23.09.2019 10:59 Uhr

Weltmeister-Schule des Vaters zahlt sich für Thuram aus

Marcus Thuram jubelt mit der Eckfahne in der Hand
Marcus Thuram jubelt mit der Eckfahne in der Hand

Marcus Thuram ist angekommen. Mit seinen beiden ersten Bundesliga-Toren war der junge Franzose für Borussia Mönchengladbach der Matchwinner.

Nach jedem Spiel erhält Marcus Thuram einen wichtigen Anruf. Sein Vater ist dann dran, sein "größter Kritiker", und er sagt dem Sohn jedesmal einigermaßen schonungslos, wie dieser sich bei Borussia Mönchengladbach so geschlagen hat. Weil Lilian Thuram 1998 mit Frankreich Weltmeister geworden ist, was Marcus Thuram im zarten Alter von elf Monaten gelassen verschlief, hat das Urteil noch mehr Gewicht.

Am Sonntagabend gab es zu Kritik allerdings sehr wenig Anlass. Als Marcus Thuram mit einer schwarzen Chicago-Bulls-Kappe und ausgelatschten Basketball-Schuhen eineinhalb Stunden nach Spielende aus der Kabine kam, tat er das als bescheidener Matchwinner. "Ich war nicht der wichtigste Spieler", sagte er nach dem 2:1 (0:1) gegen Fortuna Düsseldorf, "am wichtigsten ist das Team."

Das jedoch hätte drei Tage nach dem überaus peinlichen 0:4 gegen den Wolfsberger AC in der Europa League erneut dumm dagestanden, wäre Thuram nicht zum Super-Joker geworden. Mit seinen ersten Bundesligatoren (74./88.) drehte der junge Stürmer das Spiel und schwenkte anschließend oben ohne die Eckfahne, an der er sein Trikot aufgehängt hatte.

Dieser Anfall von Extrovertiertheit entsprach allerdings nicht dem Bild, das Thuram später abgab. Ganz ruhig, sehr sachlich, keineswegs egozentrisch kommentierte er seinen ersten großen Auftritt im Borussia-Trikot seit dem Wechsel von EA Guingamp im Sommer. "Ja, es war ein besonderer Tag, weil ich getroffen habe. Aber hätten wir nicht gewonnen, wäre das wertlos", sagte der 22-Jährige.

Bankplatz hat Thuram "gutgetan"

Trainer Marco Rose hatte Thuram anfangs auf die Bank gesetzt, was "dem Jungen gutgetan hat", wie Sportdirektor Max Eberl es einschätzte. Der Verbannte sah das erstaunlicherweise selbst auch so: "Es war eine gute Entscheidung des Coaches. Ich war nicht müde, aber andere waren frischer als ich."

Davon war wenig zu sehen, als Thuram nach seiner Einwechslung in der 67. Minute wie ein Bulle auf die Düsseldorfer Abwehr zustürmte. Sieben Minuten später traf er als Endabnehmer einer sehenswerten Kombination, drei Minuten vor dem Abpfiff dann noch einmal als Abstauber. Es ließ erahnen, dass die etwa neun Millionen Euro Ablöse gut angelegtes Geld sind. Der Jubel war nach dem Wirbel der vergangenen Tage bei allen Mitspielern gewaltig - eine Erlösung.

Marcus Thuram, der Comics liebt und stets ein Gorilla-Emoji neben seine Social-Media-Beiträge setzt, ist durch eine harte Schule gegangen. Bei seinem Vater. Der habe ihn früher manchmal selbst im Garten abgegrätscht, hat der Held des Tages mal erzählt. Bundesliga-Verteidiger können da wohl auch nicht härter sein.

 

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