aufsichtsratschef Clemens Tönnies gegenüber der Zeitung "Die Glocke", dass die Planungen der Königsblauen noch nicht abgeschlossen sind.

Mit Ozan Kabak und Jonjoe Kenny hat David Wagner bereits zwei neue Kräfte für die Abwehr bekommen, ein dritter Spieler soll noch folgen. Der Trainer wird mit einer Viererkette spielen und die Dreierkette der letzten Saison größtenteils ad acta legen. Mit dem neuen System soll der Spielaufbau über die Flügel vorangetrieben, die defensive Stabilität gleichzeitig gewahrt werden. 

Auf der anderen Seite werden sich die Knappen noch von drei Spielern trennen. Hamza Mendyl, Nabil Bentaleb und Yevhen Konoplyanka haben noch keine Sekunde unter Wagner gespielt und werden den Klub verlassen, sobald sich ein Abnehmer gefunden hat. Sie sollen das Geld in die Kasse spülen, das für Neuzugänge gebraucht wird. Ob die gewünschten Spieler kommen, steht auf einem anderen Blatt.

Wagner begegnet der aktuellen Situation mit der angemessenen Zurückhaltung. Stand heute ist der FC Schalke eine kleine Wundertüte. Oder, um es mit den Worten des Trainers zu sagen: "Es ist noch eine Menge zu tun."

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