14.10.2019 13:24 Uhr

Löw erleichtert nach mühevollem Sieg in Estland

Jochim Löw prophezeit zwei Siege in den letzten zwei EM-Quali-Spielen
Jochim Löw prophezeit zwei Siege in den letzten zwei EM-Quali-Spielen

Die deutsche Nationalmannschaft hat sich beim Pflichtsieg in Estland nicht mit Ruhm bekleckert. Joachim Löw ist aber von der erfolgreichen EM-Qualifikation überzeugt. Bis zum Turnier im Sommer wartet auf ihn jedoch noch viel Arbeit.

Als die deutsche Nationalmannschaft Tallinn am Montagmorgen im Dauerregen verließ, hatte Joachim Löw die leisen Restzweifel an einer EM-Teilnahme weggewischt. "Die letzten beiden Spiele wollen und werden wir gewinnen. Wir werden uns qualifizieren", sagte der Bundestrainer ungeachtet des schwachen Auftritts beim 3:0 (0:0)-Pflichtsieg in Estland und der Debatte um Instagram-Likes von Matchwinner Ilkay Gündogan und Rotsünder Emre Can.

Löw wirkte um kurz nach Mitternacht in der A. Le Coq Arena aber eher erleichtert als glücklich. Die besorgniserregende Leistung seiner Mannschaft in der ersten Halbzeit und die andauernden Personalprobleme stimmten ihn mit Blick auf das große Ziel im nächsten Sommer nachdenklich, auch wenn er in der zurückliegenden Woche "gute Erkenntnisse" gewonnen haben will. "Wir mussten viel improvisieren", sagte der 59-Jährige, nach den Ausfällen seien es "schwierige Tage" gewesen.

Reus will nicht über EM-Titel sprechen

Dies spürten die Spieler, auch wenn sie in erster Linie die schnellste Rote Karte der deutschen Länderspielhistorie gegen Can (14./Notbremse) für den glanzlosen Arbeitssieg verantwortlich machten. Danach sei es "kräftezehrend" gewesen, stellte der herausragende Gündogan nach seinem ersten Doppelpack in der Nationalmannschaft (51./57.) und dem Treffer des eingewechselten Timo Werner (71.) fest.

Zwei Siege sind zum Abschluss der Qualifikation im November gegen Weißrussland (16./Mönchengladbach) und Nordirland (19./Frankfurt) fest eingeplant. Doch kann die nach dem WM-Debakel stark verjüngte und neu formierte Mannschaft dann bei der paneuropäischen EM schon um den Titel mitspielen?

"Das ist für mich der falsche Zeitpunkt, um darüber zu sprechen", sagte Marco Reus. Der Dortmunder sieht in erster Linie die wenigen Lehrgänge in den nächsten Monaten als Problem an. "Die Zeit läuft uns davon. Wir treffen uns im November und dann erst im März wieder", sagte Reus und forderte daher noch mehr Engagement: "Wir kriegen nichts geschenkt, wir müssen uns alles hart erarbeiten."

Löw muss sich um Themen abseits des Platzes kümmern

Das weiß auch der Bundestrainer. Nach den beiden Länderspielen im März gegen "sehr starke Mannschaften" (Löw), stehen rund um das Trainingslager in Seefeld im Juni nur noch zwei weitere Begegnungen vor der EURO an. Viele Möglichkeiten des dringend erforderlichen Einspielens bleiben da nicht.

Es besteht aber zumindest die Hoffnung, dass Löw zum Jahresabschluss nicht schon wieder als Improvisationskünstler gefragt ist. Der Bundestrainer kündigte für diese Woche "einige Telefonate" mit den verletzten Spielern an. "Mal sehen, wer im November zurückkommt", sagte er.

Den Gruppensieg, der für die Setzliste bei der Endrunden-Auslosung am 30. November in Bukarest wichtig ist, kann der viermalige Weltmeister nach dem verlorenen direkten Duell gegen die punktgleichen Niederländer (3:2, 2:4) nicht mehr aus eigener Kraft erreichen. "Ich erwarte zwei Siege - und dann müssen wir sehen, was die Holländer machen", sagte der Weltmeistercoach von 2014, der sich auch von vereinzelten "Löw raus"-Rufen deutscher Fans in Tallinn nicht irritieren ließ: "Die Rufe habe ich nicht gehört. Aber es ist ihr gutes Recht."

Neben mehr Personal hofft Löw nun auf mehr Ruhe. Auch deshalb dürfte er Gündogan und Can nach deren Zustimmung für den Salut-Jubel türkischer Nationalspieler um ihren Freund Cenk Tosun in Schutz genommen haben. "Wer die beiden Spieler kennt, der weiß, dass sie gegen Terror und Krieg sind. Beide haben klar geäußert, dass es kein politisches Statement war", sagte Löw. Die Heimreise trat er dennoch mit gemischten Gefühlen an.

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