10.10.2019 08:06 Uhr

Löw schwärmt von "brandgefährlichem" Gnabry

Joachim Löw wollte Serge Gnabry nicht durchspielen lassen
Joachim Löw wollte Serge Gnabry nicht durchspielen lassen

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft trennte sich in einem Freundschaftsspiel gegen Argentinien mit einem 2:2-Remis. Bundestrainer Joachim Löw zieht positive Erkenntnisse aus der Partie.

Wie fällt Ihr Fazit aus?

Joachim Löw: Zunächst einmal fand ich es ein sehr dynamisches Spiel von beiden Mannschaften, mit sehr starker Physis, sehr viel Tempo und auch sehr unterhaltsam. Die Halbzeiten waren unterschiedlich. In der ersten waren wir sehr stark und haben nach Ballgewinnen sehr gut nach vorne gespielt, mit sehr guten Kombinationen, vielen Abschlüssen, schönen Toren.

In der zweiten Halbzeit war Argentinien stark. Sie haben sehr viel Druck erzeugt. Uns hat nach dem 1:2 ein bisschen der Mut verlassen, weiterhin nach vorne zu spielen. Aber ich habe für mich persönlich viele positive Erkenntnisse aus dem Spiel gezogen. Und ich muss der Mannschaft ein Kompliment machen, mit welchem Mut, mit welchem Herz sie gespielt hat. Es gab vielversprechende Ansätze.

Ist für Sie wichtiger als das Ergebnis die Erkenntnis, dass einige Spieler, die sonst eher in der zweiten Reihe stehen, Druck auf die etablierten Akteure machen?

Ziel eines Trainers ist es immer, dass man genug Konkurrenzkampf auf den einzelnen Positionen hat. Das Ergebnis ist ein bisschen zweitrangig. Aber klar ist man ein bisschen enttäuscht im ersten Moment, wenn man 2:2 gespielt hat. Aber die erste Halbzeit war wirklich sehenswert. Und einige Spieler, die zum ersten Mal auf dem Platz standen, haben ihre Sache schon verdammt gut gemacht.

Der Robin Koch hinten in der Abwehr war sehr stabil, war selbstbewusst, hatte eine gute Ausstrahlung. Er kam am Tag vorher zur Mannschaft und hat keine Anzeichen von Nervosität gezeigt. Es ist gut, dass einige, die jetzt ihre Chance hatten, das individuell sehr gut genutzt haben. Darüber bin ich froh. Das gibt einem Trainer mehr Möglichkeiten.

Ist Serge Gnabry für Sie inzwischen so wichtig, dass Sie ihn lieber rausnehmen, weil Sie ihn auch gegen Estland einfach brauchen?

In der Tat wollte ich den Serge Gnabry nicht 90 Minuten spielen lassen. Er hat zuletzt schon einige Spiele gemacht und ist ein wahnsinniges Tempo und unglaubliche Wege gegangen. Er ist überall aufgetaucht und war ständig brandgefährlich. Er hat die ganze Abwehr der Argentinier in der ersten Halbzeit verunsichert. Es war klar, dass ich ihn irgendwann runter nehme. Wir brauchen ihn in den nächsten Spielen auf jeden Fall. Da war mir das Risiko zu groß, dass da was passieren könnte.


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Joshua Kimmich hat die Kapitänsbinde getragen. Stand das für Sie außer Frage, ihn für diese Aufgabe zu nehmen, weil er von seinem Auftreten vielleicht schon ein Kapitän der Zukunft sein kann? Oder weil er die meisten Länderspiele hatte?

Ich schaue nicht darauf, wer die meisten Länderspiele hat, wie es früher mal der Fall war. Darauf habe ich gar nicht geachtet. Der Jo ist schon länger bei uns. Er ist ein Vorbild an Einsatz. Er ist ein Vorbild in seiner ganzen Einstellung. Und er hat mittlerweile auch eine gewisse Erfahrung. Er kann auch verbal eine Mannschaft auf dem Platz führen. Er ist in der Organisation sehr klug und gibt Anweisungen. Er ist immer omnipräsent auf dem Platz. Von daher war für mich klar, der Jo wird in dem Spiel Kapitän sein.

Marc-André ter Stegen stand im Blickpunkt. Er wollte sich im Tor gerne zeigen. Wie bewerten Sie seine Leistung?

Seine Leistung bewerte ich gut. Die Tore waren nicht haltbar. Das erste war ein klasse Kopfball. Und beim zweiten war der Schuss noch ein bisschen abgefälscht vom Emre Can. Ansonsten hat er das gehalten, was er halten musste. In der ersten Halbzeit hat er auch sehr gut hinten raus gespielt, sehr gute Pässe ins Mittelfeld gespielt. Marcs Leistung war gut.

Sie haben Robin Koch schon angesprochen und gelobt. Was sagen Sie zu den anderen drei Debütanten Luca Waldschmidt, Nadiem Amiri und Suat Serdar? Haben sie sich empfohlen für weitere Einsätze?

Luca Waldschmidt war sehr gut unterwegs, hat viele Bälle behauptet, kam das eine oder andere Mal zum Abschluss. Er hat viele Wege gemacht und eigentlich auch eine sehr gute Partie gespielt. Er war auch körperlich sehr präsent, war wichtig.

Nadiem und Suat kamen rein und hatten natürlich wenige Möglichkeiten, sich im Spiel noch auszuzeichnen. Beide mussten viel nach hinten arbeiten in der Phase. Beide haben ja so ein bisschen ihre Stärken im Spiel nach vorne. Im Training konnte man schon sehen, dass sie sehr gute Möglichkeiten und Ansätze haben. Da können wir uns noch ein bisschen was erhoffen.

Werden Sie nach der guten ersten Halbzeit nun auch gegen Estland wieder mit dieser Mannschaft beginnen?

Nein, das werde ich sehr wahrscheinlich nicht. Estland ist ein ganz anderer Gegner als Argentinien. Estland spielt mehr zurückgezogen, sie verteidigen in allererster Linie ihr Tor. Da brauchen wir einen offensiven Spieler mehr auf dem Platz. Marco Reus kann ich mir da vorstellen. Und wenn der Ilkay Gündogan fit ist, wird er natürlich auch spielen. Von daher ist davon auszugehen, dass es Wechsel geben wird.

 

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