Der Ex-Rapidler Atdhe Nuhiu könnte am Sonntag seinen letzten großen internationalen Auftritt in seiner Geburtsstadt Priština haben.

Direkt kann sich der Kosovo nach der 1:2-Niederlage Donnerstagabend in Tschechien nicht mehr für die EM qualifizieren. Dennoch, oder vielleicht gerade deswegen, wird das Heimspiel gegen das bereits quailifizierte England zum Feiertag!

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Die Kosovaren haben noch sehr gut in Erinnerung, wie sehr sich der damalige britische Premierminister Tony Blair 1999 für das NATO-Eingreifen im Kosovo-Krieg eingesetzt haben. Viele nannten ihre Kinder nach ihm - "Tonibler" wurde im Kosovo ein gängiger Vorname.

Zahlreiche Toniblers werden am Sonntag im "Stadiumi Fadil Vokrri" in Priština dem Kosovo die Daumen drücken. Die meisten von ihnen im Dress vom Ex-Rapidler Atdhe Nuhiu, der 1989 in Priština geboren wurde, danach in Preševo (heute Serbien) lebte und mit seiner Familie flüchten musste.

"Nuhiu ist bei uns überall gegenwärtig", verriet der TV-Sportberichterstatter Arben Berisha (in etwa der Robert Seeger Kosovos) dem "Sheffield Star", "er genießt bei uns den größten Respekt." Das Preševo-Tal sei für viele Kosovaren quasi "Ost-Kosovo" und "dort sind sowieso alle Nuhiu-Fans."

Muriqi ist schon der Platzhirsch

Obwohl Nuhiu mit seinem wuchtigen Kopfball in Pilsen für das Ehrentor sorgte, wird der 30-jährige Mittelstürmer von Sheffield Wednesday möglicherweise nicht mehr viele Auftritte im Nationalteam haben. Der Grund heißt Vedad Muriqi, ist 25, kickt für Fenerbahçe, trifft in der Süperlig wie am Fließband und mittlerweile auch im Natinalteam des Kosovo immer häufiger.

Muriqi ist wie Nuhiu Mittelstürmer, unwesentlich kleiner (194cm gegenüber 197cm), jedoch schneller und beweglicher. Er hat Nuhiu im Nationalteam mehr oder weniger schon verdrängt, ist derzeit aber verletzt. Darum wird Nuhiu am Sonntag aller Voraussicht nach wieder in der Startelf stehen.

Sprungbrett Rapid

Bei Sheffield Wednesday hat Nuhiu noch einen Vertrag bis Sommer 2020 und traf in 216 Championship-Einsätzen 35 Mal. Heuer schaffte er es in der Meisterschaft bislang vier Mal in die Startelf. Eines seiner "wichtigsten" (weil für den Klub lukrativen) Tore erzielte er erst vergangenen Jänner im FA-Cup. 2016 und 2017 schrammte er mit den "Owls" zweimal knapp am Aufstieg in die Premier League vorbei, scheiterte mit ihnen erst im Playoff.

Dass Nuhiu sein sportliches Glück auf der Insel fand, hängt nicht zuletzt mit seinen famosen Auftritten für Rapid im Sommer 2010 gegen die "Villans" zusammen, als die Wiener zum zweiten Mal in Folge Aston Villa im Playoff aus der Europa League kegelten. Im Jahr davor hatte sich ja Nikica Jelavić (im Bild unten) seine Fahrkarte geholt und auf etwas weniger elegante Weise zu den Rangers (und folglich zu Everton) abgeseilt.

Thomas Schöpf