13.09.2019 08:31 Uhr

Wirklich (un)wahrscheinlich? Kai Havertz und der BVB

Kai Havertz (M.) stehen in Zukunft alle Türen offen - auch die des BVB?
Kai Havertz (M.) stehen in Zukunft alle Türen offen - auch die des BVB?

Der beinahe natürliche Lauf der Dinge war eigentlich allen klar: Bayer Leverkusens Ausnahmekönner Kai Havertz wird, möglicherweise schon im nächsten Sommer, zum Branchenprimus FC Bayern wechseln. Doch dann preschte ausgerechnet Borussia Dortmunds Marco Reus mit ungewohnt forschen Aussagen vor. Auch wenn Sportdirektor Michael Zorc öffentlich den Wind aus den Segeln nahm: Ist ein Wechsel zum BVB wirklich nur heiße Luft?

Rekordnationalspieler Lothar Matthäus war es mal wieder, der gegenüber "Bild" die provokante Forderung "Havertz statt Reus" stellte und so in der Länderspielwoche für eine Schlagzeile sorgte.

Was einzig auf die Aufstellung für das EM-Qualifikationsspiel der DFB-Auswahl gegen Nordirland bezogen war, dürfte sich längst auch in den Gedankenspielen einiger Dortmunder Fans wiederfinden. Havertz, im Juni 20 Jahre alt geworden, könnte bei der Borussia langfristig gesehen den Platz von Reus, 30 Jahre, einnehmen.

Als der BVB-Kapitän dann öffentlich alle Register zog, nahm die Diskussion Fahrt auf. "Ich werde alles versuchen, ihn nach Dortmund zu lotsen", erklärte Reus gegenüber "Sport1".

Bietet der BVB dem FC Bayern die Stirn?

Das Problem: Wer den Bayer-Star aus seinem bis 2022 laufenden Arbeitspapier herauskaufen will, muss dem Vernehmen nach das Festgeldkonto plündern und rund 100 Millionen Euro zahlen.

Michael Zorc nordete auch deshalb seinen Führungsspieler postwendend wieder ein. "Alle Beteiligten tun gut daran, sich auf die gerade laufende Saison zu konzentrieren", stellte er im "kicker" klar.

Vor dem direkten Duell am Samstag (15:30 Uhr) war er dann bemüht, den Gerüchten vollends den Wind aus den Segeln zu nehmen. Reus habe die Aussage zu Havertz "lustig gemeint und im Spaß gesagt", beim BVB sei der Leverkusener "kein Thema".

Dennoch geht längst auch Bayer-Sportchef Rudi Völler von einem Havertz-Transfer aus. "Wenn er uns irgendwann verlässt, wird er zu dem Klub gehen, für den er spielen will", so der Weltmeister von 1990 zu "Sport Bild": "Es gibt sicherlich nur wenige Vereine, die infrage kommen." Wie "Bild" jüngst berichtete, wären dies lediglich Bayern, Real Madrid und der FC Barcelona - und eben nicht der BVB.

Kaum machte Reus für Dortmund das Fass auf, war es also schon wieder geschlossen. Doch warum sollte der Ruhrgebietsklub der Konkurrenz nicht die Stirn bieten können?

Gedankenspiel: Machen Götze oder Sancho Platz?

Reizvoll wäre für Kai Havertz ein Wechsel zur Borussia sicher nicht nur, weil dort schon Kumpel und Ex-Kollege Julian Brandt kickt. Auf ihn würde die Perspektive warten, langfristig betrachtet in die Fußstapfen von Marco Reus treten und damit zum Aushängeschild eines gesamten Klubs werden zu können.

Sein Standing müsste er sich, anders als in Spanien, zudem nicht erst erarbeiten. Die neuen, hohen nationalen wie internationalen Ambitionen der Borussia dürften dem Youngster ebenfalls gefallen.

Hinzu kommt, dass die Zukunft zweier prominenter Stars beim BVB längst noch nicht geklärt ist, der gebürtige Aachener könnte letzten Endes gar eine mögliche Lücke im Kader schließen.

Da wäre zum einen Jadon Sancho, den nicht wenige im nächsten Jahr bei einem Top-Klub in Spanien oder England sehen. Da wäre zum anderen Mario Götze, der bei jetzigem Stand im Sommer 2020 ablösefrei weiterzieht. Beide könnten das Zünglein an der Waage bedeuten, wenn es um die finanziellen Hürden eines Havertz-Transfers geht. 

Stockende Vertragsgespräche und unterschiedliche Auffassung beim Thema Geld könnten Götzes Kapitel beim BVB nämlich schon bald endgültig beenden. Dem Vernehmen nach fordert er ein fürstliches Salär von bis zu zehn Millionen Euro jährlich. Unterschreibt er für vier Jahre, betrüge das Gehaltsvolumen schon satte 40 Millionen Euro. Für Sancho werden derweil Summen im dreistelligen Millionenbereich gehandelt.

Kommt der BVB in diesem Gedankenspiel letztlich zu der Erkenntnis, dass Mario Götze verzichtbar und Jadon Sancho nicht zu halten ist, könnte das viele Geld auch genauso gut in den neuen Rekordspieler Kai Havertz gesteckt werden.

Und mit Marco Reus hat der BVB bekanntlich einen erfolgreichen Abwerber als Trumpf in der Hinterhand. 

Gerrit Kleiböhmer

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