20.09.2019 12:48 Uhr

Rückkehrer in Topform: Hummels bringt Löw in Erklärungsnot

Mats Hummels glänzt im Trikot des BVB
Mats Hummels glänzt im Trikot des BVB

Die Torhüter-Diskussion ist noch nicht ausgestanden, da entwickelt sich für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zusehends die nächste Personaldebatte: Mats Hummels überzeugt bei Vizemeister Borussia Dortmund seit seiner Rückkehr vom Rekordchampion Bayern München mit starken Leistungen am Stück. Damit bringt der 30-Jährige sechs Monate nach seiner Ausbootung durch Joachim Löw den Bundestrainer angesichts der Abwehrprobleme bei den Ex-Weltmeistern verstärkt in Erklärungsnöte.

Für die lautstarke Formulierung von Ansprüchen indes ist Hummels zu clever. "Aus meinem Mund", erklärte der Innenverteidiger nach seinem erneut imponierenden Glanzauftritt am vergangenen Dienstag in Dortmunds Champions-League-Spiel gegen den FC Barcelona (0:0), "wird es in diese Richtung nichts geben."

Hummels, in der Vergangenheit als Fürsprecher in eigener Sache nicht immer nur glücklich, weiß allzu gut: Lässt er nur wie in vergangenen Wochen weiter Taten sprechen, werden schon genug andere die Diskussion in seinem Sinne führen.

Ex-Nationalspieler pro Hummels

Das Kalkül geht scheinbar auch bereits vor Dortmunds Bundesliga-Spiel am Sonntag bei Eintracht Frankfurt auf. "Vielleicht", meinte Rekordnationalspieler und "Sky"-Experte Lothar Matthäus nach den überragenden Hummels-Werten gegen Barca zu Löws Verzicht auf den 2014er-Weltmeister, "hätte ich ihn gar nicht ausgeladen. Die Leistung sollte entscheidend sein, aber manchmal ist es halt anders."

Auch Ex-Nationalspieler Stefan Effenberg würde einen Sinneswandel des Bundestrainers, der das Aus für Hummels mit dem angestrebten Generationswechsel begründete, begrüßen. "Wenn es wirklich nur nach Leistung geht, müsste Hummels beim DFB dabei sein. Da gibt es keine zwei Meinungen", sagte der 51-Jährige in seiner "Sport1"-Videokolumne.

Löw schweigt zum Thema Hummels

Löw schweigt zu solchen "Ratschlägen", zum Thema Hummels sei "alles gesagt", meinte er am Rande der jüngsten EM-Qualifikationsspiele. Doch tatsächlich füllt Hummels beim BVB die Rolle als Stabilisator der Abwehr und Anführer nach seinem 30,5-Millionen-Transfer aus München wie von Dortmunds Machern erhofft aus. Gegen Barcelona überzeugte der 70-malige Nationalspieler durch Antizipationsvermögen, Stellungsspiel und Zweikampfstärke vor allem gegen Stürmerstar Luis Suárez gleichermaßen.

So gut ist Hummels nach einem starken Saisonendspurt bei den Bayern auch in Dortmund in Form, dass der früher geradezu pedantisch auf positive Statistiken pochende Abwehrchef inzwischen mit Fehlern kokettiert. Seine offiziell zu 100 Prozent makellose Zweikampfbilanz gegen die Katalanen jedenfalls korrigierte Hummels betont generös selbst: "Ich erinnere mich mindestens an einen Zweikampf, den ich gegen Suárez verloren habe."

Hummels über leidige "Tempo-Diskussion"

Zahlenspiele hin oder her: Hummels ist selbstbewusst wie lange nicht mehr. Kritische Stimmen zu seiner verlorenen Schnelligkeit nennt er mittlerweile "leidiges Tempo-Thema". Es habe sich dadurch "ein gewisser Ruf festgesetzt", räumte Hummels zuletzt in einem "Sport-Bild"-Interview zwar ein, stellte aber auch klar: "Ich weiß, dass ich kein Sprinter bin, aber ich bin trotzdem nicht so langsam, wie es oft dargestellt wird."

Hält Hummels sein Niveau vorerst, spielt der DFB-Terminplan ihm jedenfalls in die Karten: Deutschlands nächstes Länderspiel gegen Argentinien (9. Oktober) findet ausgerechnet in Dortmund statt. Dadurch dürfte Löw immer drängenderen Fragen nach einer Hummels-Rückkehr kaum ausweichen können - zumal sein früherer Abwehrstar ein Comeback im DFB-Team ausdrücklich nie ausgeschlossen hat.

 

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