29.08.2019 12:12 Uhr

"Nach ein paar Tagen werden wir stolz sein"

Für den LASK geht es nun in der Europa League weiter
Für den LASK geht es nun in der Europa League weiter

"Wir müssen das erst sacken lassen", resümieren Kapitän Gernot Trauner die Gefühlswelt beim LASK nach dem knappen Aus im Champions-League-Playoff gegen Brügge. Die Enttäuschung ist groß, doch "mit ein wenig Abstand ist auch die Europa League eine geile Sache", findet Routinier Emanuel Pogatetz.

Nur wenige Seiten haben dem LASK am Mittwoch in Brügge zur Vollendung des Champions-League-Märchens gefehlt. Am Ende waren es Leere und Enttäuschung, die in den Katakomben des Jan Breydel-Stadions zu spüren waren. Das Trostpflaster Europa League half über die verpasste Gruppenphase der Königsklasse kaum hinweg. "Wir müssen das erst sacken lassen", meinte Kapitän Gernot Trauner.

"Europa League ist nicht zufriedenstellend", war die erste Reaktion von Peter Michorl angesichts der 1:2-Niederlage, die das Weiterkommen für Brügge bedeutete. Schließlich habe man sich nach dem 0:1 im Heimhinspiel "mehr ausgerechnet". Nach einer Anfangsphase, in der man von den Belgiern "erdrückt" worden sei, habe man zurückgefunden.

"Wir haben auf unsere Chancen gewartet, die haben wir bekommen, wir haben sie wieder nicht genutzt", ächzte Michorl. "Sie waren schlagbar, aber wir haben es heute nicht geschafft." Das Märchen vom Klub, der nur fünf Jahre nach dem Aufstieg aus der Drittklassigkeit in die CL einzieht, platzte letztlich so wie der UEFA-Scheck über 15,2 Millionen Euro. Für das Aus im Playoff gibt es immerhin fünf Millionen Euro Kompensation, die Antrittsprämie in der EL beträgt weitere 2,9 Millionen.

LASK hat in Hälfte eins "das wahre Brügge gesehen"

Nüchtern betrachtet, deutete am Mittwoch in den ersten 45 Minuten vor ausverkauftem Haus nur wenig auf ein Weiterkommen der Linzer hin. "Da haben wir das wahre Brügge gesehen, wie wir es im ersten Spiel nicht gesehen haben", resümierte LASK-Coach Valérien Ismaël trocken. "Wir haben viele Probleme bekommen, mussten viel nach hinten laufen, um Lücken zu schließen, haben Bälle zu schnell verloren, es ist dann extrem schwer geworden, Entlastungsangriffe zu starten." Trauner sah es ähnlich: "Man hat schon gesehen, dass Brügge richtig Qualität hat", gab er zu.

Das Gute aus Sicht der Gäste war der Umstand, dass man nur zwei, drei nennenswerte Chancen zugelassen hatte und ohne Gegentor geblieben war. Die vielleicht für lange Zeit einmalige Gelegenheit, erstmals die CL zu erreichen, lebte. "Wir sind sehr gut aus der Kabine herausgekommen, hatten mehr Präsenz, mehr Spannung. Wir haben dann ein gutes Timing im Zweikampf gehabt", lobte Ismaël.

Anstelle der Führung durch einen weiten Heber Reinhold Ranftls, den Simon Deli knapp vor dem Tor per Kopf klärte, machte in einer Drangphase aber Brügge das 1:0 (70.). Die Zeit wurde knapp für den LASK, der allerdings die perfekte Antwort fand. "Man hat gemerkt, dass die zweite Luft da ist", sagte Ismaël, dessen Truppe sich mit dem Foulelfmeter nach gelungener Pressingsituation wieder zurück ins Spiel brachte (74.).

LASK-Kapitän Trauner: "Da wurde zweimal gegen uns entschieden"

Mit Gelb-Rot für Trauner in der 81. Minute schloss sich das kleine Fenster aber wieder. "Das war der spielentscheidende Moment, hat uns alles unter den Füßen weggerissen", erklärte Ismaël, der die Entscheidung des deutschen Top-Schiris Felix Brych nicht anzweifelte. Trauner hingegen haderte durchaus mit der Bewertung: "Es war keine zweite gelbe Karte für dieses Foul notwendig, es war ein normales Foul, es war nicht wild. Das verstehe ich nicht ganz", betonte der Abwehrchef. "Es tut richtig weh, weil ich bei zwei strittigen Szenen, auch eine im Hinspiel, dabei war. Das wurde zweimal gegen uns entschieden."

Von heftiger Kritik am Unparteiischen wie nach dem Hinspiel in Linz mit seinem höchst umstrittenen Elfmeter war diesmal zwar keine Rede. Über beide Partien gesehen fühlte man sich aber nicht unbedingt gestreichelt von Schiedsrichtern und auch Glück. "Es ist 1:1 gestanden, und wenn das Hinspiel 0:0 ausgeht, bist du weiter. Dann musst du nicht aufmachen, kriegst nicht den Konter", meinte Emanuel Pogatetz in Hinblick auf das entscheidende 2:1 in der 89. Minute. "Mit ein wenig mehr Spielglück, wäre vielleicht mehr drinnen gewesen."

Auch der Routinier, der seine vielleicht letzte Chance auf die CL sausen lassen musste, gab aber zu: "Im Großen und Ganzen sind wir vom Ergebnis her schon verdient ausgeschieden." Trauner sah es ähnlich. "Heute waren sie die bessere Mannschaft und sind wahrscheinlich verdient in der Gruppenphase", betonte der 27-Jährige. Genauso Ismaël: "Wenn man zweimal gewinnt, ist man verdient aufgestiegen."

Was der LASK aus der CL-Quali gelernt hat

Mit etwas Abstand wird die Vorfreude auf die am 17. September beginnende Europa League wohl die Enttäuschung verdrängt haben. "Das Ausscheiden schmerzt, aber nach ein paar Tagen werden wir stolz sein", erklärte Trauner. Und Pogatetz stellte fest: "Wenn man sieht, wo wir herkommen, ist es dennoch ein Erfolg."

Die CL-Quali dürfte auch die Erfahrung aller Beteiligten erweitert haben. "Härtere Zweikämpfe, das Spiel ist schneller und es geht um Genauigkeit und Details. Ist man effizient vor dem Tor? Gewinnt man den Zweikampf? Wie genau spielt man sich die Chancen heraus?", sagte Trauner. Und Ismaël brachte es auf einen Nenner: "Uns sind auch ein bisschen die Grenzen aufgezeigt worden."

Schon bald wird der LASK erneut zur Grenzüberschreitung antreten müssen. Denn bei der Auslosung am Freitag (13:00 Uhr) in Monaco, bei der die Linzer im letzten Topf liegen, warten höchst attraktive Gegner. So winken Duelle mit Arsenal, Manchester United oder AS Roma. Da bekommt selbst Europas "kleiner" Europacup seinen Reiz. Pogatetz: "Mit ein wenig Abstand ist auch die Europa League eine geile Sache."

apa

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