08.08.2019 14:04 Uhr

Aufmüpfige Delmenhorster heiß auf "Jahrhundertspiel"

Delmenhorst fiebert dem Duell mit Werder entgegen
Delmenhorst fiebert dem Duell mit Werder entgegen

Oberligist Atlas Delmenhorst freut sich auf sein "Jahrhundertspiel" im Weserstadion gegen Werder Bremen. Delmenhorsts Bürgermeister, bekennender HSV-Fan, glaubt fest an eine Sensation.

Jahrhundertspiel, Wunschgegner - und der Traum von der großen Sensation: Ganz Delmenhorst ist vor der Erstrundenpartie gegen Werder Bremen vom Pokalfieber gepackt. Selbst der Bürgermeister brennt auf das Duell beim großen Nachbarn - und gibt vor dem Spiel am Samstag vor rund 40.000 Zuschauern im Weserstadion die Marschroute vor.

"Ich bin sehr optimistisch. Die Kleinen haben den Großen immer schon gern ein Bein gestellt. Warum soll das nicht auch im Weserstadion gelingen?", stichelte Axel Jahnz, selbst bekennender HSV-Fan, bei einem Empfang der Delmenhorster Mannschaft im Rathaus und richtete seine Worte direkt an die Spieler des Fünftligisten: "In einer Woche kommen wir dann wieder zusammen und reden darüber, gegen wen es in der zweiten Runde geht."

Aus dem Team heraus sind derlei Kampfansagen nicht zu vernehmen. "Es muss alles zusammenkommen", weiß Kapitän Nick Köster, der Werders Heimspiele im Weserstadion sonst als Fan besucht. Dabei sei der Glaube an den ganz großen Coup, das betont Atlas-Trainer Key Riebau, bei den Hobbykickern durchaus vorhanden.

Werder-Profis treffen auf Schlosser, Automechaniker und Steuerberater

"Wenn sie den nicht hätten, kostet das schon mal ein paar Prozente in der Ausstrahlung, im Selbstbewusstsein, im Auftreten", sagte Riebau der "Nordwest-Zeitung": "Wir haben uns als Ziel gesetzt, mutig zu spielen. Wir wollen frech sein und Werder ärgern."

Bremens Coach Florian Kohfeldt, der einen Großteil seiner Kindheit und Jugend in Delmenhorst verbrachte, lassen die forschen Töne aus der alten Heimat kalt. "Ich habe eine besondere Verbindung zu Delmenhorst, aber für 90 Minuten wird das ruhen", sagte Kohfeldt am Donnerstag: "Der Pokal ist ein enorm wichtiger Wettbewerb für uns."

Gerade einmal 15 Kilometer ist Delmenhorst von Bremen entfernt - doch die Klubs trennen Welten. Anders als viele andere Oberligisten ist Atlas, das vor sieben Jahren noch in der Kreisklasse Oldenburg kickte, ein echter Amateurverein.

Lediglich ein Spieler ist fest angestellt, die anderen arbeiten als Schlosser, Automechaniker, Schweißer, Bankkaufmann oder auch Steuerberater, sind Azubis oder Studenten. Mittelfeldspieler Thomas Mutlu betreibt im Herzen der Kleinstadt vor den Toren Bremens das Café "Tutti Frutti".

"Der Bad-Bereich der Gäste-Kabine mit Pool und Eistonne ist absolut cool"

"Wir sind eine ganz normale Mannschaft", sagte Sportvorstand Bastian Fuhrken der "Kreiszeitung Syke". Sein größtes Problem derzeit: Von 27 Kaderspielern dürfen nur 20 am Samstag dabei sein. "Das wird die schwierigste Aufgabe für das Trainerteam und mich, den Jungs das mitzuteilen", sagte Fuhrken.

Am vergangenen Sonntag durften Kapitän Köster und Co. bei einer Platzbegehung des Weserstadions schon mal in die große Fußballwelt hineinschnuppern. Die Amateure machten große Augen. "Der Bad-Bereich der Gäste-Kabine mit Pool und Eistonne ist natürlich absolut cool", sagte Atlas-Coach Riebau, der im normalen Leben als Hauptschul-Lehrer arbeitet.

Absolut cool sind auch die garantierten Einnahmen für den Fünftligisten. Neben den garantierten DFB-Prämien von 120.000 Euro erhält Atlas die Hälfte der Eintrittsgelder.

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