06.11.2019 10:11 Uhr

Swete: "Die Mannschaft steht über allem"

René Swete hütet seit knapp drei Jahren den Kasten der Hartberger
René Swete hütet seit knapp drei Jahren den Kasten der Hartberger

Mit 21 Punkten auf Tabellenplatz fünf, zudem schon neun Punkte Vorsprung auf die Qualifikationsgruppe. Es läuft für den TSV Hartberg in dieser Saison, im Gespräch mit Torhüter Rene Swete hat weltfussball.at nachgefragt, was das Geheimnis des aktuellen Erfolgslaufs ist.

Sonntag, 03. November 2019, Hartberg führt im Auswärtsspiel gegen die Admira mit 1:0 und spielt nach zwei gelb-roten Karten nur noch zu neunt. Unter anderem muss auch Stammkeeper René Swete zehn Minuten vor Schluss frühzeitig den Gang in die Kabine antreten und Offensivspieler Rajko Rep für ihn den Ersatzkeeper geben. Mit einer tapferen Energieleistung bringen die Steirer den Sieg über die Zeit und gewinnen die dritte Partie in Folge. Was hinter dem Erfolgslauf der Hartberger steckt, sagt uns Keeper Swete im Interview.

weltfussball: Nach der doch aufregenden Partie gestern gegen die Admira, wie hast du geschlafen?

René Swete: Ja, freut mich zu hören, dass es aufregend war. Nein, es war ein unglaublicher schöner Sieg, aber nachhaltig auch mit einem faden Beigeschmack für mich persönlich. Aber es überwiegt natürlich die Freude über den Sieg. Daher war der Schlaf halbwegs gemütlich, nicht sehr gut, aber er war ok.

Der Sieg zu neunt war eine richtige Energieleistung von eurer Mannschaft. Wie viel Kraft hat es benötigt, am Ende doch noch einen knappen Sieg rauszuholen?

Wir haben ja schon einmal gegen die Admira auswärts in Unterzahl gewonnen, da haben wir mit einem Mann weniger das 3:2 in der 94. Minute geschossen. Jetzt ist uns das sogar mit zwei Mann weniger gelungen, da sieht man, was für ein gutes Spiel wir gegen einen schwierigen Gegner gemacht haben. Das spricht auf jeden Fall für unsere Charakterstärke.

Was zeichnet eure Charakterstärke aus? Wie schafft es die Mannschaft, trotz dieser Rückschläge zurückkommen und so ein Spiel noch zu gewinnen?

Das ist ganz einfach erklärt: Kein einziger Spieler ist wichtiger als die Mannschaft, sondern die Mannschaft steht wirklich über allem. Es geht darum, dass die Mannschaft gewinnt und nicht dass ein, zwei Spieler glänzen können. Natürlich kommt es mit zwei Männern weniger dann aufs Verteidigen an und wenn man dann sieht, wie alle an einem Strang ziehen und selbst die Offensivspieler sich nicht zu schade sind, die extra Meter zu machen und hinten auszuhelfen, dann kommt so eine Energieleistung dabei raus.

Ihr habt in dieser Saison schon mit ein paar Schiedsrichter-Entscheidungen gehadert, mit denen ihr nicht ganz einverstanden wart. Auch dein Platzverweis gegen die Admira sorgte für viel Aufregung. Wie siehst du die aktuelle Situation dazu in Österreich? Sehnt man sich da nach einer schnellen Einführung des Videobeweises?

Ja, schon. Es waren halt schon mehrere Entscheidungen dabei, die fragwürdig oder ganz einfach falsch waren. Aber ich sag' es immer wieder: Wir haben größten Respekt vor den Schiedsrichtern, auch wenn es sich jetzt vielleicht etwas widersprüchlich anhört. Ich weiß, dass der Job kein Honiglecken ist und dass keiner absichtlich Fehler macht, aber manchmal finde ich gewisse Entscheidungen einfach unverständlich. Es wäre halt wichtig, dass wir ein respektvolles Miteinander zwischen Spielern und Schiedsrichtern haben, aber da ist manchmal nicht so ganz die Basis gegeben. 

Muss man sich als Spieler nicht auch selbst zurücknehmen, wenn man schon weiß, dass manche Schiedsrichter sich so oder so verhalten?

Ja, natürlich. So wie jeder andere Spieler, mache auch ich meine Fehler. Sicher gibt es Dinge, wo ich mich anders verhalten kann oder sollte und dass das ein Prozess ist, der natürlich auch mich betrifft. Am Sonntag war es halt wieder einmal relativ schwierig zu verkraften bzw. zu verdauen, aber ich bin der erste, der vor seiner eigenen Haustüre kehrt.

Also kann man sagen, die Videoschiedsrichter-Einführung kann in Österreich lieber früher als später kommen?

Ja, aber der Videoschiedsrichter wird auch nicht alle Probleme lösen, wie man zum Beispiel in Deutschland sieht, wo er schon zum Einsatz kommt. Da gibt es trotzdem Szenen, über die noch viel diskutiert wird. Aber wenn man sich zum Beispiel, und ich kann da jetzt nur von uns sprechen, die Elfmeter ansieht, die wir gegen Mattersburg und St. Pölten bekommen haben, die würden mit dem Videoschiedsrichter nicht so stehen bleiben. Und das ist natürlich eine gute Sache und man sollte generell neuen Dingen offen gegenüberstehen. 

Zurück zum Spiel vom Sonntag. Was sagst du zu deinem Ersatzmann im Tor, Rajko Rep? Stellt der sich im Training auch mal öfters ins Tor?

(Swete lacht kurz) Nein, das war eh kurz ein Rätsel, wer sich da die Handschuhe anziehen darf. Aber da sieht man auch wieder, der Rajko ist sich nicht zu schade, sich ins Tor zu stellen. Er ist unser kreativster Spieler, hat ein unglaubliches Potential und stellt sich dann da hinten rein. Dann kommt man halt auch wieder zu dem Schluss, dass jeder alles für den Erfolg der Mannschaft gibt und man kann ihm nur gratulieren zu seiner Leistung.

Gehen wir mal zu dir und deiner Karriere. Bei Grödig hast du 2016 ja schon erste Bundesliga-Erfahrung gesammelt. Dann kam das Aus und der Rückschritt zu Hartberg in die Regionalliga Mitte. Hast du damals geglaubt, dass war es mit der Profikarriere bzw. hättest du jemals damit gerechnet, nur zwei Jahre später schon wieder in der Bundesliga aktiv zu sein?

Also, es wäre vermessen, wenn ich sagen würde, ich bin damals mit dem Ziel nach Hartberg gegangen, um in zwei Jahren wieder Bundesliga zu spielen. Das war nicht vorherzusehen. Natürlich bin ich mit der Motivation zu Hartberg gekommen, Meister in der Regionalliga Mitte zu werden. Ich bin ja damals im Winter zur Mannschaft gestoßen, da waren wir gerade Zweiter mit drei Punkten Rückstand oder so und es war ganz klar das höchste Ziel, mit Hartberg in die 2. Liga aufzusteigen und dort meine Leistungen zu bringen. Aber es freut mich noch viel mehr, dass wir es gemeinsam als Mannschaft sogar geschafft haben, in die Bundesliga aufzusteigen. Man kann sagen: Es läuft.

Kann man festhalten, dass dieser Teamspirit bei euch ein ganz zentraler Faktor für den Erfolg ist?

Ohne diese Grundlage, ohne diesen Teamgeist wäre Hartberg nicht in der Bundesliga. Wir waren damals in der 2. Liga nicht die Mannschaft mit den besten Einzelspielern, aber ich glaube, wir waren ganz einfach das beste Team in Bezug auf Zusammenhalt und Willensstärke. Wir tragen diesen Geist natürlich immer mit, es sind ja doch noch viele Spieler dabei, die den Weg aus der Regionalliga mitgegangen sind und das spricht einfach auch für uns als Mannschaft.

Nach dem Erfolg mit Christian Ilzer, mit dem man den Durchmarsch in die Bundesliga schaffte, kam dann in der Bundesliga der Wechsel zu Markus Schopp. Wie siehst du seine Leistung als Trainer an und wie hat er den Spielstil und Spirit, der von Christian Ilzer aufgebaut wurde, weitertragen können?

Erst einmal ist der Christian Ilzer ein hervorragender Fachmann und ein super Mensch, er war ein sehr wichtiger Baustein für Hartbergs Weg in die Bundesliga. Und über Markus Schopp kann ich nur dasselbe sagen. Er ist fachlich unglaublich breit aufgestellt, versteift sich nicht auf bestimmte Systeme, sondern ist da sehr flexibel. Und auch menschlich macht es einfach Freude mit ihm zusammenzuarbeiten. Er ist offen für neue Dinge, wenn die Mannschaft etwas braucht, hat er immer ein offenes Ohr und gibt uns auch viele Freiheiten. Aber er weiß auch immer, wann er die Zügel etwas strenger anziehen muss und sagt: "Burschen, jetzt marschier' ma!" Ich glaub', dass er der ideale Trainer für diese Mannschaft ist.

Wie schafft es Markus Schopp auch nach eher schwachen Phasen oder Niederlagen-Serien, die Mannschaft wieder so aufzurappeln, dass sie selbst wieder positive Serien startet?

Das ist ganz einfach. Wir haben unsere Grundziele, aber wir wissen auch, wir werden nie ein Spiel gegen einen Gegner haben, wo wir sagen können: 90 Prozent werden genügen. Wir sind einfach überzeugt von unserem Weg, vom Weg, den der Trainer vorgibt und an dem Weg halten wir fest. Auch in der letzten Saison, wo wir 13 Spiele nicht gewonnen haben, sind wir von unserem grundsätzlichen Weg nicht abgewichen und dann kommt halt auch irgendwann mal wieder was dabei raus. Man muss aber auch sagen zu den vier sieglosen Spielen in dieser Saison, die waren halt doch mit dem LASK, dem WAC, Salzburg und Rapid, die Top Vier der Liga, also das muss man schon richtig einschätzen können. Wir waren da teilweise schon zufrieden mit unseren Spielen.

Genau wie im letzten Jahr belegt ihr nach 13 Runden den fünften Tabellenplatz, nur dieses Mal habt ihr ganze neun Punkte Vorsprung auf den siebten Platz. Was sind jetzt die aktuellen Ziele? Wirft man den Blick schon nach oben oder stapelt man weiter tief und konzentriert sich auf das Ziel Klassenerhalt?

Wir bleiben trotzdem weiterhin am Boden und bleiben realistisch. Das Primärziel ist auf jeden Fall der Klassenerhalt, aber wenn wir es natürlich schaffen nach 22 Runden Sechster zu sein, wäre das eine tolle Sache. Aber wir werden da jetzt sicher nicht draufgängerisch und glauben, wir können bald Europacup spielen. Es muss das Ziel sein, in der Liga zu bleiben, auch wenn es sich blöd anhört mit 21 Punkten, aber es ist wirklich so. Wenn wir unseren Weg weitergehen und nach 22 Runden tatsächlich noch Sechster sind, dann ist mal ein Ziel erreicht und dann wird weitergeschaut auf die weiteren Ziele. 

Aber ganz ehrlich, wäre es nicht schon ein bisschen eine Enttäuschung, wenn man trotz neun Punkten Vorsprung die Teilnahme an der Meistergruppe noch verspielen würde?

Enttäuschung würde ich gar nicht sagen, es ist, wie ich das schon vorher gesagt habe. Bei uns ist es halt so, dass wir bei jedem Spiel wirklich an unsere Grenzen gehen müssen und da ist es egal, ob das Spiel gegen den WAC, Wattens, den LASK oder Altach ist. Solange wir unsere Leistung bringen, können wir da auch drin bleiben. Es ist ja nicht so, dass erst zwei, drei Runden gespielt sind, sondern es sind ja schon 13 Runden gespielt. Wir müssen einfach am Boden bleiben, weiter hart arbeiten und dann wird sich das schon in unsere Richtung entwickeln.

Noch eine persönliche Frage zu dir: Du bist in deinen Interviews doch sehr direkt, sagst stets frei raus, was du dir denkst. Sorgst du bei deinem Verein auch manchmal für graue Haare?

(Swete lacht kurz auf) Ich bin ja generell ein eher direkter Mensch, nicht nur beim Fußball, sondern auch, wenn ich generell ein Problem habe, will ich das direkt ansprechen. Man wird mit seiner Meinung nicht immer alle Leute zufrieden stellen können, ich sage halt, was ich mir denke und ich denke, es ist schon ein sehr wichtiger Punkt, zu seiner Meinung zu stehen. Wenn du Feedback bekommst, willst du ja auch, dass die andere Person ehrlich zu dir ist und dir nicht irgendwie Honig ums Maul schmiert. Da bin ich dann doch der direkte Typ.

Zum Abschluss noch: "Das Steirer-Derby" gegen Sturm steht vor der Tür. Wie geht man die Partie an, was erwartet man sich?

Wir erwarten, dass es ein schönes Spiel wird mit vielen Zusehern. Wir haben ja schon im Hinspiel beim Heimmatch gesehen, dass es eine knappe Partie werden kann und da haben wir auch gewinnen können. Wenn wir es schaffen, zu 100 Prozent unsere Leistung auf den Platz zu bringen, wird auch dort was möglich sein. 

Mit einem Sieg könnte man einen großen Schritt Richtung Meistergruppe machen, da hätte man dann schon vier Punkte Vorsprung auf Sturm Graz.

Ja, es ist aber erst ein Drittel der Saison gespielt, da ist jeder Sieg ein wichtiger Schritt vorwärts. Da ist es egal, gegen wen man den holt. Wir wollen einfach nach vorne schauen und weiter punkten. Der Weg ist das Ziel.

Das Interview führte Max Augustin

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