13.09.2019 15:29 Uhr

"Pferdelunge" Ellyes Skhiri: Kölns Volltreffer

Ellyes Skhiri hat sich beim 1. FC Köln in Windeseile durchgesetzt
Ellyes Skhiri hat sich beim 1. FC Köln in Windeseile durchgesetzt

Eigentlich sollte Ellyes Skhiri beim 1. FC Köln nach verpasster Vorbereitung zunächst behutsam aufgebaut werden. Doch der Sechs-Millionen-Euro-Mann hatte offenkundig andere Pläne. Bereits nach drei Spielen hat er sich in der Rheinmetropole zum neuen Liebling aufgeschwungen.

Spätestens nach der Auswärtspartie beim SC Freiburg war es um Trainer, Mitspieler und Fans geschehen. Der Tunesier bereitete nicht nur den zwischenzeitlichen Ausgleich durch Anthony Modeste vor, sondern sicherte den Kölnern mit einer unnachahmlichen Energieleistung auch den immens wichtigen ersten Saisonerfolg.

Bei erbarmungsloser Hitze weit jenseits der 30 Grad eroberte der WM-Teilnehmer 2018 in der Nachspielzeit den Ball an der Mittellinie. Anschließend trieb er ihn an mehreren Gegenspielern vorbei in Richtung Tor und verwandelte ansatzlos per Flachschuss ins kurze Eck. Sein Premierentreffer stürzte die Kölner in einen kollektiven Freudentaumel.

"Dass er bei diesen Temperaturen noch so eine Energieleistung in der Nachspielzeit zeigen kann – Hut ab", sagte FC-Stürmer Simon Terodde hinterher begeistert. Sein Coach Achim Beierlorzer stimmte in die Lobgesänge ein. "Er kann 13 Kilometer laufen, ohne dass er müde wird", so der 51-Jährige. Dazu bezeichnete er das Tor seines Neuzugangs als "sensationell".

Ellyes Skhiri besticht beim 1. FC Köln als Pferdelunge

Auch die Kölner Fans überschlugen sich anschließend in verschiedenen Vereinsforen vor Euphorie. Sie lobten die "Wahnsinnsleistung ihrer Scouting-Abteilung" und titulierten Skhiri anerkennend als "echte Granate". Außerdem wählten sie den Tunesier auf der vereinseigenen Homepage mit 38,89 Prozent zum "Spieler des Monats August".

Besonders begeistert die Effzeh-Anhänger bisher Skhiris enorme Laufbereitschaft und sein Einsatzwille. In Freiburg lief er mit 12,45 km ganze anderthalb Kilometer mehr als jeder andere Akteur auf dem Platz. Schon bei seinem ersten Auftritt über die volle Distanz gegen Borussia Dortmund waren seine 12,77 Kilometer Bestwert.

Skhiri selbst ist sich seiner Pferdelunge bewusst und erachtet sie als eine seiner größten Stärken. "Ich bin jemand, der von Leidenschaft und Laufstärke lebt", erklärt der 24-Jährige, der aufgrund des Afrika-Cups im Sommer große Teile der Kölner Vorbereitung verpasst hatte. "Viel zu laufen und zu kämpfen ist Teil meiner Qualität."


Mehr zum Thema: 1. FC Köln will mit Skhiri "einen Umbruch einleiten"


Mit diesen Tugenden avancierte der zweikampfstarke Sechser schon beim HSC Montpellier und in der tunesischen Nationalmannschaft zum Führungsspieler. Diese Rolle strebt er nun auch bei den Geißböcken an. Die Präsenz des 25-fachen Nationalspielers im defensiven Mittelfeld ist stets spürbar und färbt schon in der Frühphase der Saison auf die gesamte Mannschaft ab.

Seine Offensivqualitäten möchte er dabei aber ebenfalls nicht vergessen. "Ich bringe mich auch gerne ins Offensivspiel und bei der Spieleröffnung mit ein", sagt Skhiri, der in drei Spielen bereits drei Scorerpunkte verbuchen konnte. Seine 86 Prozent Passquote sind ebenfalls ein starker Wert für einen Mittelfeldspieler und unterstreichen, wie gut er sich im Kölner System eingelebt hat.

Modeste und Co. erleichtern Skhiri die Eingewöhnung beim 1. FC Köln

Auch abseits des Platzes beschreibt der in Frankreich geborene Skhiri seine Eingewöhnung als reibungslos, vor allem, weil mehrere Teamkollegen Französisch sprechen. Seine Leistungen tun dabei ihr Übriges. "Er wird sicher mit viel Selbstvertrauen in die nächsten Wochen gehen", weiß Stürmer Anthony Modeste: "Es ist immer gut für einen Neuen, wenn er schnell trifft."

Auch die Verantwortlichen des 1. FC Köln sehen sich bereits jetzt in ihrer Entscheidung bestätigt. In der Vergangenheit war die Mannschaft im defensiven Mittelfeld zu abhängig von Marco Höger, doch mit Skhiri und dem Belgier Birger Verstraete verfügt Achim Beierlorzer vor der Abwehr nun über mehrere, qualitativ hochwertige Optionen.

Diese dürften schon am Samstag wieder in den Fokus rücken, wenn Borussia Mönchengladbach im Rheinenergiestadion gastiert. Mit Ellyes Skhiri haben die Kölner aber wohl genau die Sorte Spieler gefunden, die man in einem hart umkämpften rheinischen Derby braucht.

Moritz Wollert

 

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten